Erlaubnisverfahren für ungebundene Versicherungsvermittler
- 1. Was unter Erlaubnispflicht zu verstehen ist
- 2. Wer eine Erlaubnis benötigt
- 3. Wer keiner Erlaubnis bedarf, aber registriert wird
- 4. Wer sich von der Erlaubnispflicht befreien lassen kann
- 5. Welche Regelungen für Tippgeber gelten
- 6. Was im Rahmen des Erlaubnisverfahrens geprüft wird
- 7. Welche Übergangsregelungen gelten
1. Was unter Erlaubnispflicht zu verstehen ist
Seit dem 22. Mai 2007 bedarf jeder, der gewerbsmäßig als Versicherungsvermittler tätig werden will einer Erlaubnis nach § 34d Absatz 1 Gewerbeordnung (GewO).
Die Erlaubnis kann inhaltlich beschränkt und mit Auflagen verbunden werden, soweit dies zum Schutze der Allgemeinheit oder der Versicherungsnehmer erforderlich ist. Unter denselben Voraussetzungen ist auch die nachträgliche Aufnahme, Änderung und Ergänzung von Auflagen zulässig. In der Erlaubnis ist anzugeben, ob sie einem Versicherungsmakler oder einem Versicherungsvertreter erteilt wird.
Die einem Versicherungsmakler erteilte Erlaubnis beinhaltet die Befugnis, Dritte, die nicht Verbraucher sind, bei der Vereinbarung, Änderung oder Prüfung von Versicherungsverträgen gegen gesondertes Entgelt rechtlich zu beraten.
2. Wer eine Erlaubnis benötigt
Von der Erlaubnispflicht nach § 34d Absatz 1 Gewerbeordnung sind ungebundene Versicherungsvermittler betroffen. Hierunter fallen Versicherungsvertreter, die im Auftrag eines oder in der Regel mehrerer Versicherungsunternehmen vermitteln sowie Versicherungsmakler, die im Auftrag des Versicherungsnehmers tätig sind. Versicherungsberater werden gewerberechtlich wie ungebundene Versicherungsvermittler behandelt.
Erlaubnispflichtig ist grundsätzlich der Gewerbetreibende, das heißt bei Kleingewerbetreibenden oder eingetragenen Kaufleuten der Geschäftsinhaber. Bei Personengesellschaften, wie der Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), benötigt jeder geschäftsführende Gesellschafter eine Erlaubnis. Bei Gesellschaften mit eigener Rechtspersönlichkeit, so genannten juristischen Personen, bedarf die Gesellschaft einer Erlaubnis. Dies betrifft beispielsweise eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).
3. Wer keiner Erlaubnis bedarf, aber registriert wird
Nicht betroffen von der Erlaubnispflicht sind gebundene Versicherungsvermittler nach § 34d Absatz 7, wenn die Registrierung über ein haftungsübernehmendes Versicherungsunternehmen erfolgt. Ein gebundener Vermittler kann auch für mehrere Versicherungsunternehmen tätig sein, wenn die Produkte nicht in Konkurrenz zueinander stehen.
Grundsätzlich steht es auch gebundenen Vermittlern frei, eine Erlaubnis zu beantragen und sich als ungebundener Vermittler durch die zuständige IHK registrieren zu lassen. Einzelheiten hierzu können dem Merkblatt „Wahlrecht für gebundene Versicherungsvermittler” entnommen werden.
4. Wer sich von der Erlaubnispflicht befreien lassen kann
Auf Antrag können sich so genannte produktakzessorische Versicherungsvermittler von der Erlaubnispflicht befreien lassen. Sie vermitteln Versicherungen, die speziell auf ein bestimmtes Produkt, eine Ware oder Dienstleistung abgestimmt sind und nur eine Ergänzung der Haupttätigkeit darstellen. Beispielhaft können Autohäuser angeführt werden, die im Rahmen eines Autoverkaufs Kfz-bezogene Versicherungen vermitteln. Die Pflicht zur Registrierung besteht auch bei einer Erlaubnisbefreiung. Nähere Angaben hierzu finden sich im Merkblatt „Neue Regeln für die produktakzessorischen Versicherungsvermittler”.
Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, kann sich ein produktakzessorischer Vermittler auch als gebundener Vermittler von einem Versicherungsunternehmen registrieren lassen oder eine Erlaubnis beantragen, um sich als ungebundener Vermittler in das Register eintragen zu lassen.
5. Welche Regelungen für Tippgeber gelten
Registrierungs- und erlaubnispflichtig ist nur die eigentliche Versicherungsvermittlung, also jede gewerbsmäßige Tätigkeit, die auf den konkreten Abschluss eines Versicherungsvertrages abzielt. Dagegen ist die Tätigkeit eines „Tippgebers”, der lediglich die Möglichkeiten zum Abschluss von Versicherungsverträgen namhaft macht oder Kontakte zwischen einem potentiellen Versicherungsnehmer und einem Versicherungsvermittler oder Versicherungsunternehmen herstellt, keine Versicherungsvermittlung im Sinne des Gesetzes.
6. Was im Rahmen des Erlaubnisverfahrens geprüft wird
Die Erlaubnis zur Vermittlung von Versicherungen kann nach § 34d Absatz 2 GewO erteilt werden, wenn
- der Antragsteller die für den Gewerbebetrieb notwendige Zuverlässigkeit besitzt,
- der Antragsteller in geordneten Vermögensverhältnissen lebt,
- der Antragsteller den Nachweis einer Vermögensschadenhaftpflichtversicherung erbringen kann,
- der Antragsteller über angemessene Kenntnisse und Fertigkeiten verfügt.
