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Umweltverantwortung kontra Wettbewerbsfähigkeit?
Die Jenaer j-fiber GmbH nimmt als energieintensives Unternehmen ihre Verantwortung für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit sehr ernst. Seit 25 Jahren arbeitet die Firma mit dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS und investiert immer wieder in energieeffiziente Prozesse, Materialeinsparung und Abfallvermeidung. Trotzdem werden die immer enger gefassten und komplexeren gesetzlichen Vorschriften zur Herausforderung.
Nachhaltigkeit ist Firmenphilosophie
Nachhaltigkeit hat für j-fiber-Geschäftsführer Frank Flohrer viele Aspekte. Zum einen seine persönliche Einstellung, die sich auch in der Firmenphilosophie widerspiegelt: verantwortungsbewusst im Sinne von Umwelt und Klima handeln. Zum anderen auch handfeste ökonomische Motive. „Viele unserer Kunden legen Wert auf Umweltparameter wie dem CO2-Fußabdruck und fragen gezielt nach. Effizienter Umgang mit Energie und Rohstoffen reduziert aber auch die Kosten und hat positive Effekte auf die Preisgestaltung.“
Glückwünsche von der IHK zu 25 Jahre EMAS-Zertifizierung der j-fiber GmbH: IHK-EMAS-Verantwortliche Franziska Neugebauer (r.) überreicht Geschäftsführer Frank Flohrer (Mitte) und dem Umweltmanagementbeauftragten Kevin Pachulsky (l.) die IHK-Ehrenurkunde.
Am j-fiber-Standort in Jena werden aus flüssigen Germanium- und Silizium-haltigen Rohstoffen sowie Gasen mittels schichtweiser Abscheidung auf der Innenseite von Trägerrohren sogenannte Preformen hergestellt. Aus diesen wird bei ca. 2.000 °C eine bis zu 150 km lange Glasfaser gezogen und gleichzeitig ummantelt. „Neben Standard-Produkten entwickeln und produzieren wir auch Glasfasern mit optimierten optischen und mechanischen Eigenschaften passgenau für die Anwendungen unserer Kunden.“ Die kommen aus den Bereichen Telekommunikation, Lasertechnik, Medizintechnik, Halbleitertechnik oder Sensorik weltweit und wissen die hohe Qualität der Jenaer Produkte zu schätzen.
Energie- und Rohstoffeffizienz permanent im Blick
Die j-fiber GmbH in Jena setzte für den sehr energieintensiven Herstellungsprozess von Anfang an auf hochmoderne Anlagen und energieeffiziente Prozesse. Die Hauptenergieträger sind Erdgas und Wasserstoff. Ein permanentes, umfassendes Energiemonitoring hilft dabei, Einsparpotenziale zu identifizieren und zu erschließen, was zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen beiträgt. So wurde im vergangenen Jahr bei der Preformfertigung der Energieverbrauch deutlich gesenkt. „Wir konnten einen bisher separaten Fertigungsschritt an anderer Stelle in den technologischen Prozess integrieren. Das Ergebnis: Wir brauchen pro Preform deutlich weniger Wasserstoff und Sauerstoff.“ Die Optimierung der Preformen selbst führte zur Reduzierung des Faserabfalls um 30 Prozent. Aus anfallendem Glasbruch, Faserresten sowie Abgasströmen wird das Germanium recycelt. „Das sind nur einige unserer Projekte, um Energie, Abfall oder Rohstoffe effizienter zu nutzen“, verweist Frank Flohrer auf den aktuellen Umweltbericht der Firma.
