Unternehmen und Nachhaltigkeit

Was heißt es eigentlich, ökonomisch, ökologisch und sozial verantwortlich – also nachhaltig – zu wirtschaften?

Neue Anforderungen etablieren sich derzeit in verschiedenen Branchen und sind zukünftig ein entscheidendes Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. So spielen neben umweltschutzrechtlichen Vorgaben zukünftig auch soziale Aspekte und der CO2-Fußabdruck eine entscheidende Rolle.
Nicht nur die großen Unternehmen, sondern gerade auch kleine und mittelständische Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette sehen sich in immer stärkerem Maß politischen und gesellschaftlichen Anforderungen, Nachweispflichten oder regulatorischen Vorgaben ausgesetzt. Aber auch Kunden und Lieferanten gewinnen in den internationaler werdenden Lieferketten stetig größeren Einfluss auf Unternehmen.
Die nachfolgenden Initiativen und Leitfäden sollen Unternehmen einen ersten Überblick bieten, wie das Thema Nachhaltigkeit angegangen und mit welchen Maßnahmen verantwortungsvolles Wirtschaften in der unternehmerischen Praxis umgesetzt werden kann.
VSME - Freiwilliger Nachhaltigkeitsberichtsstandard für KMU
Warum ein freiwilliger Standard?
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die nicht kapitalmarktorientiert sind, unterliegen nicht der gesetzlichen Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dennoch fordern Banken, Investoren, Geschäftspartner oder Kunden zunehmend Nachhaltigkeitsinformationen – ein sogenannter Trickle-Down-Effekt.
Immer mehr KMU entscheiden sich daher, freiwillig über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten zu berichten – um Transparenz zu schaffen, Vertrauen zu stärken und neue Geschäftschancen zu nutzen.
Was ist der VSME?
Der Voluntary SME Standard (VSME) wurde von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) im Auftrag der EU-Kommission entwickelt. Ziel ist es, KMU eine praxisnahe, standardisierte und digitale Lösung für freiwillige Nachhaltigkeitsberichte zu bieten. Am 30. Juli 2025 hat die Europäische Kommission eine offizielle Empfehlung zur Anwendung des VSME veröffentlicht.
Aufbau des VSME

Der Standard besteht aus zwei Modulen:
1. Basic Module
  • Für Kleinstunternehmen konzipiert
  • Mindestanforderung für alle KMU
  • Fokus auf zentrale ESG-Themen (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung)

2. Comprehensive Module
  • Erweiterung des Basismoduls
  • Enthält zusätzliche Datenpunkte, die häufig von Banken, Investoren oder Großkunden abgefragt werden
Aktueller Stand & Zeitplan
  • Dezember 2024: Veröffentlichung des Entwurfs durch EFRAG
  • Januar–Mai 2025: Öffentliche Konsultation (u. a. mit Beteiligung der IHK-Organisation)
  • Juli 2025: Empfehlung der EU-Kommission zur Anwendung des VSME
  • 2025/2026: Weitere Initiativen zur Förderung der Anwendung durch EFRAG und EU
Empfehlungen der EU-Kommission
Am 30. Juli 2025 hat die Europäische Kommission eine Empfehlung zur Anwendung des neuen VSME-Standards für die freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) veröffentlicht. Der Standard wurde von der European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) entwickelt und richtet sich an nicht börsennotierte KMU und Kleinstunternehmen in der EU.

Die Kommission empfiehlt zudem, dass nachhaltigkeitsberichtspflichtige Unternehmen, Finanzinstitute und Kreditgeber ihre Informationsanfragen an KMU möglichst auf die Inhalte des VSME-Standards beschränken. Auch die Mitgliedstaaten sollen entsprechende Maßnahmen auf nationaler Ebene fördern.

