IHK-Umweltbarometer 2025 für Thüringen: Wirtschaft fordert Balance zwischen Klimaschutz und Praxis
Thüringer Unternehmen stehen zu den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes, sehen aber wachsende Belastungen durch Bürokratie und unklare Vorgaben. Das zeigt das Umweltbarometer 2025, das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt gemeinsam mit weiteren Kammern durchgeführt hat. In Thüringen beteiligten sich 75 Unternehmen, bundesweit knapp 1.700 Betriebe.
Die Ergebnisse verdeutlichen: Drei Viertel der Betriebe (75 Prozent) befassen sich in ihrem unternehmerischen Alltag regelmäßig mit Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement, jeweils 53 Prozent mit Chemikalienrecht und Abwasser, 45 Prozent mit Immissionsschutz.
Der laufende Aufwand an Sach- und Personalkosten gilt für 78 Prozent als größte Belastung, 46 Prozent nennen zu viele Berichtspflichten. Die Einschätzungen der Unternehmen zur aktuellen Umweltpolitik fallen sehr unterschiedlich aus: Rund ein Drittel der Unternehmen bewertet sie positiv, ein weiteres Drittel neutral – knapp ein Viertel sieht dagegen negative Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. Über die Hälfte erkennt zugleich positive Effekte – etwa durch Kundenzufriedenheit (56 Prozent), den Beitrag zum Umweltschutz für die Gesellschaft (55 Prozent) oder rechtssichere Prozesse und Produkte (33 Prozent).
„Unsere Unternehmen stehen zu den Zielen des Umwelt- und Klimaschutzes, doch die Vielzahl an Vorschriften und Berichtspflichten überfordert gerade kleine und mittlere Betriebe“, betont Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt. „Was es jetzt braucht, ist eine Balance zwischen ökologischen Ansprüchen und wirtschaftlicher Realität: weniger Bürokratie, klarere und einheitliche Standards, schnellere Genehmigungen, digitalere Verfahren und verlässliche Rahmenbedingungen. Nur so können Betriebe Umweltauflagen wirksam und zugleich wettbewerbsfähig erfüllen.“
Klare Erwartungen an die Politik
Die Ergebnisse zeigen deutlich, in welchen Bereichen Thüringer Unternehmen politischen Handlungsbedarf sehen:
- 87 Prozent fordern spürbaren Bürokratieabbau und eine deutliche Reduzierung unnötiger Berichtspflichten, u.a. durch Digitalisierung der Verwaltungsprozesse,
- über 50 Prozent wünschen sich eine stärkere Harmonisierung von Umweltregulierung auf EU- und Bundesebene, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden sowie einheitliche Standards und Verfahren im Vollzug aller Thüringer Umweltbehörden,
- die Hälfte der Befragten verlangt einen einfacheren Fördermittelzugang bzw. beschleunigte Genehmigungen – insbesondere bei UVP-pflichtigen Projekten,
- ein Drittel fordert mehr Planungssicherheit, keine neuen kommunalen Sonderwege (z. B. kommunale Verpackungssteuer), sondern harmonisierte Regeln,
- sowie eine bessere personelle Ausstattung der Behörden, um Verfahren schneller, planbarer und serviceorientierter zu gestalten.
Die IHK Erfurt unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung komplexer Umweltvorgaben – von der CSRD-Nachhaltigkeitsberichterstattung bis zu Verpackungs- und Chemikalienrecht – durch Informationsveranstaltungen, Leitfäden und individuelle Beratung. Die Ergebnisse des Umweltbarometers fließen in die politische Beratung auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene ein.
Hintergrund
Mit dem Umweltbarometer 2025 erhob die IHK-Organisation erstmals bundesweit Einschätzungen zu Umweltregulierungen und deren Auswirkungen auf Unternehmen. Die DIHK veröffentlicht die bundesweiten Ergebnisse, die regionalen Ergebnisse sind auf der Website der IHK Erfurt verfügbar.
Mit dem Umweltbarometer 2025 erhob die IHK-Organisation erstmals bundesweit Einschätzungen zu Umweltregulierungen und deren Auswirkungen auf Unternehmen. Die DIHK veröffentlicht die bundesweiten Ergebnisse, die regionalen Ergebnisse sind auf der Website der IHK Erfurt verfügbar.