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Berliner Diskussion an der Realität vorbei
Vom Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, über Digitalisierung und den immer stärker geforderten Einsatz alternativer Antriebe bis zum Thema Personalmangel – die Verkehrs- und Logistikbranche hat mit vielen Baustellen zu kämpfen. Die Unternehmer des IHK-Ausschusses Verkehr und Logistik haben ihr erstes Treffen für einen Faktencheck genutzt und wichtige Themen für die Ausschussarbeit in diesem Jahr diskutiert. Zu den Schwerpunkten zählen sowohl die Einsatzmöglichkeiten alternativer Antriebe als auch Wege, mit der angespannten Fachkräftesituation umzugehen.
Nicht nur Lokführer und Berufskraftfahrer fehlen perspektivisch, auch in den Stellwerken, im Logistikmanagement oder in Planungsbüros für Verkehrswege ist der Berufsnachwuchs dünn gesät.
Kein Problembewusstsein bei politischen Entscheidungsträgern
Als Gesprächspartner hatten die Unternehmer den Verkehrsexperten Thomas Puls vom Institut der Deutschen Wirtschaft eingeladen. Anhand eindrucksvoller Zahlen verdeutlichte er die prekäre Lage der Branche. Sein Fazit: Die Berliner Diskussion geht bei vielen Themen an der Realität vorbei.
Zum Beispiel bei der Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene: Zwar wachse der Marktanteil des Schienenverkehrs seit Jahren, doch für eine Verlagerung in der politisch gewünschten Größenordnung ist das Schienennetz auf absehbare Zeit nicht aufnahmefähig.
Zum Beispiel Dekarbonisierung: Die Hauptlast der politischen CO2-Einsparungsziele von 50 Millionen Tonnen bis 2023 lastet auf dem Straßenverkehr, der trotz aller Verlagerungswünsche auch in Zukunft der Hauptverkehrsträger bleiben wird. Zusätzlicher Preisdruck, wie zum Beispiel über eine CO2-Abgabe auf die Maut, wird nicht zum gewünschten Ergebnis führen, solange es keine praktikable Alternative zur Mautzahlung gibt. Dekarbonisierung des Kraftstoffes könne ein besserer Lösungsansatz sein, wie das Beispiel Schweden zeige. Dort dominiert Biodiesel die Treibstoffe im Nutzfahrzeugverkehr.
Zum Beispiel Verkehrsinfrastruktur: Die Anzahl der Unternehmen, die sich durch Infrastrukturprobleme, egal ob im Bereich Schiene, Straße oder Kommunikation, beeinträchtigt sehen, wächst seit Jahren. Kontraproduktiv wirken unter anderem zurückgefahrene Investitionen für Neubau von Straßen und Autobahnen, immer längere Planungsverfahren (bis zu 23 Jahren) und auch die steigenden Baupreise.
Zum Beispiel Fachkräfte: Nicht nur bei Lokführern und Berufskraftfahrern blieben offene Stellen unbesetzt, auch in Stellwerken, bei Planern für Verkehrswege oder bei Speditions- und Logistikkaufleuten wachsen die Personalsorgen.
Die Verkehrsverlagerung weg von der Straße kann bestenfalls das Wachstum des Straßengüterverkehrs verlangsamen, Tempolimits und Preissteigerungen bringen nachweislich nicht die gewünschte CO2-Einsparung, die Aussetzung des Autobahnbaus schwächt die Infrastruktur und wer soll in zehn oder 20 Jahren unsere Güter transportieren?
Ein Problembewusstsein für diese Fakten sei bei politischen Entscheidungsträgern nicht vorhanden, betont Thomas Puls. Lösungswege sieht er in der Stärkung kombinierter Verkehre, der Erleichterung von Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern und auch die Automatisierung sei unumgänglich.
Alternative Antriebe, Infrastruktur und Fachkräfte sind Hauptthemen der Ausschussarbeit
Viele der genannten Fakten kennen die Unternehmer des IHK-Ausschusses auch aus ihrem eigenen Firmenalltag. Vor allem der Fachkräftemangel macht ihnen Sorgen. Sie investieren verstärkt in Ausbildung und setzten auch auf die Qualifikation von Quereinsteigern. Im Herbst soll deshalb das Thema im Mittelpunkt einer Ausschusssitzung stehen.
Zuvor wollen sich die Unternehmer im Juli vor Ort bei einem regionalen Anbieter bzw. Anwender über Erfahrungen und technische Möglichkeiten von E-Mobilität informieren. Welche Ladungsvolumen können über welche Entfernungen transportiert werden und wie geht es mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur voran?
Im November schließlich ist der fast schon traditionelle Austausch der Verkehrsausschüsse aller drei Thüringer IHKs mit der Thüringer Infrastrukturministerin Susanna Karawanskij geplant.
Zum IHK-Ausschuss Verkehr und Logistik
Sechs Fachausschüsse unterstützen die Arbeit der IHK-Vollversammlung. Unternehmer und Fachexperten treten in intensiven Erfahrungsaustausch und geben wichtige Impulse für die Beschlüsse der IHK-Vollversammlung und die strategische Arbeit der IHK. Die Ausschüsse stehen Unternehmern oder Firmenvertretern aller IHK-Mitglieder offen, die sich zu den Themen engagieren wollen. Im IHK-Ausschuss Verkehr und Logistik sind derzeit 22 Mitglieder aktiv.
Leistungsfähige Verkehrsverbindungen und stabile Lieferketten sind entscheidend für die Funktionsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Verkehrsgewerbe steht dabei vor großen Herausforderungen. Vom Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, über Digitalisierung und den immer stärker geforderten Einsatz alternativer Antriebe bis zum Thema Personalmangel. Wie die Unternehmen diese Herausforderungen meistern können und was Politik und Verwaltung dafür tun müssen, damit wird sich der Ausschuss für Verkehr und Logistik in den kommenden Jahren beschäftigen.
Weitere IHK-Ausschüsse gibt es zu den Themenbereichen:
• Bildung und Fachkräfte
• Energie und Umwelt
• Industrie und Forschung
• Sachverständige
• Tourismus, Handel, Stadtentwicklung
ihk.de/gera/ausschuesse
Sechs Fachausschüsse unterstützen die Arbeit der IHK-Vollversammlung. Unternehmer und Fachexperten treten in intensiven Erfahrungsaustausch und geben wichtige Impulse für die Beschlüsse der IHK-Vollversammlung und die strategische Arbeit der IHK. Die Ausschüsse stehen Unternehmern oder Firmenvertretern aller IHK-Mitglieder offen, die sich zu den Themen engagieren wollen. Im IHK-Ausschuss Verkehr und Logistik sind derzeit 22 Mitglieder aktiv.
Leistungsfähige Verkehrsverbindungen und stabile Lieferketten sind entscheidend für die Funktionsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Verkehrsgewerbe steht dabei vor großen Herausforderungen. Vom Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, über Digitalisierung und den immer stärker geforderten Einsatz alternativer Antriebe bis zum Thema Personalmangel. Wie die Unternehmen diese Herausforderungen meistern können und was Politik und Verwaltung dafür tun müssen, damit wird sich der Ausschuss für Verkehr und Logistik in den kommenden Jahren beschäftigen.
Weitere IHK-Ausschüsse gibt es zu den Themenbereichen:
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