Transparenz für mehr Akzeptanz

Die Teichwolframsdorfer Agrar GmbH arbeitet seit 25 Jahren mit dem europäischen Umweltmanagementsystem EMAS. Neben der Optimierung von Ressourceneffizienz und der Reduzierung negativer Umweltauswirkungen ist Geschäftsführer Gerd Halbauer eines besonders wichtig: Transparenz schaffen und so die Akzeptanz für moderne Landwirtschaft erhöhen. Denn die funktioniert nur im Einklang mit der Umwelt – sowohl mit der Natur als auch mit den Menschen vor Ort.
Konventionelle Landwirtschaft steht häufig in der Kritik: Umweltbelastung durch Düngemittel oder Pestizide, Massentierhaltung oder Monokulturen werden am häufigsten genannt. Dabei sorgen geschlossene Stoffkreisläufe für Ressourceneffizienz oder kluges Datenmanagement für optimierte Flächennutzung. „In der Region erzeugte, weiterverarbeitete und vermarktete landwirtschaftliche Produkte von Milch bis Getreide, müssen nicht um die ganze Welt transportiert werden, um beim Verbraucher zu landen“, argumentiert Gerd Halbauer. Auch das sei gelebter Klimaschutz.

Datenmanagement: Wie Digitalisierung für höhere Erträge sorgt

Unternehmerisch wirtschaften können, das steht, wie bei jedem anderen Unternehmen auch, im Fokus der Teichwolframsdorfer Agrar GmbH. Auf 1.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche erzeugt das Unternehmen Getreide, Raps, Mais und Erbsen, aber auch Futter für Milchkühe und Jungbullen. Geliefert wird vorrangig an regionale Verwerter wie Mühlen, Braugerstehersteller oder Molkereien. Von der guten Qualität zeugen Zertifikate und Auszeichnungen, zum Beispiel für die beste Braugerste. Für die gemeinsame Vermarktung haben die Agrarbetriebe in Braunichswalde, Markersdorf und Teichwolframsdorf die Landhandelsgesellschaft (LHG) Krebsbachtal gegründet.
Unternehmenserfolg heißt für Firmenchef Gerd Halbauer mehr als nur gute Qualität zu liefern, sondern auch, effizient Ressourcen zu nutzen – wie zum Beispiel in geschlossenen Stoffkreisläufen oder einer optimierten Feldbewirtschaftung. „Wir nutzen die zahlreich anfallenden Daten zum Beispiel zu Bodenbeschaffenheit, zu Nitratbelastung oder Koordinaten der Felder, um Düngung, Saat und Ernte zu optimieren. „Unsere GPS-gesteuerten Landmaschinen sorgen so dafür, dass jeder Bereich eines Feldes genau die Menge an Dünger oder Saatgut erhält, die für ein optimales Wachstum der Pflanzen und die gleichzeitige Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte der Bodenbelastung angepasst worden ist.“ So sorgten ein ausgeklügeltes Datenmanagement und Prozessdigitalisierung für höhere Erträge bei gleichzeitig geringeren Kosten und verbessertem Umweltschutz.

Umweltschutz: Wie Kühe mineralischen Dünger ersetzen

2021, mitten in der Corona-Zeit, hat die Firma vier Millionen Euro in eine moderne Stallanlage investiert und damit sowohl für die Tiere als auch für die eigenen Mitarbeiter optimalere Bedingungen geschaffen. „Die Tiere haben eine hellere und freundlichere Umgebung, viel mehr Platz und einen Auslauf“, erläutert Gerd Halbauer, der sich von den verbesserten Haltungsbedingungen auch eine höhere Milchleistung erhofft. Eine automatische Melkanlage erleichtert den Mitarbeitern die Arbeit, denn die Kühe können bis zu vier Mal am Tag selbstbestimmt melken gehen. „Die Tiere haben das schnell angenommen und nutzen es gern. Für unsere Mitarbeiter bedeutet das Entlastung vom anstrengenden Schichtbetrieb und wir konnten effektiv auf den Fachkräftemangel reagieren, den wir genauso spüren wie andere Branchen.“
350 Milchkühe sorgen dafür, dass die Teichwolframsdorfer Agrar GmbH jährlich rund 3,6 Millionen Liter Milch an eine Molkerei der Region liefern kann. Gleichzeitig sind die Tiere auch Teil des landwirtschaftlichen Stoffkreislaufes: Auf ca. 180 Hektar Grünfläche erzeugt die Firma Futter für die Tiere. Ihren „Abfallprodukten“ Gülle und Mist wird zunächst in der eigenen Biogasanlage Methan entzogen und sie dienen dann mit als natürlicher Dünger für Grünflächen und Felder. „So können wir den Verbrauch von mineralischem Dünger und damit die Umweltbelastung deutlich reduzieren“, erläutert Gerd Halbauer.

