UNTERNEHMSNACHFOLGE

Fortsetzung folgt!

Unternehmensnachfolge muss langfristig vorbereitet werden

Nicht nur Fachkräftenachwuchs wird vielerorts dringend gebraucht, auch rund 8.000 deutsche Familienunternehmer suchen in den nächsten zehn Jahren einen Nachfolger. In Thüringen erreichen jährlich zwischen 500 und 600 Unternehmer das „Rentenalter“. Doch der Unternehmernachwuchs ist dünn gesät und eine Unternehmensnachfolge muss langfristig vorbereitet werden. Einen geeigneten Nachfolger zu finden, ist dabei nur ein Aspekt, wie die IHK-Nachfolgeberater Peter Dörfer und Falk Hundertmark betonen. Sie lotsen sowohl Unternehmer als auch deren potenzielle Nachfolger durch den anspruchsvollen Prozess.

Übers Alter reden viele Menschen nicht gern – erst recht nicht, wenn man als aktiver und agiler Unternehmer mitten im Berufsleben steht. Wann sollte man sich denn Gedanken über eine mögliche Unternehmensnachfolge machen?

Falk Hundertmark: So paradox es klingt, damit sollte man schon bei der Firmengründung beginnen – mit der genauen und immer aktuell gehaltenen Dokumentation von Zugriffsrechten, Unterschriftenberechtigungen, Vertretungsbefugnissen usw. So beugt man einerseits Notfällen vor, denn auch ein junger Firmenchef kann aus den unterschiedlichsten Gründen für unbestimmte Zeit ausfallen. Andererseits ist damit auch eine wichtige Grundlage geschaffen, wenn es um die Übergabe an einen Nachfolger geht. Die IHK bietet dafür ein Notfallhandbuch als ausfüllbare PDF-Version an.
Peter Dörfer: Wie es mit der Firma nach dem eigenen Ruhestand weitergeht, sollte langfristig geplant werden. Das ist zunächst abhängig von der konkreten Lebensplanung: Will ich mich mit 50 aus der Firma zurückziehen oder über das eigentliche Rentenalter hinaus weiterarbeiten? Der konkrete Nachfolgeprozess kann zwischen fünf und zehn Jahren in Anspruch nehmen.

Wovon hängt es ab, wie lange eine Nachfolgeregelung dauert?

Falk Hundertmark: Jeder Nachfolgeprozess ist sehr individuell und äußerst komplex. Entscheidend sind mehrere Faktoren, unter anderem, ob ein Nachfolger gesucht und eingearbeitet werden soll oder einzelne Vermögenswerte verkauft werden. 
Peter Dörfer: Sehr oft unterschätzt wird die steuerliche und finanzielle Ausgestaltung der Firmenübergabe. Egal ob innerhalb der Familie, an einen Mitarbeiter oder einen Käufer. Es geht nicht nur darum, was muss wie vorbereitet und umgesetzt werden, sondern auch um bestimmte gesetzliche Fristen, die eingehalten werden müssen. Wir raten deshalb dringend, sich schon sehr zeitig bei einem Steuerberater Rat zu holen. Dazu könnte zum Beispiel das übliche Jahresgespräch genutzt werden oder auch ein Spezialist ins Boot geholt werden.

Welcher Nachfolger ist der „Richtige“?

Falk Hundertmark: Kurz und knapp: derjenige der in der Firma lohnende Entwicklungs- und Zukunftspotenziale sieht und diese mit viel Engagement und Kompetenz umsetzt, egal ob er aus der eigenen Familie kommt, ein Mitarbeiter übernimmt oder ein „Fremder“ einsteigt. Den zu finden, ist oft die größte Herausforderung, denn der Übergeber und der potenzielle Nachfolger bewerten das Unternehmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Der eine hat vielleicht die Firma selbst gegründet, viel Arbeit investiert und sieht sie als seine Lebensleistung an. Für den anderen zählt nur der Blick nach vorn, ob die Firma seinen Lebensunterhalt für die nächsten zehn bis 20 Jahre sichern kann. 
Peter Dörfer: Dieses Konfliktpotenzial kann durch eine sorgfältige Vorbereitung und Planung deutlich entschärft werden. Dazu gehört sowohl eine Übergabekonzeption mit verbindlicher Terminplanung und eine realistische Bewertung des eigenen Unternehmens als auch der offene Umgang mit dem Thema Nachfolge gegenüber den Mitarbeitern und in der eigenen Familie.

Apropos Familie: Ist es nicht einfacher, wenn das Familienunternehmen in Familienhand bleibt?

Peter Dörfer: Nur auf den ersten, flüchtigen Blick. Die wichtigste Frage ist auch hier: Gibt es innerhalb der Familie jemanden, der das Unternehmen in den nächsten Jahren führen will und kann? Laut Institut für Mittelstandsforschung übergeben nur gut die Hälfte, nämlich 53 Prozent, Eigentümer ihr Unternehmen an die eigenen Kinder oder Familienangehörige. Oft haben die Kinder eigene Berufs- und Karrierewege eingeschlagen.
Falk Hundertmark: Für eine erfolgreiche Nachfolgeregelung innerhalb der Familie gilt prinzipiell das gleiche wie bei jeder anderen Lösung – von der realistischen Bewertung über die Zukunftsfähigkeit der Firma bis hin zu einem schlüssigen Businessplan des Nachfolgers. 
Peter Dörfer: Dann sollte geprüft werden, ob ein Verkauf von Firmenbestandteilen, wie Warenlager, Maschinenpark, Know-how oder Immobilien in Frage kommt.
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