Ein Hauch von Norwegen

Thüringen steht nicht nur für Wald, Wurst und Wiese, sondern hat auch Wasser zu bieten. Genauer gesagt die größte Stauseeregion Deutschlands. Anfang der 1930er-Jahre wurde der Fluss „Saale“ angestaut, um Energie zu gewinnen. Fünf Stauanlagen entstanden und mit ihnen das „Thüringer Meer“. Hohenwarte- und Bleilochstausee sind die beiden größten vor Ort und für Kenner schon seit vielen Jahren Urlaubs- und Erholungsort.
Skandinavisches Flair innen und eine Fjordlandschaft außen beim Blick aus dem großen Panoramafenster des „SaaleSpa Sauna Boots“. Seit Frühjahr 2024 steht das Holzboot mit Sauna, Dachterrasse und Minibar an der Portenschmiede am Hohenwartestausee. Spektakulär wurde das in Schweden gebaute Boot über die Staumauer gehoben und zu Wasser gelassen. „Das war alles nicht ganz einfach“, erzählt die Inhaberin des Saunaboots, Wena Traeger lachend. Die Mühe habe sich aber gelohnt. Das Geschäft boomt. Traeger habe bereits Gäste aus Belgien, der Schweiz, sogar aus Kenia begrüßen dürfen. Eine Stammkundschaft habe sie auch schon aufbauen können: „Es freut mich, dass die Resonanz so positiv ist und die Gäste das Angebot lieben.“
Von der Planung bis zur Eröffnung des Saunabootes habe es ein Jahr gedauert, so Traeger. „Das dieses Boot überhaupt hier stehen kann, war eigentlich die größte Herausforderung“, sagt die Inhaberin. Die Organisation eines Bootssteges und die Verständigung mit Vattenfall, der betreibenden Firma des Stausees, habe die meiste Zeit in Anspruch genommen. Wena Traeger wünscht sich deshalb mehr Flexibilität und Unterstützung, um Businessvorhaben möglich zu machen, denn die Ideen seien da.

Thüringer Meer soll ganzjähriges attraktives Urlaubsziel werden

Lobend erwähnt Wena Traeger dabei die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landratsamt in Schleiz. „Wir freuen uns, wenn private Investoren das Potenzial sehen, mit der Zeit gehen und neue Dinge ausprobieren“, sagt Katrin Pflieger, die Geschäftsführerin des Tourismusverbunds Rennsteig-Saaleland e.V. Angebote wie das Saunaboot brauche es, auch um als Standort im Herbst und Winter für Gäste attraktiv zu werden: „Wir sind als Stauseeregion momentan noch sehr auf die Sommersaison beschränkt“, so Pflieger.

Ein weiteres Angebot, das diesen Umstand verändern soll, liegt südlich der Portenschmiede an der Bleilochtalsperre. Das Seesport und Erlebnispädagogische Zentrum (SEZ) Kloster bei Saalburg. Die Jugendbildungsstätte bietet beispielsweise ein dreitägiges Trailrunningcamp mitten im November an.
Darüber hinaus ist für den Tourismusverbund der Ausbau des Radweg- und Wandernetzes rund um das Thüringer Meer ein wichtiges Vorhaben. Dabei gehe es vor allem um die Pflege der Wege, damit die Befahrbarkeit gewährleistet werden kann. Aktuell empfiehlt der Verbund dreißig Wanderwege mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden – für Profiwanderer, aber auch für Familien. Einer davon ist der Wichtelwanderweg in Wilhelmsdorf. Ein zwei Kilometer langer Rundweg mit kleinen, liebevoll gestalteten Wichtelhäusern, die im Wald versteckt sind. Wer nach dieser Erkundungstour noch Kraft hat, kann sich von Wilhelmsdorf aus auf den Hohenwarte Stausee Weg begeben. Entlang der sogenannten Saalekaskade können Gäste mit Ausblick auf das Wasser zum Beispiel sechs Stunden bis nach Ziegenrück wandern. Für Gäste, die die Region lieber auf dem Fahrradsattel erkunden möchten, empfiehlt der Tourismusverbund zehn verschiedene Routen. Das ständige auf und ab im Thüringer Schiefergebirge macht die Touren allerdings zur Challenge. Wer für die Fahrten das E-Bike nutzen möchte, findet am Thüringer Meer ein Netz aus zwanzig Ladepunkten.
Nominierung als schönster Wanderweg Deutschlands