Energiekreislauf: Wie Abfall Getreide trocknet

„Auch angesichts der Preisentwicklung in den letzten Jahren hat sich unsere Entscheidung, auf alternative Energieerzeugung zu setzen, rentiert“, so der Firmenchef. Mit der Einweihung der eigenen Biogasanlage habe sich ein weiterer Kreislauf im Unternehmen geschlossen. Neben Gülle und Mist werden auch pflanzliche Reststoffe zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. „Den Strom speisen wir ins Netz ein. Die Wärme nutzen wir komplett im eigenen Unternehmen zum Beheizen unserer Gebäude, für Warmwasser aber auch zum Trocknen von Getreide.“ Das habe sich so bewährt, dass er sich perspektivisch auch eine Erweiterung auf Hackschnitzeltrocknung vorstellen könne.
Eigenen Strom erzeugt die Teichwolframsdorfer Agrar GmbH auch mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Milchkuhstalls. „Diesen Strom nutzen wir komplett selbst.“

Wie Transparenz für mehr Akzeptanz sorgt

Die Teichwolframsdorfer Agra GmbH gehört zu den sieben Thüringer Unternehmen, die bereits seit 25 Jahren oder länger mit dem anspruchsvollen europäischen Umweltmanagementsystem EMAS arbeiten. Neben dem wirtschaftlichen Aspekt ist Unternehmenschef Gerd Halbauer eines besonders wichtig: „Durch offene faktenbasierte und geprüfte Information mit unserer Umwelterklärung Sachlichkeit in die verstärkt kritische öffentliche Diskussion über moderne Landwirtschaft zu bringen. Diese Transparenz ist ihm nicht nur wichtig für die Zusammenarbeit mit Kunden, Geschäftspartnern und Behörden. Er legt auch großen Wert auf gute und offene Kontakte zu den Menschen vor Ort und in der Region – mit Projekten zur Landschaftspflege und zum Naturschutz und mit seinem ehrenamtlichen Engagement als Ortschaftsbürgermeister. Und nicht zuletzt trägt das alle zwei Jahre stattfindende und sehr beliebte Hoffest sowie die regelmäßigen Besuche von Schülern der Region und die Kontakte zum Kindergarten des Ortes zum offenen Austausch bei.
Teichwolframsdorfer Agrar GmbH
Die Teichwolframsdorfer Agrar GmbH ist ein landwirtschaftlicher Gemischtbetrieb mit 20 Mitarbeitern. Das Unternehmen bewirtschaftet 1.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der Getreide, Raps, Mais und Erbsen sowie Grünfutter angebaut werden. Zum Agrarbetrieb gehört auch eine moderne Stallanlage für 350 Milchkühe. Das Unternehmen betreibt eine Biogasanlage für Strom und Wärmeerzeugung. Zudem engagiert sich die Firma in der Ausbildung und bietet Praktika sowie Führungen für Schulklassen an.

teichwolframsdorf-agrar.de
EMAS – das Umweltmanagementsystem
Das Gemeinschaftssystem für das freiwillige Umweltmanagement und die Umweltbetriebsprüfung EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein von der EU 1993 entwickeltes Instrument für Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen. Unternehmen müssen ein wirksames Umweltmanagement einführen und eine Umwelterklärung erstellen und eine Umweltprüfung ablegen. Der Umweltgutachter achtet dabei nicht allein auf die Einhaltung der formellen Regeln, sondern vor allem auf die echte Umweltleistung des Unternehmens, wie die Einhaltung aller relevanten Umweltrechtsvorschriften und Umweltziele. Im Anschluss erfolgt die Registrierung des Unternehmens über die zuständigen Stellen in das EMAS-Register. Die IHK Ostthüringen ist die zuständige Stelle für Thüringen.

ihk.de/gera
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