Oft „unter dem Radar“: Stille Beteiligungen der MBG

Für die Finanzierung eines erfolgversprechenden Vorhabens fehlt das nötige Eigenkapital? Eine Situation, die viele Unternehmer kennen. Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH (MBG) bietet eine Alternative: stille und offene Beteiligungen zur Stärkung des Eigenkapitals. Leider sei dieses Angebot vielen Firmenchefs nicht bekannt oder sie befürchten Eingriffe in Unternehmensentscheidungen durch einen Kapitalgeber, sagt Hendrik Hofmann-Oertel. Der MBG-Kundenberater für die Region Ostthüringen räumt im Interview diese Vorbehalte aus und erläutert, wie es funktioniert.

Mehr Eigenkapital durch Beteiligungen der MBG – wie geht das?

Nach eingehender Prüfung wird die MBG für eine befristete Zeit Kapitalgeber für mittelständische Unternehmen. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf sogenannten „stillen Beteiligungen“ ohne Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen der Firma. Wir bieten aber auch offene Beteiligungen für Kapitalgesellschaften an. Vor allem bei Start-ups und jungen innovativen Unternehmen erwirbt die MBG Geschäftsanteile und wird für eine begrenzte Zeit Minderheitsgesellschafter im einstelligen Prozent-Bereich. In beiden Fällen erhöht die Beteiligung das Eigenkapital der Firma, was die Finanzierung durch Banken oder Förderprogramme erleichtert.

Wie „still“ sind die stillen Beteiligungen der MBG?

Geld von der MBG in Form von „stillen Beteiligungen“ hat für Unternehmen zwei entscheidende Vorteile: Es ist nicht an betriebliche Sicherheiten geknüpft und die MBG mischt sich tatsächlich nicht in die unternehmerischen Entscheidungen ein. Nach einer vorher vereinbarten Laufzeit (meist zehn Jahre) geht das Geld an uns zurück.

Welche Bedingungen sind daran geknüpft?

Natürlich prüfen wir vor der Entscheidung sehr genau, an wen die Beteiligung geht und wofür sie verwendet wird. Immerhin fließen zwischen 20 Tausend und 1,5 Millionen (in Ausnahmefällen auch 2,5 Millionen) Euro auf das Firmenkonto. Wir treffen keine Entscheidungen am sprichwörtlichen grünen Tisch, sondern gehen in die Firmen, wollen die Geschäftsführer und Verantwortlichen, ihre Projekte und ihre Motive kennenlernen. Fragen, die dabei geklärt werden, sind unter anderem: Ist das Unternehmen wirtschaftlich gut aufgestellt? Wie überzeugend und erfolgversprechend ist das Konzept für das konkrete Vorhaben? Aber auch die Unternehmerpersönlichkeit muss überzeugen.
Trotz intensiver Prüfung ist der komplette Entscheidungsprozess möglichst bürokratiearm und wir legen Wert auf kurze Wege. In der Regel dauert es sechs bis acht Wochen bis zur Entscheidung.

Welche Tipps haben Sie für Firmenchefs, um eine Beteiligung optimal vorzubereiten?

Ähnlich wie bei einem Finanzierungsgespräch bei der Hausbank sollten belastbare betriebswirtschaftliche Zahlen vorliegen: ein fertiger Jahresabschluss, eine aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung für das Unternehmen, ein stimmiges Konzept für das Vorhaben, für das die Beteiligung genutzt werden soll. Beides sind wichtige Grundlagen für die Entscheidungsfindung.

Für welche Vorhaben können Beteiligungen beantragt werden?

Als Beteiligungsgesellschaft favorisiert die MBG keine speziellen Vorhaben oder Wirtschaftszweige. Wir unterstützen jeden Mittelständler bis zu einem Jahresumsatz von rund 75 Millionen Euro, der in Thüringen investieren will. Derzeit sind das in ganz Thüringen mehr als 120 Firmen – nicht nur in Industrieunternehmen, sondern auch im Handel oder der Hotel- und Gastronomiebranche. Ein großer Teil davon nutzte diese Unterstützung für die Umsetzung von Unternehmensnachfolgen. Wir begleiten aber auch FuE-Projekte, zum Beispiel die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte – und natürlich Investitionen in Technik, Gebäude und andere materielle Güter.

