Schon heute an die Zukunft denken

In Thüringen gibt es 17 staatlich anerkannte Kurorte und Heilbäder – elf mit der bekannten Vorsilbe „Bad“. Einer davon ist das Städtchen Bad Klosterlausnitz im Saale-Holzland-Kreis. Mit drei Reha-Kliniken, einer Therme und physiotherapeutischen Moorbehandlungen bietet der Ort für Gesundheitstouristen einiges. Trotzdem gehört Bad Klosterlausnitz zu einem der eher unbekannteren Kurorte in Thüringen, doch das Potenzial ist groß.

Die Geschichte des Kurortes Bad Klosterlausnitz beginnt am „Roten Pfützensumpf“ – einer Moorlandschaft in den Wäldern des Thüringer Holzlandes. Der Gastwirt Hermann Sachse verletzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts an der Kniescheibe. Zur Heilung verwendete der Klosterlausnitzer Moorerde aus dem nahe gelegenen Sumpf. Das Knie verheilte und Sachse eröffnete 1929 ein Moorbad im Ort. 71 Jahre später wurde Klosterlausnitz als Heilbad klassifiziert und möchte seine Gäste mit Gesundheits- und Erholungsangeboten überzeugen.
Drei Fachkliniken gibt es vor Ort. Dort therapieren sie Langzeitschmerzen, behandeln Schäden des Nervensystems und helfen Patienten bei Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit. „Wir zeichnen uns durch hohe kurmedizinische Kompetenz aus“, erzählt Nicole Sabetta, Geschäftsführerin des örtlichen Kur- und Gesundheitszentrums. Patienten aus der ganzen Welt nutzen dieses Angebot.

Ein Bad im Moor

Das touristische Angebot konzentriert sich in Bad Klosterlausnitz im Kurmittelhaus. Gesundheit und Erholung stehen im Fokus. Im modern gestalteten Foyer fließt Heilwasser aus einem Brunnen. Angereichert ist es mit Calcium-Natrium-Sulfat und verspricht Linderung bei Magenbeschwerden oder Muskelerkrankungen. In Klosterlausnitz wird sich vor allem auf physiotherapeutische Behandlungen fokussiert. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Bäderheilkunde mit Moorerde. Der naturbelassene Torf wird dabei mit heißem Wasser auf 46 Grad erhitzt und anschließend einmassiert oder in eine Wanne eingelassen, in die sich die Patienten legen. Naturmoorbehandlungen helfen etwa bei Rheuma, Arthrose oder Osteoporose, so das Kurzentrum.
Das Angebot solcher ambulanten Badekuren ist seit 2021 wieder Pflichtleistung der Krankenkassen. In den Köpfen der Menschen seien diese allerdings noch nicht wieder angekommen: „Das liegt wahrscheinlich daran, dass der Gast für seinen Aufenthalt Urlaub nehmen muss. Das schreckt viele ab“, glaubt Sabetta. Ein weiterer touristischer Leuchtturm in Bad Klosterlausnitz ist die Kristall Therme - ein Thermalbad mit Solebecken, Saunen und freier Körperkultur. „Die Kristall Therme hat das Alleinstellungsmerkmal, dass ab 12 Uhr textilfreies Baden und Saunieren möglich ist“, sagt Sabetta. Damit ist die Therme ein Anziehungspunkt für Tagesgäste. 2024 waren es laut Betreiber 194.000.
„Gesundheitstourismus ist wirklich toll. Wer kann, sollte es tun!“

Nicole Sabetta, Geschäftsführerin KGZ Kur- und Gesundheitszentrum Bad Klosterlausnitz GmbH


