Einzelhandel: Zwischen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bürokratie
Einzelhandel in Baden-Württemberg: Zwischen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Bürokratie, so die Kernaussagen der neuen IHK Studie, die gemeinsam mit dem ibi research Institut, dem DIHK und der Baden-Württembergischen IHK erstellt wurde.
Der Einzelhandel in Baden-Württemberg befindet sich – wie auch bundesweit – in einer Zeit des Wandels. Die dritte IHK-ibi-Handelsstudie zeigt, dass regionale Unternehmen in vielen Bereichen den bundesweiten Entwicklungen folgen, jedoch auch spezifische Herausforderungen und Chancen aufweisen.
Multikanalstrategie als Erfolgsmodell
Die zunehmende Verknüpfung von stationärem Handel und Online-Kanälen prägt den Einzelhandel in Baden-Württemberg. Das stationäre Ladengeschäft ist aber nach wie vor der meistgenutzte Vertriebskanal, auch wenn dieser deutlich häufiger mit digitalen Kanälen kombiniert wird. 50 % der Einzelhändler setzen auf Multikanalstrategien und verbinden so physische Präsenz mit digitalen Vertriebsmöglichkeiten. Der Anteil rein stationärer Händler ist hingegen von 49 % noch in 2020 auf 38 % gesunken. Diese Entwicklung unterstreicht den Wandel im Kundenverhalten und den Druck auf Händler, sich hybrid aufzustellen. Baden-Württemberg liegt damit im Einklang mit bundesweiten Trends. .
Digitalisierung: Nachholbedarf bleibt bestehen
Die Digitalisierung bleibt eine zentrale Herausforderung für Händler im Südwesten. Während 79 % der Unternehmen in Baden-Württemberg eine für Digitalisierung verantwortliche Person benennen können, verfügen nur 29 % über eine Digitalisierungsstrategie. Knapp ⅓ der Befragten nutzt bereits KI-Tools vor allem im Marketing. Das Digitalisierungswissen wird in einer Skala von 1 bis 10 (10 = bester Wert) wird mit einem Durchschnitt von 5,9 leicht unter dem bundesweiten Wert (6,1) eingeschätzt. Besonders kleine Unternehmen fühlen sich mit der digitalen Transformation überfordert. Fehlende zeitliche und finanzielle Ressourcen gelten als Haupthemmnisse.
Nachhaltigkeit mit hohem Stellenwert
Baden-Württemberg hebt sich mit einem Nachhaltigkeitsmittelwert von 7,1 (Skala 1 - 10 wie oben) gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt (6,9) positiv hervor. Über ein Drittel der Unternehmen betreiben ein aktives Nachhaltigkeitsmanagement. Maßnahmen wie die Reduktion von Verpackungsmaterial und die Einführung nachhaltiger Produktlinien sind stark verbreitet. Dennoch bremsen Bürokratie und höhere Kosten viele Betriebe aus. Besonders kleine Unternehmen kämpfen mit den finanziellen Anforderungen nachhaltiger Transformationen.
Bürokratie als erhebliche Belastung
25 % der Einzelhändler in Baden-Württemberg fühlen sich durch bürokratische Vorgaben stark eingeschränkt. Die spezifischen Belastungen variieren je nach Unternehmensgröße: Während kleine Unternehmen vor allem mit der Kassenrichtlinie kämpfen, sehen sich größere Betriebe durch Regelungen wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz stark belastet. Dieser bürokratische Druck behindert die Wettbewerbsfähigkeit und hemmt die Innovationskraft der Branche.
Fachkräftemangel und Energiekosten setzen Unternehmen zu
Die Hälfte der Einzelhändler gibt an, dass hohe Energiekosten ihre Geschäftslage stark belasten. Zudem sehen sich 40 % der Unternehmen mit Fachkräftemangel konfrontiert. Große Unternehmen sind besonders betroffen: 79 % von ihnen kämpfen um qualifizierte Arbeitskräfte. Diese Herausforderungen verstärken den Druck auf die Betriebe, ihre Prozesse effizienter zu gestalten und langfristige Strategien zu entwickeln.
Fazit und Ausblick
Der Einzelhandel in Baden-Württemberg steht vor ähnlichen Herausforderungen wie der bundesweite Markt: Die digitale Transformation, der Fokus auf Nachhaltigkeit und die Reduktion von bürokratischen Belastungen sind zentrale Themen. Gleichzeitig zeigt sich, dass Baden-Württemberg in puncto Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einnimmt und gezielte Unterstützung in der Digitalisierung benötigt.
Die IHK Südlicher Oberrhein setzt sich dafür ein, den Handel in diesen Bereichen zu stärken. Mit praxisnahen Schulungen, individuellen Beratungen und politischen Initiativen für Bürokratieabbau und Fördermaßnahmen wird der Handel gezielt unterstützt. Die Studie zeigte weiter, dass die Hälfte der Betriebe sich in zentralen Lagen - meist in der Innenstadt - befindet. Daher engagiert sich die IHK weiter im Rahmen der Innenstadtberatung für den Standort Innenstadt. Nur so kann die Branche ihre Zukunftsfähigkeit sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft langfristig stärken.
Die beiden Studien Deutschland und Baden-Württemberg erhalten Sie im Download.