IHK- geprüft - Qualified in Germany

IHK-geprüft ist ein Markenzeichen

Viele Absolventen von IHK-Aus- und Weiterbildungsprüfungen machen „Karriere mit Lehre“, Teilnehmer an Sach- und Fachkundeprüfungen verbessern ihre Chancen auf beruflichen Erfolg und Arbeitsplatzsicherheit. Diese anerkannt hohe Qualität kann die IHK nur sicherstellen, weil ehrenamtliche Prüfer Engagement und Fachkompetenz einbringen. Sie sind das Gesicht der IHK-Prüfungen! Die enge Abstimmung mit den Mitarbeitern der IHK Ostthüringen garantiert, dass Prüfungen objektiv, vergleichbar, valide sind und auf hohem Niveau durchgeführt werden.
Um eine fachgerechte und faire Prüfung zu gewährleisten, an deren Ende der Grad der beruflichen Handlungskompetenz des Teilnehmers festgestellt wird, reicht Fachwissen allein erfahrungsgemäß nicht aus.
Wir haben die Ergebnisse bisheriger Prüfertätigkeit zusammengefasst und gehen auf sieben Kompetenzen näher ein, die für die Prüfertätigkeit von besonderer Bedeutung sind. Sie zeigen die hohen Anforderungen, denen sich die Prüfer gegenübersehen.

1. Fachkompetenz

In einer Prüfung wird die berufliche Handlungsfähigkeit der Prüfungsteilnehmer bewertet und das Bestehen mit dem IHK-Zeugnis bescheinigt.
Prüfer verfügen über zwei Arten von Fachkompetenz: Zum einen geht es um die Sachkompetenz, die das Berufsbildungsgesetz von einem Prüfer verlangt, zum anderen um die Handlungskompetenz, die notwendig ist, um eine Prüfung rechtlich und organisatorisch einwandfrei durchzuführen.
Aktuelles Fachwissen gepaart mit aktiver Praxiserfahrung in dem zu prüfenden Berufsfeld sind Grundvoraussetzungen, um auf einem hohen fachlichen Niveau zu prüfen. Ideal ist es, wenn der Prüfer den Beruf oder einen artverwandten Beruf erlernt und sich durch langjährige Tätigkeit die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse angeeignet hat.
IHK-Prüfer sind dem Prüfungsteilnehmer im Gesamtwissen immer ein gutes Stück voraus. Das ermöglicht ihnen, kompetent aufzutreten und den Prüflingen gleichzeitig Sicherheit zu geben. Berufe und Tätigkeiten verändern sich, deshalb gilt auch für ein „Prüferleben“ das lebensbegleitende Lernen.
Auch prüfungsspezifisches Fachwissen ist unerlässlich:
IHK-Prüfungen sind gesetzlich geregelt. Die Prüfer sollten daher die Rechtsgrundlagen kennen, die in den Prüfungs-, Aus- und Fortbildungsordnungen, Satzungen festgeschrieben sind. Besondere Kompetenzen erfordert die Erstellung von Prüfungsaufgaben, sei es in überregionalen Aufgabenerstellungsausschüssen oder in regionalen Prüfungsausschüssen.
Tipps für Prüfer
Eignen Sie sich vor der ersten Prüfung das notwendige Basiswissen an. Nutzen Sie die Schulungsangebote zu Rechtsfragen und den Prüfungsmethoden in dem zu prüfenden Beruf. Nehmen Sie an Weiterbildungen teil, die Ihre Prüferkompetenzen stärken. Behalten Sie bei der Aufgabenerstellung immer die Qualitätskriterien im Auge. Bleiben Sie neugierig.

