Mobilitätsangebote neu denken

Mobilitätsangebote neu denken will die KomBus Verkehr GmbH und startet zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 das Pilotprojekt „KomBus Flex“. Das individuelle Rufbus-System soll den regulären Linienverkehr des Unternehmens in den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla ergänzen. Ziel: bessere Erreichbarkeit kleinerer Orte im ländlichen Raum und somit ein attraktiveres ÖPNV-Angebot.
Menschen ohne eigenes Fahrzeug sind in ländlichen Regionen und kleinen Orten auf einen gut funktionierenden ÖPNV angewiesen, um zur Ausbildung, Arbeit oder einfach nur in den nächsten Ort zu kommen. Leider ist die Versorgung in den letzten Jahren zunehmend ausgedünnt. Das will das regionale Busunternehmen mit seinem neuen Angebot in den beiden Landkreisen nun ändern.

Mehr Individualität im ÖPNV ermöglichen

Wie „KomBus Flex“ funktioniert, erläutert Projektleiterin Katja Köster: „Menschen können per App, Internet oder mit einem Anruf den Ruf-Bus bestellen und individuelle Abfahrzeiten vereinbaren. So wollen wir ÖPNV-Angebote auch möglich machen, wenn im Tagesverlauf, an den Wochenenden und in den Ferien keine Schulbusse fahren und der reguläre Linienverkehr den Ort nicht bedient.“ Die Bestellung müsse mindestens zwei Stunden vor der geplanten Abfahrzeit erfolgen. Angefahren würden die üblichen KomBus-Haltestellen. „Die Kleinbusse fungieren dann wie ein individueller Zubringer-Service zu unseren Hauptlinien und damit dem regulären Linienverkehr oder zur Bahn.“ Nur in Ausnahmefällen und maximal zehn Kilometer Distanz würden Ziele auch direkt angefahren.
Attraktiv ist das neue Angebot auch deshalb, weil das Unternehmen das komplette Linien- und Verkehrskonzept neu strukturiert hat und so eine optimale Vernetzung ermöglicht. „Auf den Hauptlinien haben wir einen Zwei-Stunden-Rhythmus geplant und erreichen somit eine Taktverdichtung und ein deutliches Mehrangebot an Linienfahrten.“ Zudem habe man nicht nur in zwölf neue Kleinbusse investiert, sondern auch in eine Software, die die passenden Verbindungen und Abfahrtszeiten findet. So könne einerseits den Fahrgästen auf Anfrage schnell ein abgestimmtes Angebot unterbreitet werden, andererseits auch die eigenen Kapazitäten wirtschaftlich koordiniert werden. „Wir sind damit wesentlich flexibler und werden so modernen Mobilitätsanforderungen an den ÖPNV nach mehr Individualität gerecht.“

Umstellung nicht nur für Fahrgäste

Mehr Individualität bringt in dem Fall auch mehr Eigeninitiative für die Fahrgäste mit sich: „Anders als bisher gibt es für diesen Service keine fest geplanten Abfahrtzeiten. Wer den Flex-Bus nutzen will, muss zunächst selbst aktiv werden und über die Webseite, per App oder telefonisch bestellen. Darauf müssen sich unsere Kunden einstellen“, sagt Katja Köster.
Bisher Gewohntes ändern müssen auch die Busfahrer. „Angesichts der Arbeitsmarktsituation und des Fachkräfteproblems, mit dem auch wir zu kämpfen haben, wollen wir das neue Konzept ohne zusätzliches Personal umsetzen“, erläutert sie. Gerade im Schulbusverkehr komme es oft zu längeren Pausen zwischen den Hauptzeiten morgens und nachmittags. Diese werden künftig durch Rufbereitschaften ersetzt. Auch Wochenenddienste müssten neu organisiert werden. Das bedeute einen neuen Arbeitsrhythmus für die betroffenen Fahrer, die sich darauf einstellen müssen. Hinzu komme der Umstieg vom großen Linienbus auf den Kleinbus. Der Vorteil aus Sicht des Arbeitgebers: Arbeitszeiten werden besser genutzt, unbezahlte Pausenzeiten deutlich reduziert.
Parallel stellt sich das Unternehmen auch aktiv dem Thema Fachkräftemangel. Zum einen investiert es erfolgreich in Ausbildung. KomBus wurde 2021 von der IHK zum „TOP-Ausbildungsunternehmen im Saale-Orla-Kreis“ ausgezeichnet. Die Azubis sind regelmäßig bei den Prüfungsbesten ihres Jahrgangs vertreten. „In diesem Jahr haben 14 junge Menschen eine Ausbildung bei uns begonnen, neun davon als Berufskraftfahrer.“ Außerdem würden im firmeneigenen Bildungszentrum regelmäßig Qualifizierungsmöglichkeiten für Quereinsteiger, zum Beispiel Lkw-Fahrer, angeboten. Im kommenden Jahr könnten sich auch Menschen mit Pkw-Führerschein für den Personentransport weiterbilden.

Aus Pilotprojekt soll dauerhaftes Angebot werden

Geplant ist „KomBus Flex“ zunächst als Pilotprojekt. Neben zwölf eigenen Kleinbussen mit je acht Sitzplätzen sind auch weitere acht Busse regionaler Partner, unter anderem Taxi- und Mietwagenunternehmen, in das Konzept eingebunden. Diese stehen an verschiedenen Standorten in beiden Landkreisen auf Abruf bereit, unter anderem in den sechs Betriebshöfen von KomBus.
„Wir rühren gerade aktiv die Werbetrommel“, sagt Katja Köster. Mit Flyern, im omni-Kundenmagazin, im Internet und natürlich im persönlichen Gespräch mit den Bürgern und Fahrgästen wird über das neue Angebot informiert. Am 4. Dezember 2025 wird am Busbahnhof in Saalfeld das Projekt publikumswirksam vorgestellt.
Jetzt komme es darauf an, dass Fahrgäste das Angebot auch annehmen, sagt Katja Köster, die hofft, dass „KomBus Flex“ neben dem Linienbus und Rufbus auf Kundenanfrage fest zur KomBus-Familie gehört.
KomBus Verkehr GmbH
Die KomBus Verkehr GmbH ist der Nahverkehrspartner in den Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt und Saale-Orla. 430 Mitarbeiter befördern mit mehr als 200 Bussen täglich 23.000 Fahrgäste – das sind rund 8,5 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Der Regionalverkehr bedient mit 62 ÖPNV-Überlandlinien die Landkreise und verbindet den ländlichen Raum mit den Städten. Die Stadtmobile Pößneck, Schleiz und Bad Lobenstein schaffen Cityverbindungen im Saale-Orla-Kreis. Überregionale Ziele der KomBus sind Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Ilmenau, Hof, Plauen und Zeulenroda.
Der Geschäftssitz der KomBus befindet sich in Bad Lobenstein. Weitere Betriebsteile sind in Rudolstadt, Saalfeld, Pößneck, Mellenbach und Schleiz zu finden. Die Mühlenfähre auf dem Hohenwartestausee, die einzige Autofähre in Thüringen und die einzige Autofähre Deutschlands, die über einen Stausee verkehrt, wird ebenfalls von KomBus betrieben.

kombus-online.eu
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