Technologische, infrastrukturelle und wirtschaftliche Grenzen
„Energieeffizienz und nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Umwelt ist Teil unserer Firmenphilosophie“, bekräftigt er, aber trotzdem gebe es Grenzen. Technologische Grenzen: „Es darf keine Abstriche an der Qualität geben!“ Infrastrukturelle Grenzen: „Um Abwärme nutzbar zu machen, wäre die Einspeisung in ein Fernwärmenetz eine mögliche Lösung, jedoch fehlt ein solches Netz in der Region.“ Und nicht zuletzt wirtschaftliche Grenzen: „Um langfristige Investitionen zu planen fehlt es derzeit an verlässlichen Daten. Es ist nicht absehbar, wann, in welcher Menge, Qualität und zu welchem Preis beispielsweise Wasserstoff aus einem Rohrleitungsnetz an unserem Standort zur Verfügung stehen wird. Das erschwert Planungs- und Entscheidungsprozesse grundlegend.“
Vorschriften und Grenzwerte versus Wettbewerbsfähigkeit
„Gesetzlich vorgeschriebene Regularien, Grenzwerte und Nachweispflichten werden immer enger gefasst und komplexer. Gerade für kleinere Unternehmen wie uns wird es immer schwerer, diese umzusetzen“, spricht der Geschäftsführer ein Thema an, das ihn umtreibt. Die Pflicht zur Einführung eines Energiemanagementsystems träfe die Firma vorbereitet. „Wir arbeiten seit 25 Jahren aus eigenem Antrieb mit EMAS.“ Um im Dschungel der vielen Regelungen von Lieferkettengesetz bis Energieeffizienzgesetz Klarheit für die eigene Firma zu bekommen, habe j-fiber sich die Unterstützung einer Compliance-Beratung gesichert. „KMU haben weder das Know-how noch die personellen Kapazitäten, die aus den Vorschriften resultierenden Anforderungen an das eigene Unternehmen zu analysieren.“ Die Beratungsleistung koste Geld und Zeit, die Umsetzung koste Geld und Zeit – das werde immer mehr zur Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. Denn dieses Geld und diese Zeit fehlten am Ende bei der Umsetzung von Investitionsmaßnahmen oder Produkt- und Prozessentwicklung. In Richtung Politik hat Frank Flohrer eine deutliche Botschaft: „Auch für KMU muss die Umsetzung von immer komplexeren Regularien wirtschaftlich wettbewerbsfähig realisierbar sein!“
j-fiber GmbH
Die j-fiber GmbH ist einer der führenden Anbieter von optischen Glasfasern zur Datenübertragung in Europa und der einzige industrielle Hersteller von optischen Glasfasern in Deutschland für Telekommunikation. Im Unternehmen werden optische Fasern und deren Vorprodukt, die Preform, zum Einsatz in der optischen Datenübertragung gefertigt. Zu den Kunden zählen Hersteller innovativer Datenkommunikationsleitungen und -systeme sowie OEM-Hersteller und Forschungsinstitute weltweit. Das Unternehmen gehört zur chinesischen Hengtong-Gruppe und beschäftigt am Standort Jena rund 130 Mitarbeiter.
j-fiber.com
Die j-fiber GmbH ist einer der führenden Anbieter von optischen Glasfasern zur Datenübertragung in Europa und der einzige industrielle Hersteller von optischen Glasfasern in Deutschland für Telekommunikation. Im Unternehmen werden optische Fasern und deren Vorprodukt, die Preform, zum Einsatz in der optischen Datenübertragung gefertigt. Zu den Kunden zählen Hersteller innovativer Datenkommunikationsleitungen und -systeme sowie OEM-Hersteller und Forschungsinstitute weltweit. Das Unternehmen gehört zur chinesischen Hengtong-Gruppe und beschäftigt am Standort Jena rund 130 Mitarbeiter.
j-fiber.com
EMAS – das Umweltmanagementsystem
Das Gemeinschaftssystem für das freiwillige Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein von der EU 1993 entwickeltes Instrument für Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen. Unternehmen müssen ein wirksames Umweltmanagement einführen und eine Umwelterklärung erstellen und eine Umweltprüfung ablegen. Der Umweltgutachter achtet dabei nicht allein auf die Einhaltung der formellen Regeln, sondern vor allem auf die echte Umweltleistung des Unternehmens, wie die Einhaltung aller relevanten Umweltrechtsvorschriften und Umweltziele. Im Anschluss erfolgt die Registrierung des Unternehmens über die zuständigen Stellen in das EMAS-Register. Die IHK Ostthüringen ist die zuständige Stelle für Thüringen.
ihk.de/gera
Das Gemeinschaftssystem für das freiwillige Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein von der EU 1993 entwickeltes Instrument für Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen. Unternehmen müssen ein wirksames Umweltmanagement einführen und eine Umwelterklärung erstellen und eine Umweltprüfung ablegen. Der Umweltgutachter achtet dabei nicht allein auf die Einhaltung der formellen Regeln, sondern vor allem auf die echte Umweltleistung des Unternehmens, wie die Einhaltung aller relevanten Umweltrechtsvorschriften und Umweltziele. Im Anschluss erfolgt die Registrierung des Unternehmens über die zuständigen Stellen in das EMAS-Register. Die IHK Ostthüringen ist die zuständige Stelle für Thüringen.
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