2. Kollegialität

Prüfer sind das Aushängeschild der IHK. Mit der Berufung zeigen sie gesellschaftliches Engagement und tragen gleichzeitig eine hohe Verantwortung gegenüber ihrem Berufsstand und den Prüfungsteilnehmern.
Prüfer sind kein Alleinkämpfer, sondern Mitglieder eines Teams: des Prüfungsausschusses. Gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern bereiten sie Prüfungen vor, korrigieren Prüfungsaufgaben, bewerten Arbeitsproben, Prüfungsstücke oder Dokumentationen und führen Prüfungs- bzw. Fachgespräche durch. Diese Aufgaben führen sie in enger Abstimmung mit der IHK durch. Die einvernehmliche Zusammenarbeit auf allen Ebenen ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Prüfungen erfolgreich, nachvollziehbar und rechtskonform verlaufen.
Rund läuft ein Team, wenn sich alle aufeinander verlassen können. Dazu gehört Pünktlichkeit genauso wie das Einhalten von Absprachen. Respekt und Kritik schließen sich dabei nicht aus, sondern sind im Umgang miteinander die zwei Seiten einer Medaille.
Der Prüfungsausschuss bildet nach außen eine eingespielte Einheit. Dies gelingt, wenn jeder Prüfer die Meinung der Kollegen respektiert und Kritik nicht als Angriff, sondern als positiven Bestandteil der Prüfungsergebnisfindung begreift. Voneinander abweichende oder gar gegenteilige Meinungen sind erlaubt. Das Ziel ist aber, dass das Ergebnis von allen beteiligten Prüfern getragen wird.
Tipps für Prüfer
Teilen Sie Wissen und Erfahrungen. Berücksichtigen und respektieren Sie andere Auffassungen. Reflektieren Sie Ihre eigene Einschätzung. Unterstützen Sie neue Kollegen bei der Einarbeitung. Äußern Sie Ihre Kritik angemessen. Vertreten Sie gemeinsam das Prüfungsergebnis.

3. Prüfungsmethodik

Die IHK-Prüfungen sind praxisbezogen und handlungsorientiert. In einer Prüfung wird ermittelt, ob das erworbene Wissen in Verbindung mit Berufspraxis auf berufstypische Situationen angewandt werden kann. Eine IHK-Prüfung bewertet somit die zu diesem Zeitpunkt zu erwartende berufliche Handlungsfähigkeit des Prüfungsteilnehmers.
Die Prüfungsaufgaben werden überregional von paritätisch besetzten Aufgabenerstellungsausschüssen oder auf regionaler Ebene von Prüfungsausschüssen erstellt.
Die zu prüfenden Inhalte und die einzusetzende Prüfungsmethodik zu jeder Prüfung sind in den jeweiligen Aus- und Fortbildungsordnungen sowie den Prüfungsordnungen definiert.
Von den Aufgaben und Arbeitsprozessen, die in den verschiedenen Berufsfeldern wahrzunehmen sind, werden die jeweiligen Prüfungsanforderungen abgeleitet. Zweckmäßigerweise stehen praktische Fälle und offene Prüfungsaufgaben im Vordergrund.
Die Anwendungstaxonomie, welche in den jeweiligen Aus- und Fortbildungsordnungen, Satzungen oder in den Rahmenplänen festgelegt ist, beschreibt die verschiedenen Handlungsebenen. Hierbei werden die drei Ebenen „Wissen“, „Verstehen“ und „Anwenden“ unterschieden.
Eine der wichtigsten Voraussetzungen, um bundeseinheitliche, vergleichbare Prüfungen zu realisieren, ist die Einhaltung der Taxonomieebene. Ist ein „Verstehen“ gefragt, wird kein „Anwenden“ verlangt. Ist „Anwenden“ gefragt, reicht „Wissen“ nicht aus.
Die Prüfungsordnungen und Satzungen lassen eine Vielzahl an Prüfungsmethoden zu: Präsentation, Unterweisung, Rollenspiel, Fachgespräch, fallbezogenes Fachgespräch, Arbeitsprobe, Projekte, Dokumentation der Projektarbeit, schriftliche Tests oder auch Multiple-Choice-Aufgaben. Prüfer nutzen die Methodenvielfalt und ermöglichen den Einsatz passender Methoden.
Tipps für Prüfer
Seien Sie mit den Aus- und Fortbildungsordnungen vertraut. Stellen Sie berufstypische Aufgaben. Unterteilen Sie in Wissens- und Verständnisfragen. Kann der Prüfungsteilnehmer in Zusammenhängen denken? Kann er Sachverhalte analysieren? Ist er in der Lage, seine Entscheidungen zu beurteilen und seine Maßnahmen zu begründen?