Im Rahmen der Omnibus-Vorschläge vom Februar 2025 plant die EU, berichtspflichtige Unternehmen künftig zu verpflichten, ihre Anforderungen an Unternehmen der Wertschöpfungskette mit bis zu 1.000 Beschäftigten auf den VSME-Standard zu begrenzen – es sei denn, branchenspezifische Anforderungen gehen darüber hinaus. Ein entsprechender delegierter Rechtsakt ist in Vorbereitung.
Digitale Umsetzung
EFRAG hat eine digitale VSME-Vorlage sowie eine XBRL-Taxonomie veröffentlicht. Diese ermöglichen eine Interaktive Eingabe & automatische Berechnungen, Konsistenzprüfungen sowie eine softwareunabhängige digitale Berichterstattung.
Weiterführende Informationen & Downloads
Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen (NAT)
Das Nachhaltigkeitsabkommen Thüringen ist eine freiwillige Vereinbarung zwischen der Thüringer Landesregierung und der Thüringer Wirtschaft. Das Netzwerk führt Partner und Unternehmen zusammen, um Rahmenbedingungen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Thüringens auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu verbessern. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Teilnahme
17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals)
Die Vereinten Nationen haben mit den Sustainable Development Goals (SDGs) den politischen Handlungsrahmen bis 2030 verabschiedet. Die 17 SDGs schaffen die Grundlage dafür, weltweiten wirtschaftlichen Fortschritt im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und im Rahmen der ökologischen Grenzen der Erde zu gestalten.
Die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN) stellen verschiedene Publikationen zur Verfügung, die Sie downloaden können. Darunter ein Leitfaden für kleine und mittlere Unternehmen, der die politisch gesetzten Ziele erläutert, diese auf kleine und mittlere Unternehmen herunterbricht und konkrete Ansatzpunkte zum nachhaltigen Wirtschaften aufzeigt. (Quelle: RENN.nord)
Checkliste zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Unternehmen
Sie möchten einen aktiven betrieblichen Beitrag zu mehr Klimaschutz und ökonomischen Erfolg bei gleichzeitiger Übernahme von sozialer Verantwortung leisten? Das ifaa Institut für angewandte Arbeitswissenschaft zeigt Unternehmen mit seiner Checkliste die Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit auf und bietet eine Orientierung für Entwicklungsmaßnahmen. (Quelle: ifaa)
KMU Kompass zur Sorgfaltsprüfung in den Lieferketten
Unter welchen Arbeitsbedingungen werden Rohstoffe abgebaut? Wie steht es um Themen wie Umweltschutz, Abwasser- oder Chemikalienmanagement in Entwicklungsländern der Lieferkette? Der KMU Kompass ist ein Angebot des Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Er unterstützt kleine und mittlere Unternehmen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen und ihrer Sorgfalt nachzukommen. (Quelle: Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte)
Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK)
Der DNK unterstützt den Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bietet einen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Er gibt Orientierung, wie die CSR-Berichtspflicht sowie der Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte praktisch umgesetzt werden kann. Das Büro Deutscher Nachhaltigkeitskodex, die DNK-Schulungspartner und -Mentoren unterstützen bei der Berichterstattung und Anwender erhalten ein qualifiziertes Feedback. Den Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex und weiterführende Dokumente finden Sie hier. (Quelle: Deutscher Nachhaltigkeitskodex)
CSR Risiko-Check
Der CSR Risiko-Check richtet sich an Unternehmen, die ins Ausland exportieren, aus dem Ausland importieren oder im Ausland Produktionsstätten haben. Mit der Beantwortung von zwei Fragen wissen Sie, welche internationalen CSR-Risiken mit Ihren Geschäftsaktivitäten zusammenhängen und wie Sie diese Risiken managen. Ebenso erfahren Sie, mit welchen Schritten Sie ein CSR-Risikomanagement in Ihrem Unternehmen umsetzen. (Quelle: MVO Nederland)
CSR in Deutschland
Abhängig von Geschäftsmodell, Unternehmensgröße, Position in der Wertschöpfungskette oder geographischem Kontext stehen Unternehmen unterschiedlichen Herausforderungen bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten gegenüber. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) stellt mit verschiedenen Leitfäden einen Überblick über branchenspezifische Herausforderungen und Lösungsansätze zur Verfügung. (Quelle: BMAS)
Kompetenzplattform für Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand
Die Plattform nachhaltig.digital unterstützt Unternehmen dabei, die Digitalisierung als Instrument für nachhaltiges Wirtschaften zu nutzen. Informationen zu Green IT, Smart Grid oder Blockchain sowie aktuelle Veranstaltungen zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollen KMU einen einfachen und praxisnahen Einstieg in die Thematik bieten.
(Quelle: nachhaltig.digital)
Global Reporting Initiative (GRI)
Die GRI liefert Standards für eine umfangreiche Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie hilft Unternehmen und Regierungen weltweit, ihre Auswirkungen Nachhaltigkeitsthemen wie Klimawandel, Menschenrechte, Regierungsführung und soziales Wohlergehen zu verstehen und zu kommunizieren. Die GRI-Standards gelten als die ersten globalen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. (Quelle: GRI)
DIN ISO 26000 – „Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen“
Die DIN ISO 26000 unterstützt Unternehmen und Organisationen aller Art dabei, gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. Die Kernthemen der internationalen Norm reichen von Organisationsführung über Menschenrechte und Arbeitspraktiken bis hin zu Umwelt, fairen Betriebs- und Geschäftspraktiken, Konsumentenanliegen sowie Einbindung und Entwicklung der Gemeinschaft. Die DIN ISO 26000 ist nicht zertifizierbar. (Quelle: BMAS)
SDG Action Manager Tool
Mit der web-basierten Anwendung des UN Global Compact können Unternehmen ihre Aktivitäten und Fortschritte zur Erreichung der Sustainable Development Goals selbst einschätzen und verbessern. Bestehend aus verschiedenen Modulen widmet sich das Tool relevanten Fragen, wie Unternehmen konkrete Maßnahmen im Sinne der SDGs starten und umsetzen können. Die Anwendung ist derzeit nur in Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch und Spanisch verfügbar. (Quelle: Global Compact Netzwerk Deutschland)
Greenhouse Gas Protocol
Die Initiative GHG Protocol stellt Unternehmen verschiedene Tools zur Verfügung, mit denen sie umfassende und zuverlässige Bestandsaufnahmen ihrer Treibhausgasemissionen erstellen können. Die Berechnungstools wurden in Zusammenarbeit mit Branchenexperten entwickelt und werden in Form von Excel-Tabellen mit begleitenden schrittweisen Anleitungen bereitgestellt.
Wirtschaft macht Klimaschutz
Mit dem Ziel, die deutsche Wirtschaft zum Zweck des Klimaschutzes breit zu vernetzen, sollen Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche langfristig zusammenarbeiten. Im Rahmen des Dialogforums „Wirtschaft macht Klimaschutz“ wurden konkrete Maßnahmen für Unternehmen entwickelt, um so den Klimaschutz in der deutschen Wirtschaft im Hinblick auf nationale und internationale Zielsetzungen voranzutreiben. Ergebnisse des Dialogforums als Inspiration zu eigenen Aktivitäten
(Quelle: Wirtschaft macht Klimaschutz)