Bündnis kämpft für mehr Fernverkehr für Jena
Jena ist der wissenschaftliche und wirtschaftliche Motor Thüringens: Universität, Fachhochschule, starke Forschung und ein leistungsfähiger Hightech-Mittelstand erwirtschaften einen wesentlichen Teil des Wohlstands im Freistaat. Damit die Stadt diese Rolle ausfüllen kann, braucht es erstklassige Infrastruktur – vor allem auch eine schnelle verlässliche Bahnanbindung. Wissenschaft und wissensintensive Industrie sind national und international besonders vernetzt. Sie erwarten von der Bahn direkte Verbindungen, dichte Takte und kurze Reisezeiten. Als sich zu Beginn der 2010er Jahre abzeichnete, dass sich Jenas Fernverkehrsanbindung durch die Inbetriebnahme der ICE Neubaustrecke via Erfurt verschlechtern würde, formierte sich 2011 das Bündnis „Fernverkehr für Jena“.
IC 2064 nach Karlsruhe beim Halt in Jena Paradies
Unter der Leitung des ehemaligen Schott-Chefs und Ehrenbürgers Wolfgang Meyer, dem Kanzler der Universität Dr. Klaus Bartholmé und dem Landesvorsitzenden des Wirtschaftsrats der CDU Mihajlo Kolakovic vereinte und vereint das Bündnis über 150 Unternehmen, Forschung, Verbände und Kommunalpolitik. Es bündelt die Interessen der Region, erarbeitet belastbare Konzepte und adressiert diese an Bahn, Land und Bund. Erfolge sind sichtbar: Jena verfügt über drei fernverkehrstaugliche Bahnhöfe, die Elektrifizierung der Mitte-Deutschland-Verbindung wurde vorangetrieben, der Franken-Thüringen-Express wurde als Interimslösung bis zur Einführung des IC nach Leipzig verlängert und der Vorschlag einer IC-Linie Frankfurt (Main)–Jena–Gera–Dresden für den Deutschlandtakt wurde in Berlin eingebracht.
Aktueller Stand: Rückschläge statt Offensive
2015 kündigte die DB an, Jena sowie Gera und Weimar bis 2030 mit zwei IC-Linien im 2-Stunden-Takt ins Fernverkehrsnetz zurückzubringen. Heute droht dies zu scheitern: Explodierende, bundespolitisch getriebene Trassenpreise und die durch das Deutschlandticket ausgelöste Verlagerung in vielerorts überfüllte Regionalzüge verschlechtern die Wirtschaftlichkeit des Fernverkehrs, während die Betriebsqualität mit häufigen Ausfällen und Verspätungen das Vertrauen der Reisenden kostet – besonders bei Pendlerinnen und Pendlern. Auf dem Bahngipfel in Jena im Juni 2025 erklärte die DB de facto das Aus für das Ostthüringer IC-Netz: Am 20. September 2026 soll der letzte IC auf der Relation Gera–Erfurt fahren; auf der Saalbahn wird die erst vor eineinhalb Jahren eingeführte IC-Linie Leipzig–Jena–Nürnberg zum Jahresende von fünf auf zwei tägliche Zugpaare reduziert.
Eine alternative Lösung gibt es nicht, denn der Regionalverkehr kann die fehlende Fernanbindung nicht ersetzen. Thüringen fehlen die Mittel, und verlässliche, schnelle Relationen in wichtige Zentren außerhalb des Freistaats lassen sich landesseitig nicht sicherstellen, wenn die Aufgabenträger der benachbarten Bundesländer nicht mitfinanzieren. Für Jena bedeutet das: Ohne echte Fernverkehrsangebote bleiben Direktverbindungen, Reisezeiten und Kapazitäten hinter den Bedürfnissen von Wissenschaft, Hightech und Dienstleistung zurück. Den Schaden wird der gesamte Freistaat Thüringen zu spüren bekommen.
Nächste Schritte: Arbeitsschwerpunkt und politische Hausaufgaben
Die von der Fachwelt mit Spannung erwartete, am 22. September vorgestellte „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“ des Bundesverkehrsministers liefert kein klares Bekenntnis zum regionalen Fernverkehr. Andere Länder zeigen, wie es gehen kann: Österreich reaktiviert die Zuggattung Interregio, Portugal öffnet sein landesweites „Grünes Ticket“ für Intercidades Verbindungen (vergleichbar dem deutschen IC), Polens PKP Intercity baut gezielt Netze zur Anbindung kleiner und mittlerer Städte aus, und Großbritannien stärkt durch Re-Verstaatlichung die Steuerungsfähigkeit des Schienenverkehrs. Deutschland hingegen fehlt der Mut zu effektiven Reformen – mit spürbaren Folgen für Städte wie Jena.
Der Arbeitsschwerpunkt des Bündnisses wird daher in den kommenden Jahren auf die Bundespolitik gerichtet sein. Dafür braucht es jetzt das entschlossene, parteiübergreifende Engagement der Thüringer Mitglieder des Bundestags: Trassenpreise fernverkehrstauglich regulieren, verbindliche Qualitäts- und Mindestangebotsstandards festlegen, die Finanzierungskulisse anpassen und die integrierte Planung von Nah- und Fernverkehr stärken. Nur so bleibt Jena das, was es für Thüringen ist – wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Motor mit Anschluss an die Republik.
Bündnis Fernverkehr für Jena
Das Bündnis Fernverkehr für Jena ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Interessenverbänden und Vertretern der Verwaltung, maßgeblich initiiert unter anderem von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, der Carl Zeiss Jena GmbH, der Schott Jenaer Glas GmbH, der Jenoptik GmbH, der Intershop Communications AG, der Wirtschaftsförderung und der Stadtverwaltung Jena, der IHK Ostthüringen, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft, der Interessengemeinschaft Gewerbegebiete Jena-Süd e.V. (IGJS), dem Deutschen Patent- und Markenamt und dem Fahrgastverband Pro Bahn. Insgesamt sind über 100 Unternehmen, Einrichtungen und Verbände Mitglied des Bündnisses.
fernverkehr-jena.de
Das Bündnis Fernverkehr für Jena ist ein Zusammenschluss von Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Interessenverbänden und Vertretern der Verwaltung, maßgeblich initiiert unter anderem von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, der Carl Zeiss Jena GmbH, der Schott Jenaer Glas GmbH, der Jenoptik GmbH, der Intershop Communications AG, der Wirtschaftsförderung und der Stadtverwaltung Jena, der IHK Ostthüringen, dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft, der Interessengemeinschaft Gewerbegebiete Jena-Süd e.V. (IGJS), dem Deutschen Patent- und Markenamt und dem Fahrgastverband Pro Bahn. Insgesamt sind über 100 Unternehmen, Einrichtungen und Verbände Mitglied des Bündnisses.
fernverkehr-jena.de
Kontakt
Immer aktuell über Neues im Onlinemagazin informiert sein? Abonnieren Sie unseren Newsletter „News Ostthüringer Wirtschaft“!
Jetzt hier anmelden
Jetzt hier anmelden
Sie haben Fragen, kritische Hinweise, Verbesserungsvorschläge oder eine Idee für einen Artikel? Schreiben Sie uns: magazin@gera.ihk.de.
Mit Namen oder Initialen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der IHK wider.
Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir Status- und Funktionsbezeichnungen in der Regel in der männlichen Form. Sie gelten jedoch für alle Geschlechter gleichermaßen.