4. Objektivität

IHK-Abschlüsse genießen eine hohe gesellschaftliche Anerkennung. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal der Prüfungen in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Sach- und Fachkunde ist die bundesweite Vergleichbarkeit der Ergebnisse.
Die Vergleichbarkeit setzt voraus, dass Prüfungsausschüsse unabhängig von den Prüfungsteilnehmern und den äußeren Bedingungen die Leistungen beurteilen. Das gelingt, wenn die Prüfung entsprechend den Regelungen der geltenden Prüfungsordnung und auch der jeweiligen Aus- bzw. Fortbildungsordnung sowie Satzung durchgeführt wird.
Eine besondere Herausforderung ergibt sich bei der Bewertung der praktischen Prüfungsaufgaben. Betriebliche Prozesse und Arbeitsbereiche werden immer komplexer und umfangreicher. Dies spiegelt sich insbesondere in den praktischen Prüfungen wieder. Nicht selten werden Prüfer in den Prüfungen mit Themenbereichen konfrontiert, in denen sie sich selbst kaum bewegen. Hier ist Fingerspitzengefühl gefordert, die Bereitschaft das Wissen des Prüfungsteilnehmers anzunehmen, sich selbst zurückzunehmen und aus rein fachlicher Sicht zu bewerten.
Objektivität bedeutet, die Prüfung unvoreingenommen und unabhängig von den bereits erzielten Ergebnissen durchzuführen und das unabhängig vom Grad der Sympathie, welche sich Prüfer und Prüfungsteilnehmer entgegenbringen.
Tipps für Prüfer
Schauen Sie regelmäßig in die Aus- oder Fortbildungsordnung sowie Satzung. Nutzen Sie die Bewertungsbögen und Lösungshinweise. Nehmen Sie sich zurück. Im Mittelpunkt steht der Prüfling. Bewerten Sie die Leistungen unvoreingenommen.

5. Gesprächsführung

Das Prüfungsgespräch besteht nicht nur aus Fragen und Antworten, es stellt einen fachlichen Dialog dar. Das Ziel ist klar, die Rollen sind verteilt und doch wird das Gespräch nicht immer ein Selbstläufer. Die gründliche fachliche Vorbereitung ist dabei die Grundlage, die jeder Prüfungsteilnehmer selbst schaffen muss.
Gelungene Kommunikation zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass die Gesprächspartner einander bewusst zuhören und aufeinander reagieren. Dies gilt im Alltagsgespräch genauso wie in der Prüfung. Umso wichtiger ist es für Prüfer zu wissen, wie sie mit einer geeigneten Gesprächsführung auch angespannte und nervöse Prüfungsteilnehmer auf Erfolgskurs halten können.
Ein kurzer Smalltalk zur Begrüßung des Prüfungsteilnehmers ist eine einfache Methode, um bereits vor der eigentlichen Prüfung Menschlichkeit zu signalisieren und Nervosität abzubauen.
Tipps für Prüfer
Legen Sie unter den Kollegen fest, wer das Gespräch führt. Stellen Sie die Mitglieder des Prüfungsausschusses und sich selbst namentlich vor. Erklären Sie die Rollenverteilung und den Ablauf der Prüfung. Lassen Sie dem Prüfungsteilnehmer die nötige Zeit für eine Antwort. Ist ein Prüfungsteilnehmer „blockiert“, üben Sie sich in Geduld und bauen Sie an den richtigen Stellen Brücken. Eventuell müssen Sie auch das Thema wechseln, wenn das Gespräch ins Stocken gerät. Erfahrungsgemäß hilft ein anschauliches Beispiel schnell weiter. Reduzieren Sie auch nicht zu schnell die Taxonomiestufe, sonst geraten Sie irgendwann in den Bereich der reinen Wissensabfrage. Strukturieren Sie das Gespräch. Strahlen Sie Ruhe aus. Nutzen Sie verschiedene Fragetechniken. Beobachten Sie das Antwortverhalten. Lassen Sie Denkpausen zu. Vermeiden Sie einen zu hohen eigenen Redeanteil. Achten Sie auf die Körpersprache. Humor wird während der Prüfung meist nicht verstanden.

