THEMA APRIL 2024

Mein Antrieb: Immer wieder Neues entdecken und so etwas verändern

Innovation hat für Unternehmer Sven Kiontke nicht (nur) etwas mit Technik- und Technologieentwicklung zu tun, sondern zuallererst mit Menschen. Die Neugier, Neues entdecken, dranbleiben, etwas verändern – das ist sein Antrieb. Diese Neugier will er auch in seinem Team wecken und ermöglichen – für ihn eine Frage nachhaltiger Unternehmenskultur. Dafür wurde er 2023 mit dem Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum ausgezeichnet.

Gründungsidee ist heute Standard in der Optik 

Außergewöhnlich – und im Sinne von „Neues entdecken“ auch innovativ – begann 2001 die Gründungsgeschichte der asphericon GmbH: Per Zettel am „schwarzen Brett“ suchte der Informatiker Sven Kiontke Mitstreiter, um seine Idee umzusetzen: die Herstellung von asphärischen Linsen mit einer bis dahin vollkommen neuen Technologie zu revolutionieren. Kernpunkt war, mit einer intelligenten Software zur Maschinensteuerung asphärische Optiken mit hohen Qualitätsstandards industriell herstellen zu können. Das war zuvor nur bei Optiken mit kugelförmigen Oberflächen möglich. 
„2015 hatten wir es geschafft: Die Technologie wurde zum Standard. Wir konnten die anspruchsvollen Linsen zu einem wettbewerbsfähigen Preis herstellen und somit neue Möglichkeiten für innovative Anwendungen erschließen“, sagt Sven Kiontke rückblickend. „Die Herstellung von Einzelkomponenten war der erste Schritt. Wir haben unser Wissen und unsere Erfahrungen genutzt, um komplexe, aber einfach zu handhabende optische Systeme zu entwickeln.“ Heute werden diese Systeme in der Medizin, der Biotechnologie, der Materialwirtschaft, sogar in Kommunikationssatelliten eingesetzt. Das Besondere: Auch ohne physikalische Fachkenntnisse können sie mit vorhandenen Geräten verbunden werden. „Wir liefern diese Systeme an Kunden weltweit. Die Nachfrage steigt.“

Vision: „Demokratisierung des Lichts“

„So wie das 20. Jahrhundert die Zeit der Elektronik war, ist das 21. Jahrhundert die Zeit des Lichts und der Photonik“, sagt Sven Kiontke. „Bisher nutzen wir nur zehn Prozent der Möglichkeiten. Es ist spannend herauszufinden, was wir mit den noch unerschlossenen 90 Prozent machen können.“ Er erwartet in diesem Bereich eine ähnlich rasante Entwicklung wie bei elektronischen Steuerungen, Computern oder Handys, zum Beispiel im Bereich der Kommunikation. Mit optischen Mikro- und Nanostrukturen, nicht nur aus Glas, sondern beispielsweise auch aus Metall, könne Licht sehr viel effizienter und in größerer Bandbreite gebrochen, reflektiert und übertragen werden. 

Innovatives Firmenkonzept 

Komplette Digitalisierung des Unternehmens, eine KI-basierte Fertigungsplanung, energieeffiziente Gebäude, Elektrofahrzeuge, Solarenergie – auch beim Firmenkonzept gilt für Sven Kiontke: Neues ausprobieren, wachsen und etwas verändern und auch das eigene Team dafür begeistern. Nachhaltigkeit ist dem engagierten Unternehmer wichtig. „Unser neues Bürogebäude zeigt, wie wir denken: Der nachhaltige Holz-Hybrid-Neubau erhielt nicht nur den Jenaer Fassadenpreis 2023 und ist somit ein weithin sichtbares Markenzeichen, sondern wird auch komplett mit Hilfe der Abwärme aus unserer Produktion beheizt“, verweist er auf die aktuellste Investition. 
Eines steht für Sven Kiontke fest: Ohne engagierte Mitarbeiter funktioniert kein noch so innovatives Produkt oder Firmenkonzept. „In der Anfangszeit haben wir viel in Technik investiert und es hat eine Weile gedauert, bis alles lief. Das Team hat mitgezogen, auch wenn wir keine üppigen Gehälter zahlen konnten. Jetzt können wir das zurückgeben“, sagt er. Die Löhne und Gehälter wurden nicht nur an den Markt angepasst – die optimierte und effiziente Fertigung macht auch eine 36-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich und den überwiegenden Wegfall der Nachtschicht möglich. Dabei hat er aber trotzdem den wirtschaftlichen Erfolg der Firma im Blick: „Wir investieren dort, wo es sich für uns auch finanziell lohnt. Dank effizienterer Prozesse konnten wir trotz weniger Mitarbeiter und weniger Arbeitsstunden unseren Umsatz steigern.“

Teams statt Hierarchie

Sven Kiontke bleibt dabei seinem Antrieb treu, nicht nur Produkte weiterzuentwickeln, sondern auch sich selbst und die Mitarbeiter mitzunehmen. Ganz in diesem Sinne ist asphericon Anfang April dieses Jahres den nächsten Schritt gegangen. „Wir werden die klassische hierarchische Struktur durch eine fertigungs- und schichtübergreifende Teamarbeit mit gemeinsamer Projektverantwortung ersetzen. So können unsere Mitarbeiter ihr Fachwissen optimal einsetzen, übernehmen mehr Verantwortung und haben auch mehr Raum, sich selbst einzubringen.“ Er freut sich auf die neue Herausforderung und die weitere Entwicklung, denn: „Stillstand ist Rückschritt.“
asphericon
Als unabhängiger und anerkannter Spezialist ist asphericon der Technologieführer auf dem Gebiet der Asphärenherstellung. Fertigungsgrundlage ist eine selbst entwickelte und patentierte Technologie zur Steuerung von CNC-Schleif- und Poliermaschinen. Mit dieser weltweit einzigartigen Ausstattung lassen sich kleine Stückzahlen bis hin zu Großserien in hohen Genauigkeiten produzieren. asphericon begleitet seine Kunden vom Optikdesign über die Fertigung und Beschichtung, die vollflächige interferometrische Vermessung und Dokumentation bis hin zur Montage von Optikbaugruppen sowie deren optischer Charakterisierung.

asphericon.com
Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum
Der „Ernst-Abbe-Preis für innovatives Unternehmertum“ würdigt eine Unternehmerpersönlichkeit für besondere Verdienste um den Wissenschafts- und Technologiestandort Thüringen. Er wird als Personenpreis im Rahmen des Innovationspreises Thüringen vergeben. 
Als bedeutender Wissenschaftler, erfolgreicher Unternehmer und engagierter Sozialreformer verband Ernst Abbe in hervorragender Weise unternehmerisches Engagement mit den Ergebnissen von Wissenschaft und Forschung sowie sozialem Verantwortungsbewusstsein. 

innovationspreis-thueringen.de
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