ÖFFENTLICH BESTELLTE UND VEREIDIGTE SACHVERSTÄNDIGE

Vorgestellt: Fünf Fragen an Carsten Prinz

Seit 2013 ist Carsten Prinz öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für photovoltaische Anlagentechnik, also ein Experte für Schäden an und Bewertung von Photovoltaikanlagen vom kleinen Balkonkraftwerk bis hin zu sogenannten Solarparks. Mit seiner langjährigen Expertise, auch als Gutachter für Photovoltaikanlagen (TÜV), steht er sowohl den Gerichten als auch dem Privatkunden als Fachgutachter zur Seite.

Herr Prinz, was hat Sie motiviert, Sachverständiger zu werden?

Aus der Planung und praktischen Umsetzung von Photovoltaikanlagen kommend habe ich frühzeitig bemerkt, dass bei der Umsetzung von Photovoltaikprojekten der Faktor Qualität gegenüber den Faktoren Kostenminimierung und Realisierungsgeschwindigkeit häufig vernachlässigt wird. Nicht zuletzt durch den preisdruckbedingten immer häufiger werdenden Einsatz wenig qualifizierter Anlagenerrichter und nicht immer hochwertiger Materialien steigt die Anzahl technischer Probleme und Mängel. Diese zu erkennen, parteienneutral zu analysieren und beheben zu helfen motivierte mich zur Sachverständigenbestellung. Schließlich sollen Photovoltaikanlagen über Jahrzehnte hinweg technisch sicher saubere Energie produzieren.

Worauf legen Sie besonderen Wert bei Ihrer Sachverständigentätigkeit?

In aller erster Line lege ich Wert auf Parteienneutralität. Als technischer Sachverständiger steht für mich die Lösung der Aufgabenstellung im Vordergrund, unabhängig davon, ob das Ergebnis einer Begutachtung dem einen oder anderen Beteiligten genehm ist oder nicht.
Außerdem lege ich besonderen Wert auf praktikable Lösungen, insbesondere bei der Behebung technischer Mängel. Sprichwörtlich führen „viele Wege nach Rom“, jedoch sollte bei der Auswahl des geeigneten Weges die langzeitliche Sicherheit der elektrischen Anlagen, um die es sich bei Photovoltaikanlagen handelt, und das Kosten-Nutzen-Verhältnis im Vordergrund stehen, weniger die persönlichen Interessen eines oder mehrerer Beteiligter.

Was war Ihre interessanteste Herausforderung?

Oh, da gab es bislang so einiges. Sei es an einer Photovoltaikanlage mit circa einer halben Million Photovoltaikmodulen einen vermeintlichen Serienfehler zu verifizieren oder aber eine Photovoltaikanlage auf technische Mängel zu untersuchen, die „heimlich, still und leise“ kurzerhand vor dem anberaumten Ortstermin abgebaut und weggeschafft wurde. Es ist eine besondere Herausforderung, ein technisches Gutachten zu erarbeiten, wenn das zu begutachtende Objekt nicht da ist. Hier mutiert eine geplante Inaugenscheinnahme schon einmal zur „Spurensicherung“.

Was muss man als Sachverständiger außer Fachwissen noch „mitbringen“? 

Der Umgang mit Menschen, heute oft als „soziale Kompetenz“ bezeichnet, ist sehr wichtig. Was hilft das beste und intensivste Fachwissen, wenn man nicht oder nur schwer in der Lage ist, mit Menschen auf dem Boden der Realität zu kommunizieren. Dies auch, wenn der Gegenwind einmal etwas schärfer weht, das gehört zum Sachverständigendasein dazu. Da sind wir wieder bei den „vielen Wegen nach Rom“, nicht jeder favorisiert den Weg, den der Sachverständige priorisiert.

Haben Sie es jemals bereut, Sachverständiger geworden zu sein?

Nein. In dem Fall würde ich meine öffentliche Bestellung zurückgeben. Zugegeben, manchmal belasten Termindruck und häufige Arbeitsüberlastung. Nur, wo ist dies nicht der Fall? Die Freude an der Arbeit, die Teilhabe am technischen Fortschritt, gerade in der Photovoltaikbranche und das Gefühl, im zivilprozessualen Bereich etwas für die Wahrheitsfindung tun zu dürfen, lassen mich auch temporäre Stressphasen ohne Reue widerstehen. 
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