Den Kopf in den Sand stecken hilft niemandem

Seit 2018 ist Alice Göpel Geschäftsführerin der GÖPEL electronic GmbH und trat die Nachfolge ihres Vaters Holger Göpel an, einem der drei Firmengründer. Mit Beginn der aktuellen Legislaturperiode im Februar 2023 engagiert sie sich auch in der IHK-Vollversammlung.
„Das Berufsbild ‚Unternehmer‘ und die Elektronikfirma, die mein Vater 1991 mit zwei Partnern gegründet hat, waren ständiger Begleiter meiner Kindheit“, erzählt Alice Göpel. Auch wenn das Thema Unternehmensnachfolge immer mal wieder im Raum stand, hat sie zunächst nicht daran gedacht, einmal in seine Fußstapfen zu treten. „Nach dem Betriebswirtschaftsstudium wollte ich in einem anderen Unternehmen Erfahrungen sammeln.“ So startete sie ihre Karriere als Vertriebsdisponentin bei einem Personaldienstleister in Mainz mit der Perspektive eine Filialleitung zu übernehmen. „Doch dann wurde mir eine interessante Aufgabe bei Göpel electronic angeboten: Das Exportgeschäft für unsere Inspektionssysteme zu managen“, erinnert sie sich daran, wie sie am Ende doch ins väterliche Unternehmen eingestiegen ist. „Im Studium hatte ich einen Schwerpunkt auf internationales Management gelegt und aus meinem vorherigen Job jede Menge Vertriebserfahrungen mitgebracht. Es hat Spaß gemacht, ein internationales Distributionsnetzwerk für unsere Test- und Inspektionssysteme aufzubauen und über zehn Jahre lang zu managen.“

Große Fußstapfen ausfüllen

2018 wurde die Frage nach dem Eintritt in die Geschäftsleitung als Nachfolgerin ihres Vaters konkret. „Anfangs hatte ich Bedenken mich der Herausforderung zu stellen, denn es waren große Fußstapfen, die es auszufüllen galt“, sagt Alice Göpel – aber sie hat die Herausforderung mit dem ihr eigenen Optimismus angenommen. Ehrlichkeit, gute und transparente Kommunikation, Mitarbeiter mitnehmen – es sind die Werte ihres Vaters mit denen sie aufgewachsen ist, die heute auch ihr eigener Anspruch sind. „Es ist nicht immer einfach und eine hohe Verantwortung, bei 250 Mitarbeitern aus unterschiedlichen Generationen eine gute Balance zu finden.“ Die Unternehmensstruktur mit flachen Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen erleichtere es, „im Team auf schnellem Weg zusammen gute Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen“.

Team-Entscheidungen als Stärke

Genau dort sieht die Teamplayerin Alice Göpel die Stärke des familiengeführten Unternehmens. Zum dreiköpfigen Team der Geschäftsleitung gehören neben ihr der Firmenmitgründer Thomas Wenzel und Jörg Schneider, der genau wie sie die Nachfolge seines Vaters, des dritten Firmengründers, angetreten hat. „Jeder hat zwar sein eigenes Arbeitsfeld aber Entscheidungen werden gemeinsam getroffen, wenn alle wichtigen Informationen auf dem Tisch liegen.“ Sie selbst konzentriert sich auf die kaufmännischen Interessen der Firma. „Bei allen Fragen der Produktion, Produktentwicklung oder bei Innovationsprojekten kann und muss ich mich auf die fachliche Expertise meiner Teamkollegen und Ingenieure verlassen.“ Dieses Vertrauen sei ihr wichtig und bilde die Grundlage für die gute Marktposition der Firma – und somit schlussendlich für die Erhaltung der Arbeitsplätze.

Mit Optimismus Lösungen finden

Sich von schlechten Nachrichten beirren lassen – für Alice Göpel ist das keine Option – egal, ob privat oder in der Firma. Nach einem Skiunfall hat sie sich trotz schlechter Prognose der Ärzte wieder mit viel Ehrgeiz zurückgekämpft. Heute sind Ski-Pisten oder ausgiebige Jogging-Runden wieder ihr Ausgleich zum stressigen Berufsalltag. Mit demselben Ehrgeiz stellt sie sich auch den Herausforderungen in der Firma – zum Beispiel als die Coronapandemie alles „stilllegte“: Wie bei allen anderen Unternehmen war das auch für Göpel electronic ein Ausnahmezustand. Keiner wusste, wie mit den Quarantänebestimmungen umgegangen werden sollte. Für die Büroarbeitsplätze musste in einer Hau-Ruck-Aktion Homeoffice-Arbeit ermöglicht werden. Was ist mit den Produktionsarbeitsplätzen? Homeoffice ist dort nicht möglich. „Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft niemandem“, sagt die Unternehmerin, denn Resignieren ist für sie keine Option. Handeln, nach vorn sehen und „das Beste daraus machen“, mit Optimismus Lösungen finden, passen besser zu ihr.

Sinnhaftigkeit von Bürokratie hinterfragen

Denn Herausforderungen gebe es immer wieder: (Kriegsbedingte) Lieferschwierigkeiten, Fachkräfteprobleme und immer mehr Berichts- und Nachweispflichten. Wobei ihr die zunehmenden Bürokratie-Anforderungen nicht nur die Sorgenfalten, sondern auch so manches Fragezeichen ins Gesicht zeichnen. Die Intention von Lieferkettengesetz, CO2-Fußabdruck, Verpackungsverordnung und Co. könne sie durchaus nachvollziehen. „Aber die Umsetzung ist sehr bürokratisch, mit hohem Aufwand im Unternehmen verbunden – und nicht zu Ende durchdacht. Was wird denn mit den ganzen Daten gemacht?“, fragt sie sich.

Einfluss nehmen und aktiv mitgestalten

Als Unternehmerin sieht sie ihre Aufgabe darin, Ideen zu entwickeln und einzubringen, die das Unternehmen prägen. Da ist es für sie selbstverständlich, sich auch in Unternehmensnetzwerken und in der Region zu engagieren. Sie schätzt den Austausch mit anderen Unternehmern in der IHK-Vollversammlung, im IHK-Ausschuss Industrie und Forschung oder im Branchennetzwerk Optonet. „Ich denke, dass wir als Unternehmer dort mit unserer gemeinsamen Stimme Einfluss auf künftige Regelungen nehmen und aktiv etwas zum Bürokratieabbau beitragen können.“
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