6. Prüfungspädagogisches Gespür

Prüfungsteilnehmer gehen mit gemischten Gefühlen in die Prüfung. Umso wichtiger ist es, dass sie Sicherheit gewinnen. Diese können Prüfer geben, indem sie sich in die Situation des Prüfungsteilnehmers einfühlen und Verständnis für bestimmte Verhaltensweisen aufbringen, sensibel sind und Fingerspitzengefühl zeigen.
Persönliche Eigenschaften, Aufgeregtheit, familiäre Einflüsse, aber auch die Ausbildung im Betrieb, welche durch Betriebsgröße, Arbeitsweise, Führungsstil und Branche geprägt ist, bestimmen das Auftreten der Prüfungsteilnehmer. Menschenkenntnis und ein gutes Urteilsvermögen tragen dazu bei, dass die Prüfungsteilnehmer bestärkt werden, ihr volles Leistungsvermögen abzurufen. Dann können Prüfer einschätzen, über welches Wissen die Prüfungsteilnehmer verfügen und auf welchem fachlichen Niveau sie sich befinden.
Prüfungspädagogisches Gespür zeigt sich darin, dass Prüfer tatsächlich zuhören und Fragen aufgrund der gegebenen Antworten formulieren. Häufig reicht bereits eine klare und eindeutige Fragestellung, um Sicherheit zu vermitteln.
Tipps für Prüfer
Fühlen Sie sich in die Situation des jeweiligen Prüfungsteilnehmers ein. Stellen Sie den Prüfungsteilnehmer in den Mittelpunkt. Das drücken Sie mit Ihrer Körpersprache aus, indem Sie Augenkontakt halten, eine offene Haltung zeigen und lächeln. Zeigen Sie Verständnis für Prüfungsangst. Berücksichtigen Sie die angespannte Situation und überlegen Sie sich Strategien für Aussetzer der Prüfungsteilnehmer. Bleiben Sie beim Prüfen auf Augenhöhe. Geben Sie jedem Prüfungsteilnehmer ein gleich gutes Gefühl. Egal, was geschieht, bleiben Sie geduldig, fair und respektvoll. Es handelt sich um eine Prüfungssituation: Nehmen Sie sich ernst, aber nicht zu wichtig.

7. Prüfungsatmosphäre

Prüfungsteilnehmer setzen sich selbst oft unter Erwartungsdruck, der sowohl in der schriftlichen als auch in der praktischen Prüfung Prüfungsängste auslösen kann. Hohe Erwartungen an den Prüfungsteilnehmer haben auch die Familie, Freunde und Kollegen, was sich in einer Prüfungssituation zu einer psychischen Belastung wie Stress, Aufregung und Verkrampfung entwickeln kann.
Eine völlig angstfreie Prüfungssituation gibt es nicht. Muss es auch nicht – eine gewisse Anspannung wirkt durchaus leistungsfördernd.
Auf die in einer Prüfung entstandene Spannungssituation können Prüfer durch ihr eigenes Verhalten einwirken. Die ersten Minuten einer mündlichen Prüfung entscheiden in der Regel über die Prüfungsatmosphäre. Mit einer ungezwungenen Sitzordnung wird eine angenehme Gesprächsatmosphäre aufgebaut, die veraltete „Gegenüberstellung“ wird aufgebrochen. Funktionierende Technik und genügend Material für eine Präsentation lassen den Prüfling entspannen.
Durch die Vorstellung der Prüfer wird die Anonymität der Prüfungssituation aufgelöst, dem Prüfungsteilnehmer wird ein Teil seiner Unsicherheit genommen.
Tipps für Prüfer
Sorgen Sie für ausreichend Licht und frische Luft im Prüfungsraum
Stellen Sie sich dem Prüfungsteilnehmer vor. Informieren Sie ihn über den Prüfungsablauf. Halten Sie Blickkontakt zum Prüfungsteilnehmer. Zeigen Sie Aufmerksamkeit und Interesse. Wählen Sie einen freundlichen und sachbezogenen Gesprächston. Stellen Sie kurze Fragen zu seiner Person und seinem beruflichen Umfeld, damit geben Sie ihm Selbstvertrauen und Sicherheit.
Ihr Ziel ist es, berufliches Können und berufliche Handlungskompetenz festzustellen, nicht Wissenslücken aufzudecken. Eröffnen Sie deshalb ein Fachgespräch mit offenen Eingangsfragen. Geben Sie ausreichend Bedenkzeit. Führen Sie keine Fachdiskussionen vor dem Prüfungsteilnehmer. Unterbinden Sie äußere Störungen.