In der Kategorie Mehrtagestouren wurde der Hohenwarte Stausee Weg als „Deutschlands Schönster Wanderweg“ nominiert. Die Ergebnisse werden Mitte August veröffentlicht. Auf dem Tourenportal des Thüringer Waldes können sich Interessierte über Wander- und Radwege sowie weitere Ausflugsziele und Unterkünfte informieren.

tourenportal-thueringer-wald.de


Eine gewachsene Tourismusregion bis heute

Das Thüringer Landesamt für Statistik zählte für das Jahr 2024 circa 528.000 Übernachtungen im Saale-Orla-Kreis. „Da werden aber Übernachtungsmöglichkeiten für weniger als zehn Gäste gar nicht miterfasst“, erzählt Nadine Wagner, Fachdienstleiterin für Wirtschaft, Kultur und Tourismus im Saale-Orla-Kreis. Der Tourismus sei damit ein wichtiger Umsatzfaktor, auch wenn der Landkreis nicht nur davon lebe, so die Expertin weiter. Damit dieser aber am Thüringer Meer wachsen kann, wünschen sich Nadine Wagner und Katrin Pflieger eine bessere Akzeptanz für touristische Interessen sowohl bei politischen Entscheidungsträgern als auch in der Bevölkerung. Außerdem brauche es mehr Restaurants und Fachkräfte.
Wir würden uns sehr freuen, wenn nicht immer zuerst die Gelder für Kultur und Tourismus gestrichen werden würden.“


Katrin Pflieger, Geschäftsführerin Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e.V.


Infrastruktur verbessern

An der Portenschmiede macht sich Wena Traeger wenig Gedanken um ihr Saunaboot. Das Geschäft läuft. Erst kürzlich hat sie zusätzlich das Restaurant am Campingplatz übernommen und renoviert. Wie die Leute allerdings zur Portenschmiede hinkommen sollen, das beschäftigt die 45-Jährige. „Die Zufahrtstraßen zu den Angeboten sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand“. Traeger sieht vor allem die klammen Kassen der Kommunen und vielen Privatwege in der Stauseeregion als größtes Hemmnis für eine Modernisierung.
Im Landratsamt in Schleiz wurde das Problem jedoch erkannt. Nicht nur die Qualität der Wege und Straßen solle verbessert werden, sondern auch die Anbindung der touristischen Orte an den öffentlichen Personennahverkehr. „Wir sind hier in einer ländlichen Region. Das macht das Ganze natürlich zu einer Herausforderung“, erklärt die Geschäftsführerin des Tourismusverbundes, Katrin Pflieger. Im Dezember 2025 startet deshalb für zwei Jahre ein Pilotprojekt mit Rufbussen. In den Landkreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt können Fahrgäste das On-Demand-Angebot von Montag bis Freitag zwischen acht und zwölf Uhr sowie 15 und 17 Uhr nutzen. Am Wochenende steht der Service von neun bis 15 Uhr zur Verfügung. Wer einen Rufbus benutzen will, kann eine Stunde vor der Fahrt per App oder telefonisch einen Platz anfordern.
Das Thüringer Meer

Das Thüringer Meer liegt majestätisch eingebettet in die Landschaft des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale im Südosten Thüringens. Der Fluss Saale, mit seiner fast 80 km langen und fünfmal gestauten Saalekaskade, formt das beeindruckende Thüringer Meer und bildet damit das größte zusammenhängende Stauseegebiet Europas.

Schlafen im Zelt, übernachten in schwimmenden Ferienhäusern, Fahrten mit der Draisine, Feiern auf Festivals oder Touren auf dem Stand-up Paddle Board. All das und vieles mehr kann man auf dem und rund um das Thüringer Meer erleben.

rennsteigsaaleland.de


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