Unternehmensgründung: Mehr als nur der Gang zum Gewerbeamt

Das Interesse an einer Selbstständigkeit ist ungebrochen. Die IHK-Existenzgründerberater haben 2023 etwa 20 Prozent mehr Stellungnahmen zu Gründungsvorhaben abgegeben als im Jahr zuvor. Auch die IHK-Beratung ist gefragter, denn zur Unternehmensgründung gehört mehr als nur der Gang zum Gewerbeamt oder Registergericht. An Beratertagen und in individuellen Gesprächen geben die IHK-Experten wichtige Informationen und Tipps. Sie unterstützen Gründungsinteressierte jeden Alters in den unterschiedlichsten Branchen, gleich ob Imbiss, Start-up oder Unternehmensnachfolge, mit dem Ziel, aus jeder Gründung ein erfolgreiches Unternehmen zu machen.
„Der Gründungsprozess ist in der Tat sehr komplex und äußerst dynamisch. Wir empfehlen daher immer, die vielfältigen Beratungsangebote zu nutzen“, so die IHK-Berater Frank Lenz und Falk Hundertmark. Die IHK bietet in ihren Erstberatungen einen umfangreichen Überblick über alle notwendigen Schritte und gibt viele Tipps, wo man welche Unterstützung bekommt. „Dabei können wir nicht nur auf die Leistungen der IHK wie Rechtsauskünfte, Weiterbildung oder Finanzierungsberatung zurückgreifen, sondern auch auf die Thüringer Gründernetzwerke.“
Die Begleitung durch einen Berater ist in den verschiedenen Gründungsphasen förderfähig. Die IHK berät kostenlos.
Hier geben die IHK-Experten einige Tipps zur erfolgreichen Gründungsvorbereitung.

Tipp 1: Ein schlüssiges Konzept

„Eine großartige Idee und der Eintrag beim Gewerbeamt reichen nicht aus, um erfolgreich zu sein“, betonen die IHK-Berater. Egal ob Dienstleistung oder Produktion, ob Neustart, Ausgründung oder Nachfolge: Wichtig ist, dass man von seiner Gründungsidee nicht nur überzeugt ist, sondern auch das notwendige Know-how dafür mitbringt. Nur so kann man glaubwürdig auf Kunden, Partner oder Lieferanten zugehen und am Ende erfolgreich sein.
„Oft unterschätzt wird allerdings, dass Gründungswillige neben Fachwissen auch betriebswirtschaftliches Wissen mitbringen müssen“, sagt IHK-Gründungsberater Frank Lenz. „Deshalb raten wir allen, sich schon lange vor der eigentlichen Gründung intensiv auf die Anforderungen an einen Unternehmer vorzubereiten.“
Wichtigste Voraussetzung jeder Gründung ist ein schlüssiger, sehr konkreter Businessplan: Welche Leistungen sollen für welche Kunden angeboten werden? Wie ist die Marktsituation in diesem Bereich? Mit welchen Partnern und Lieferanten soll bzw. wird zusammengearbeitet werden? Und vor allem: Wie soll die Gründung und der laufende Betrieb finanziert werden?
„Eine gute Orientierung für die Erarbeitung eines Businessplanes bietet die Gründerplattform der KfW (gruenderplattform.de)“, empfiehlt Frank Lenz.
Je gewissenhafter und realistischer der Businessplan, desto besser ließe er sich am Ende auch umsetzen. Das gelte insbesondere für die betriebswirtschaftliche Planung.

Tipp 2: Finanzierung klären

Wieviel muss investiert werden, um loslegen zu können? Gibt es genügend eigene Mittel oder braucht man eine Finanzierung? Wie kann die geleistet werden? Wie hoch sind die laufenden Kosten? Welche Preise müssen kalkuliert werden, um wirtschaftlich arbeiten zu können – gibt der Markt das her?
„Herzstück eines jeden Businessplanes ist ein schlüssiges Finanzierungskonzept mit Kostenkalkulation, Investitionsbedarf und möglichen Finanzierungswegen“, empfiehlt IHK-Finanzierungsberater Falk Hundertmark. „Es gibt vielfältige Angebote von Existenzgründerpass bis Gründungszuschuss.“ Die meisten davon seien an ganz konkrete Voraussetzungen gebunden und „können“ vergeben werden. Es besteht also kein Anspruch. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Ein schlüssiger Businessplan ist ein wichtiges Entscheidungskriterium.
„Wir als IHK-Berater sind erste Ansprechpartner bei der Finanzierungsplanung. Wir bieten einen Überblick über die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten und unterstützen bei der Wahl der passenden Angebote.“ Informationen gibt es auch auf der IHK-Internetseite „Finanzierungshilfen im Gründungsbereich“ (ihk.de/gera).