Von der Kurzone zum Kurort

Bekannter zu werden, ist das erklärte Ziel in Bad Klosterlausnitz. Was auf dem Papier einfach klingt, ist in der Umsetzung deutlich schwieriger. Das zeigt auch das Kurortentwicklungskonzept, das die Gemeinde erstellt hat. Es identifiziert 38 Einzelmaßnahmen in den Handlungsfeldern Infrastruktur, Betriebe, Vernetzung, Angebote und Vermarktung, die bis 2035 umgesetzt werden sollen. Es gehe darum, ein ganzheitliches Angebot zu schaffen: „Der Gast soll merken, dass er in einem Kurort ist“, meint die Geschäftsführerin. Die aktuelle Kurzone müsse dafür auf den gesamten Ort erweitert werden. So sollen Gäste angelockt werden, die nach Erholung und Entspannung in der Natur suchen, so Sabetta weiter. Bad Klosterlausnitz möchte dafür auch die gesundheitlichen Behandlungen durch Wasseranwendungen, sogenannte Hydrotherapien, ausbauen, um als Kneipp-Kurort zertifiziert zu werden. Gleichzeitig strebt der Ort die Stärkung seiner Bildungs- und Veranstaltungsangebote, etwa durch die Ausbildung von Gesundheitscoaches und Naturführern an.
Die dringlichste Herausforderung sei laut Sabetta jedoch die barrierefreie Gestaltung des Kurortes. Aktuell fehlen noch Rampen und Fahrstühle in einigen Unterkünften, Flyer in Leichter Sprache oder ein barrierefreies Kneippbecken. Das Kurortentwicklungskonzept sieht darüber hinaus auch Potenziale für Kurzwanderwege, die auch für Menschen mit Behinderung leicht zugänglich sind. Ganzheitliches modernes Denken, das den Ansprüchen der Gäste gerecht wird. Das ist Nicole Sabetta besonders wichtig: „Wir wollen uns breiter aufstellen, was Familien- oder Schlechtwetterangebote angeht, damit der Tagestourist zum Urlaubstourist wird.“

Klimaschutz als Touristenmagnet

Seit Ende 2024 fördert das Thüringer Umweltministerium Kurorte, die sich in besonderem Maße für Klimaneutralität einsetzen. „Der Thüringer Heilbäderverband hat Fördermittel beantragt und Projektkurorte gesucht. Wir konnten dort mit unserem Konzept überzeugen“, sagt die Geschäftsführerin des KGZ. In einer landesweiten Gästebefragung gaben fast dreiviertel der Befragten an, auf die Faktoren Umwelt- und Klimaverträglichkeit bei der Reiseplanung zu achten. In Bad Klosterlausnitz seien deshalb im Rahmen des Projektes die Betriebe vor Ort zusammengekommen, um Ideen auszutauschen: „Da konnte sich keiner rausreden, dazu ist das Thema zu wichtig“, meint Sabetta weiter.
Fast die Hälfte der CO2-Belastung durch Übernachtungsgäste entsteht in Bad Klosterlausnitz durch An- und Abreise, so eine Berechnung der BTE Tourismus- und Regionalberatung. Um diese Emissionen zu reduzieren, soll die Anbindung an den im Nachbarort gelegenen Bahnhof verbessert werden. Darüber hinaus ist der Ausbau eines Parkplatzes am Rande des Ortes inklusive Mobilitätstation geplant. „Dort können sich die Gäste dann E-Scooter ausleihen und damit bis in den Zeitzgrund oder das Mühltal fahren“, skizziert Sabetta und erhofft sich dadurch eine Verkehrsentlastung in der gesamten Region. Ein weiteres Vorhaben ist die Wiedervernässung des „Roten Pfützensumpfes“ als natürlicher CO2-Speicher. Das Moor soll zudem mit einem Erlebnispfad ausgestattet werden und so Besucher über dessen Bedeutung für Umwelt und Klima aufklären. „Wir wollen als Gesundheitsort ein Profil entwickeln, das die Leute wiedererkennen“, gibt Nicole Sabetta als Ziel aus. An Ideen mangelt es dem Kurort dabei nicht.
Heilbad Bad Klosterlausnitz

Das staatlich anerkannte Heilbad möchte seine Gäste mit Erholung und Entspannung verwöhnen. Ob als Tourist, Feriengast oder auch Patient in den medizinischen Einrichtungen von Bad Klosterlausnitz, das Angebot soll in den kommenden Jahren ausgebaut und weiterentwickelt werden.

bad-klosterlausnitz.com


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