Stehen Sie den Firmen auch während der Laufzeit bei Fragen rund um die Finanzierung zur Seite?

Auch wenn wir in unternehmerische Entscheidungen nicht eingreifen, haben wir immer ein offenes Ohr für Finanzierungsfragen – nicht nur im Vorfeld der Beteiligung, sondern auch während der Laufzeit. Dabei verstehen wir uns als Berater und können sowohl auf unsere Erfahrungen als auch auf unser über die Jahre entstandenes dichtes Netzwerk mit Hausbanken, Förderbanken, Steuerberatern und vielen weiteren Partnern zurückgreifen.

Was passiert, wenn während der Beteiligung wirtschaftliche Schwierigkeiten auftreten?

Da keine betrieblichen Sicherheiten für eine Beteiligung gefordert werden, legen wir deshalb auch im Sinne der Risikominimierung sehr großen Wert auf eine sorgfältige Bewertung und Prüfung der Vorhaben und der Unternehmen im Vorfeld. Einen Teil des Ausfallrisikos tragen die Bürgschaftsbank Thüringen sowie der Freistaat Thüringen und der Bund. Treten während der Laufzeit wirtschaftliche Schwierigkeiten auf, versteht sich die MBG als Berater oder Coach für die Unternehmen. Damit dies so effektiv wie möglich erfolgt, ist eine frühzeitige Kommunikation von Unternehmensseite erforderlich.

Wie gefragt sind die Beteiligungsangebote der MBG?

Derzeit halten wir thüringenweit Beteiligungen an mehr als 120 Firmen, 50 davon in der Region Ostthüringen. Es könnten durchaus mehr sein. Wir spüren aktuell deutlich die Investitionszurückhaltung. Die Stimmung ist im krisengeplagten Mittelstand eher gedrückt. Die Entwicklungen auf dem Binnen- sowie Weltmarkt, die konjunkturellen Einbrüche in verschiedenen Branchen sorgen für unsichere Rahmenbedingungen. Und Unsicherheit ist Gift für Investitionspläne.
Hinzu kommt, dass wir uns sozusagen „unter dem Radar“ vieler Unternehmer bewegen. Trotz mehr als 30 Jahren Marktpräsenz arbeiten wir kontinuierlich an der Erhöhung des Bekanntheitsgrades unseres Beteiligungsangebotes.

Erfolgsgeschichten machen immer Mut. Können Sie Beispiele erfolgreicher Beteiligungen in Ostthüringen nennen?

Die MBG Thüringen hat beispielsweise folgende Unternehmen mit Beteiligungskapital unterstützt: Die Manao GmbH aus Gera, die Janova GmbH sowie die Kabuff GmbH aus Jena bei der Gründungsfinanzierung. Die Karl Verpackungen GmbH aus Rüdersdorf hat die stille Beteiligung der MBG für die Expansionsfinanzierung genutzt. Sowohl die Gründungs- als auch die Expansionsfinanzierung haben wir bei der Matthias Wetzel Industriebeschriftungen GmbH aus Jena begleitet.
Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH
Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Thüringen mbH bietet kleinen und mittleren Unternehmen zur Gründung, Festigung oder bei Nachfolgen stille und offene Beteiligungen zur Stärkung des Eigenkapitals an. Sie versteht sich als neutraler Ansprechpartner des Mittelstandes für Beteiligungen, für Mezzanine- und Start-up-Finanzierung.

Die MBG wurde 1993 von der Wirtschaft für die Wirtschaft gegründet. Ihre Gesellschafter sind Kammern und Wirtschaftsverbände aller Branchen, Kreditinstitute und Versicherungen sowie Förderinstitute.

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