Tipp 3: Zugangsvoraussetzungen, eventuell Erlaubnispflichten prüfen

„Nicht mit jeder Idee kann man gleich loslegen. In einigen Branchen gelten Zugangsvoraussetzungen und einige Dienstleistungen sind erlaubnispflichtig“, verweist Frank Lenz auf einen weiteren Aspekt, der bei der Gründungsvorbereitung zu beachten ist. Auch hier seien die Branchen-Fachberater der IHK die ersten Ansprechpartner, um sich über Details zu informieren. „Sie wissen auch, wie und wo man die notwendigen Nachweise erlangen kann.“
Im gewerblichen Güterkraft- und Straßenpersonenverkehr beispielsweise müssen zur Gewerbeausübung bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Berufskraftfahrer müssen Qualifikationen nachweisen. Besondere Vorschriften gelten dabei für den Transport von gefährlichen Gütern. Auch beim Handel mit bestimmten Produkten, z.B. Arzneimittel, gelten besondere Zugangsvoraussetzungen. In der Gastronomie müssen vor dem Start ggf. bestimmte Nachweise erbracht werden, wie Gesundheitspass oder Schulung zu Lebensmittelhygiene. Die IHK-Branchenberater informieren gern über die Vorschriften und geben Tipps zur Umsetzung (ihk.de/gera).
Für Vermittler von Versicherungen, Finanzanlagen und Immobiliardarlehen, in der Immobilienbranche, im Bewachungsgewerbe und bei Personaldienstleistungen gibt es ebenfalls Erlaubnispflichten. Einen Überblick mit Ansprechpartnern gibt es auch auf der IHK-Internetseite (ihk.de/gera).

Tipp 4: Soziale Absicherung klären

„Ebenso wichtig wie eine solide finanzielle Basis für das künftige Unternehmen ist die soziale Absicherung des Gründers“, so Frank Lenz. „Wer ein Unternehmen gründen will, denkt nicht unbedingt zuerst an Krankheit, Pflege, Arbeitslosigkeit oder Rente. Dennoch gehören auch diese Themen zur Gründungsvorbereitung. Krankenkasse, Pflegeversicherung, Berufsgenossenschaft oder Altersvorsorge stehen ebenso auf der Checkliste wie Haftpflichtversicherungen für verschiedene Sachverhalte. Und auch die Frage: Was passiert, wenn die Unternehmensgründung scheitert? Ist es möglich sich für den Fall einer Arbeitslosigkeit abzusichern?“

Tipp 5: Rechtliche Rahmenbedingungen und steuerliche Fragen – ohne professionelle Beratung geht es nicht

Ohne professionelle Beratung in Sachen Recht und Steuern gelingt selten eine Unternehmensgründung, so die Erfahrungen von Falk Hundertmark. Während die IHK Basisinformationen und zahlreiche Bildungsangebote rund um den Gründungsprozess bereithält, begleiten Unternehmens- und Steuerberater den Gründer aktiv auf seinem Weg zum eigenen Unternehmen und durch die recht komplexen betriebswirtschaftlichen, juristischen, steuerlichen und persönlichen Herausforderungen.
Er rät, zunächst zu prüfen, zu welcher Branche das zukünftige Unternehmen gehören wird. Damit werde auch die Zugehörigkeit zu einer Kammer, zum Beispiel IHK oder Handwerkskammer, geklärt. „Dort bekommt man reichlich Informationen und Unterstützung für die Gründung – und auch später im Unternehmeralltag“, verweist er auf die vielfältigen Beratungs- und Informationsangebote der IHK. Bei Themen wie Rechtsformen und Wahl des Firmennamens, Vertragsgestaltung, Arbeitsrecht, Datenschutz oder Steuerrecht sind die Juristen der IHK kompetente Ansprechpartner. Sie informieren über grundsätzliche Anforderungen und Regelungen, haben aber auch hilfreiche Antworten für ganz konkrete Fragen (ihk.de/gera).
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