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Wir können nichts für diese Krise, die unser Lebenswerk kaputt macht
Es ist ruhig im Ladengeschäft von Adina Ackermann, zu ruhig. Nur ab und zu kommt ein Kunde nach Oettersdorf in „Evis Modehaus“. „In Bayern ist einkaufen ohne Einschränkungen möglich. Auch in größeren Städten ist mehr Betrieb. Die Kunden gehen dort einkaufen“, fasst sie die aktuelle Situation zusammen. Oder sie seien während des Lockdowns ins Internet ausgewichen. „Es ist eine schwierige Zeit, besonders für den Handel auf dem Land.“
Alle Reserven aufgebraucht

Vor zehn Jahren hat Adina Ackermann das Modehaus von ihrer Mutter übernommen. Gerade bereitet sie das 30-jährige Firmenjubiläum vor – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Bis 2019 hatten wir ein gesundes Geschäft. Dann kam Corona. Heute sind alle Reserven aufgebraucht. Wir können nichts für diese Krise, die unser Lebenswerk kaputt macht.“ Trotz vieler Downs hat sie jedoch die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Mit vielen neuen Ideen will sie den Kontakt zu ihren Kunden halten und neue gewinnen.
Kaum etwas verbindlich planbar
Schwierig ist jedoch, dass sie kaum etwas verbindlich planen kann, da unklar ist, welche Corona-Beschränkungen in zwei oder drei Wochen gelten und wie das Herbst- und Wintergeschäft läuft. Deshalb war sie beim Einkauf neuer Waren für diese Saison auch zurückhaltend, wie übrigens viele andere Modehändler auch.
Leere Schaufenster genutzt
Während des Lockdowns hat sie einen eigenen Internetshop aufgebaut. Kunden konnten sich dort durch das Angebot klicken, Kleidung bestellen, im Laden abholen und zu Hause anprobieren. Außerdem hat sie leere Schaufenster in Schleiz und Saalburg angemietet. Dort präsentiert sie eine kleine Auswahl ihres Sortiments, um Kunden neugierig auf einen Einkaufsbummel zu machen.
Jetzt stehen die Jugendweihen vor der Tür, eigentlich Hochsaison in Evis Modehaus. Da die üblichen Events dazu nicht stattfinden können, hat sie kurzerhand eine Modenschau in ein „lebendiges Schaufenster“ verlegt. In den Winterferien zeigen Jugendliche die aktuelle Mode und geben Stylingtipps. „In unserem lebendigen Schaufenster zeigen sie auch, wie man die Kleidung auch nach dem Fest nutzen kann.“
Teure Werbung lohnt sich nicht
Mit selbst entworfenen Plakaten will sie in den umliegenden Orten für dieses Event werben. Außerdem nutzt sie auch Facebook und das Internet, um auf sich aufmerksam zu machen. „In diesen Medien kann man auch kurzfristig reagieren“, sagt sie, denn teure Werbung in den regionalen Zeitungen lohne sich nicht, wenn am Ende beworbene Termine nicht stattfinden können oder nur wenige Kunden tatsächlich kommen.
Wenn auch im Herbst und Winter wieder Corona-Chaos mit wechselnden 2G- oder 3G-Bestimmungen kommt, ist das für viele meiner Händlerkollegen das AusAdina Ackermann
Flexibel sein hat Grenzen
„Die Politik hat am Anfang der Corona-Krise vom Handel gefordert, flexibel zu sein und sich etwas einfallen zu lassen. Wir Händler leben nun mal von unserem Ladengeschäft und dem persönlichen Kontakt zu den Kunden. Gerade bei Mode muss man den Stoff anfassen, die Kleidung probieren usw. Nicht alles und jeder kann ins Internet ausweichen“, fasst Adina Ackermann, die sich auch im Handels- und Gewerbeverein Schleiz engagiert, die Zukunftsaussichten zusammen. „Wenn auch im Herbst und Winter wieder Corona-Chaos mit wechselnden 2G- oder 3G-Bestimmungen kommt, ist das für viele meiner Händlerkollegen das Aus. Auch ich muss in diesem Fall reagieren, beispielsweise Öffnungszeiten einschränken und einen Halbtagsjob annehmen, denn im Moment ist der Umsatz nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.“
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