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Wir können uns nur auf uns selbst verlassen!
Corona ist für Sybille Kaiser ein Reizwort, das sie wütend macht. Wütend auf das Krisenmanagement der Politik, das eigentlich ein Missmanagement sei. Die Unternehmerin ärgert sich über uneindeutige Richtlinien und nicht zu Ende gedachte Verordnungen.
Sybille Kaiser, Geschäftsführerin der Porzellanfabrik Hermsdorf GmbH
„Was uns zugemutet wird, ist nicht mehr hinnehmbar“, macht sich die sonst so optimistische Sybille Kaiser Luft, wenn man sich mit ihr über das Thema „Corona“ unterhält. Das Einzige, was aus ihrer Sicht gut geklappt hat, ist die schnelle Umsetzung der Kurzarbeiterregelung. „Das hat uns sehr geholfen.“ Ansonsten sei das Krisenmanagement der Politik eigentlich ein Missmanagement.
Anerkennung für Mitarbeiter
Dabei kann die Unternehmerin für die von ihr geleitete Porzellanfabrik Hermsdorf durchaus ein positives wirtschaftliches Fazit der letzten beiden Jahre ziehen: „Zwar hatten wir zu Beginn der Pandemie einen ziemlichen Einbruch, aber unsere Auftragsbücher waren nie leer und sind inzwischen wieder richtig prall gefüllt“, sagt sie. Einfach sei es nicht, die Produktion am Laufen zu halten. Kurzfristige Ausfälle etwa durch geschlossene Kitas oder Quarantäne führen dazu, dass Schichtpläne mehrmals täglich geändert werden müssen. „Ad-hoc-Entscheidungen statt Planbarkeit treiben die Schichtleiter zur Verzweiflung und verlangen auch von den Mitarbeitern viel ab“, fasst sie die gegenwärtige Situation zusammen. „Ohne meine Mitarbeiter, die von Anfang an mitgezogen haben, ist das nicht zu stemmen. Ihrer Verlässlichkeit, Disziplin und Rücksichtnahme verdanken wir es, dass es in der Produktion gut läuft. Das verdient hohe Anerkennung.“
Keine Anerkennung für die Corona-Politik
Anerkennung für die Corona-Politik aller Ebenen hat sie nicht übrig. „Es gibt Situationen, die kann man nicht ändern, aber es gibt auch Situationen, die kann man mit ein bisschen mehr Menschenverstand klüger lösen“, das Fazit von Sybille Kaiser. „2020 war die Pandemiesituation für alle Neuland. 2021 wurde dann verschlafen, etwas zu tun. Es wurde den Unternehmen überlassen zu handeln. Von der Politik kam nichts Verlässliches. Mit widersprüchlichen Regelungen und nicht zu Ende gedachten Verordnungen wurden uns immer wieder Steine in den Weg gelegt“, macht sie sich Luft.
Als ein Beispiel nennt sie die Verordnung zur 3G-Regel am Arbeitsplatz. „Abgesehen vom hohen, zusätzlichen organisatorischen Aufwand ist es unrealistisch, von den Mitarbeitern zu verlangen, für drei Tests pro Woche selbst aufzukommen, so wie es die Verordnung vorsieht. Also haben wir, genau wie viele andere Unternehmen, alle Tests gestellt. Genauso am Leben vorbei ist es, die Nichteinhaltung mit Sanktionen zu belegen, wenn gar nicht genug Tests am Markt verfügbar sind.“ Ähnliches erlebte sie beim Thema Impfen. Ein mit dem Betriebsarzt vereinbarter Impftermin musste abgesagt werden, weil es keinen Impfstoff gab. „Wir reden viel von Digitalisierung, aber eine gut funktionierende Vernetzung der Gesundheitsämter mit verlässlichen Informationen gibt es nicht.“
Unternehmer, egal in welcher Branche, tun alles, damit der Betrieb läuft – mit sehr viel Kreativität, Einfallsreichtum und Kraft. Dazu ist keine Verordnung notwendig. Was sie brauchen, sind nicht Eingriffe mit immer neuen Pflichten und Sanktionen, sondern geradlinige, eindeutige Richtlinien mit genügend Handlungsspielraum.Sybille Kaiser
Geradlinige, eindeutige Richtlinien notwendig
„Unternehmer, egal in welcher Branche, tun alles, damit der Betrieb läuft – mit sehr viel Kreativität, Einfallsreichtum und Kraft. Dazu ist keine Verordnung notwendig. Was sie brauchen, sind nicht Eingriffe mit immer neuen Pflichten und Sanktionen, sondern geradlinige, eindeutige Richtlinien mit genügend Handlungsspielraum“, erteilt Sybille Kaiser allen Diskussionen, die Unternehmer müssten auch einen Beitrag leisten, eine Abfuhr.
Dafür wünscht sie sich bundeseinheitliche, klare und verständliche Regelungen, statt eines Flickenteppichs von Empfehlungen, die jedes Bundesland und jeder Landkreis anders umsetzt. Oft sei nicht eindeutig ersichtlich, was konkret für Unternehmen gilt.
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