Eine Liste der jeweils zum Nachweis erforderlichen Dokumente ist in den Antragsformularen enthalten.
6.1. Wann die notwendige Zuverlässigkeit nicht gegeben ist
Die erforderliche Zuverlässigkeit besitzt in der Regel nicht, wer in den letzten fünf Jahren vor Antragstellung wegen eines Verbrechens oder wegen Diebstahls, Unterschlagung, Erpressung, Betrug, Untreue, Geldwäsche, Urkundenfälschung, Hehlerei, Wuchers oder einer Insolvenzstraftat rechtskräftig verurteilt worden ist.
6.2. Wann Vermögensverhältnisse ungeordnet sind
Dies ist in der Regel der Fall, wenn über das Vermögen des Antragstellers das Insolvenzverfahren eröffnet worden oder er in das vom Insolvenzgericht oder vom Vollstreckungsgericht zu führende Verzeichnis (Schuldnerverzeichnis) eingetragen ist.
6.3. Welchen Anforderungen die Vermögensschadenshaftpflichtversicherung entsprechen muss
Der Abschluss einer Vermögensschadenhaftpflichtversicherung (im Gesetz als Berufshaftpflichtversicherung bezeichnet) ist Erlaubnisvoraussetzung! Die Anforderungen sind in Abschnitt 3 der Verordnung über die Versicherungsvermittlung und -beratung (VersVermV) geregelt.
Bei einer juristischen Person (zum Beispiel GmbH, AG) muss für diese eine geeignete Berufshaftpflichtversicherung nachgewiesen werden. Bei einer Personengesellschaft (zum Beispiel GbR, OHG, KG) hat jeder geschäftsführungsberechtigte Gesellschafter eine Berufshaftpflichtversicherung vorzuhalten und die Personenhandelsgesellschaft (OHG, KG oder GmbH & Co. KG).
6.4. Wie die Sachkunde nachgewiesen wird
Der Nachweis angemessener Kenntnisse und Fertigkeiten kann durch das Bestehen einer Sachkundeprüfung vor der zuständigen IHK erbracht werden. Die Prüfung orientiert sich an dem Abschluss Versicherungsfachmann/-frau des Berufsbildungswerks der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (BWV) und gliedert sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Teil. Details können dem Merkblatt „Die Sachkundeprüfung” entnommen werden.
Folgende Berufsqualifikationen werden als Nachweis der erforderlichen Sachkunde anerkannt:
- Abschlusszeugnis als Versicherungskaufmann oder -frau oder Kaufmann oder -frau für Versicherungen und Finanzen,
- Abschlusszeugnis als Versicherungsfachwirt oder -wirtin,
- Abgeschlossenes Studium als Diplom-Betriebswirt oder -wirtin sowie als Bachelor oder Master in einem Studiengang der Fachrichtung Versicherungen
- Abschlusszeugnis als Fachberater oder -beraterin für Finanzdienstleistungen (IHK), wenn
- ein Abschlusszeugnis als Bank- oder Sparkassenkaufmann oder -frau und eine mindestens einjährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung oder
- eine abgeschlossene allgemeine kaufmännische Ausbildung und eine mindestens zweijährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung oder
- eine mindestens dreijährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung nachgewiesen werden kann. - Abschlusszeugnis als Fachwirt oder -wirtin für Finanzberatung,
- Abschlusszeugnis als Bank- oder Sparkassenkaufmann oder -frau, wenn eine mindestens drei-jährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung nachgewiesen werden kann,
- Abschlusszeugnis als Investmentfondskaufmann oder -frau, wenn eine mindestens dreijährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung nachgewiesen werden kann,
- Eine erfolgreich ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie abschließende Prüfung wird als Nachweis anerkannt, wenn die erforderliche Sachkunde beim Antragsteller vorliegt. Dies setzt in der Regel voraus, dass zusätzlich eine mindestens dreijährige Berufserfahrung im Bereich Versicherungsvermittlung nachgewiesen wird.
Bis Ende 2008 ist das Bestehen der Prüfung Versicherungsfachmann (BWV) der IHK-Sachkundeprüfung gleichgestellt.
Der Sachkundenachweis kann auch von Angestellten erbracht werden, wenn diesen die Aufsicht über die unmittelbar mit der Versicherungsvermittlung befassten Personen übertragen ist. Zudem muss der Angestellte den Antragsteller vertreten dürfen.
7. Welche Übergangsregelungen gelten
Personen, die seit dem 31. August 2000 ununterbrochen als Versicherungsvermittler tätig waren, bedürfen gem. § 1 Abs. 4 VersVermV keiner Sachkundeprüfung.
Über das Online-Antragsverfahren können Sie alle erforderlichen Unterlagen hochladen und ggf. auch Dokumente online nachreichen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet. Dieses bundes- und kammerweite Projekt ist Ausweis moderner Wirtschaftsverwaltung und soll den Bedürfnissen der Gewerbetreibenden nach einem unkomplizierten und bedienerfreundlichen Erlaubnisverfahren entsprechen.
Den Link zum Online-Antragsverfahren können Sie in einem gängigen und aktuell unterstützten Browser öffnen, beispielsweise Google Chrome, Microsoft Edge und Mozilla Firefox. Das Online-Antragsverfahren wird vom Internet Explorer nicht unterstützt.
Um sich einen Überblick über die erforderlichen Unterlagen zu verschaffen, finden Sie die jeweiligen Checklisten unter weitere Informationen.