THEMA APRIL 2024

Den Unternehmen wieder Lust auf Forschung und Innovation machen

Ohne Innovationen ist die Bewältigung von Themen wie klimafreundlichere Energieversorgung, Digitalisierung oder demografischer Wandel ebenso wenig vorstellbar wie ein Bestehen im internationalen Wettbewerb. Gleichzeitig ist die Bereitschaft der Unternehmen, hierzulande in Neuheiten zu investieren, denkbar gering. Mit diesem Dilemma befasst sich das vom DIHK-Präsidium beschlossene Papier „DIHK-Impulse für eine zukunftsfähige Innovationspolitik“.

Viele Bremsklötze für Innovationstempo

Unternehmen können ihren Ideenreichtum am Standort Deutschland nur dann wieder richtig entfalten, wenn die Politik den Ballast für die Betriebe deutlich reduziert.

DIHK-Präsident Peter Adrian


„Schleppende Digitalisierung, überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten und lange Genehmigungsverfahren drücken auf das Innovationstempo“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian zu dem am 26. März veröffentlichten Impulspapier des DIHK-Präsidiums, in dem die Industrie- und Handelskammern aus allen Bundesländern vertreten sind. „Unternehmen können ihren Ideenreichtum am Standort Deutschland nur dann wieder richtig entfalten, wenn die Politik den Ballast für die Betriebe deutlich reduziert. Wir müssen jetzt die richtigen Schritte einleiten. Dann – aber auch nur dann – haben wir auch eine Zukunft als Land der Tüftler und Denker, der Erfinder und Macher.“
Angesichts der Vielzahl an Belastungen haben die Innovationsaktivitäten der deutschen Wirtschaft derzeit einen Tiefpunkt erreicht. Sie sind laut jüngstem DIHK-Innovationsreport auf den niedrigsten Stand seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 gefallen. Gleichzeitig wollen die Unternehmen verstärkt im Ausland forschen. 

Freiräume für Neues schaffen

Ziel muss ein Umfeld sein, das den Betrieben Freiräume lässt, Neues zu entwickeln.

DIHK-Präsident Peter Adrian


„Diesen gefährlichen Trend müssen wir dringend umkehren“, mahnt Adrian. „Ohne neue Ideen und Produkte ‚made in Germany‘ wird unsere Wirtschaft nicht auf Wachstumskurs kommen. Wir brauchen daher politische Signale, die den Wirtschaftsstandort stärken und Unternehmen wieder Lust auf Forschung und Innovation in Deutschland machen.“
Wie solche Impulse konkret aussehen sollten, hat die IHK-Organisation jetzt in einem Positionspapier zusammengefasst. „Ziel muss ein Umfeld sein, das den Betrieben Freiräume lässt, Neues zu entwickeln“, erläutert DIHK-Präsident Adrian. Dazu zählt laut DIHK-Analyse vor allem weniger Bürokratie: „Mehr als zwei Drittel der Betriebe sind durch Bürokratie in ihrer Innovationstätigkeit eingeschränkt. Hierdurch wird Personal und Geld gebunden, das dann für Innovationen fehlt.“    
Ein wichtiges Puzzlestück für ein innovationsfreundliches Umfeld sind aus Sicht der Betriebe zudem technologieoffene Förderprogramme, die schnell und bürokratiearm die Unternehmen erreichen. Weiteren Nachholbedarf sieht die DIHK gleichfalls beim Thema Innovationsförderung – auch wenn es hier in den letzten Jahren bereits positive Veränderungen gab.

Förderprozesse konsequent entschlacken

Um die Förderung für Unternehmen attraktiver zu gestalten, sollten die Prozesse konsequent entschlackt werden – von der Beantragung bis zum Abschlussbericht.

DIHK-Präsident Peter Adrian


Adrian: „Fördermöglichkeiten werden oft nicht genutzt, weil sie nicht bekannt sind oder die   Antragsstellung zu kompliziert ist.“ Um die Förderung für Unternehmen attraktiver zu gestalten, sollte daher aus Sicht der DIHK die konsequente Entschlackung der Prozesse auf der Agenda stehen – von der Beantragung bis zum Abschlussbericht. Das vom Bundeswirtschaftsministerium entwickelte Format der „Praxis-Checks“ könnte hier Pate stehen.
Wichtig ist dem Papier zufolge zudem eine Stärkung des Wissenstransfers zwischen Wissenschaft und Unternehmen. So sollte die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) niederschwellige Möglichkeiten für Unternehmen bieten, mit der Wissenschaft zu kooperieren. 
Mehr Schwung ist laut DIHK auch bei der Umsetzung des angekündigten Reallabore-Gesetzes nötig.  Adrian: „So können Innovationen praxisnah erprobt und damit schneller realisiert werden. Das ist notwendig, damit Deutschland weiter ein Innovationsstandort bleibt.“

DIHK-Impulse für eine zukunftsfähige Innovationspolitik 

Ob Digitalisierung, klimafreundlichere Energieversorgung oder die Bewältigung des demografischen Wandels: Die aktuellen Herausforderungen erfordern innovative Lösungen. Zur Stärkung der Innovationskraft Deutschlands und zur Sicherung seiner wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit hat die Bundesregierung für Deutschland das Ziel ausgegeben, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) von aktuell 3,13 Prozent auf 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) bis zum Jahr 2025 zu erhöhen. Die Zielsetzung ist richtig, da Forschung und Entwicklung Unternehmen helfen, durch neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Gleichzeitig ist die Innovationsbereitschaft der deutschen Wirtschaft laut aktuellem DIHK-Innovationsreport auf den niedrigsten Stand seit der ersten Erhebung im Jahr 2008 gefallen. Zusätzlich wollen Unternehmen verstärkt F&E-Aktivitäten im Ausland verfolgen. Das ist kein gutes Zeugnis für den Innovationsstandort Deutschland.
Umso dringender ist es, ein innovationsfreundliches Umfeld zu schaffen, damit durch kluge Köpfe und mit innovativen Technologien neue Produkte und Geschäftsmodelle „made in Germany“ entstehen können. Dazu zählen steuerliche Anreize ebenso wie Maßnahmen zum Bürokratieabbau, um Lust auf Innovationen zu wecken.
Hierfür schlägt die DIHK folgende Impulse für eine zukunftsfähige Innovationspolitik vor:
1.    Einen innovationsfreundlichen Rahmen schaffen 
2.    Reallabore flächendeckend einführen 
3.    Innovationsförderung effizienter gestalten 
4.    Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Unternehmen stärken
5.    Innovationsinfrastrukturen bereitstellen 
6.    Gleiche Wettbewerbsbedingungen für wissenschaftliche Transferpartner 
7.    Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (Dati) wirtschaftsnah aufstellen 
8.    Den Sprung wagen …
9.    … mit Innovationen aller Art 
10.  „Mission Possible“ – in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft

dihk.de
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