IHK-Blitzumfrage: EU-USA-Zoll-Deal sorgt für überwiegend negative Erwartungen

Die deutschlandweite IHK-Blitzumfrage, an der sich rund 3.500 Unternehmen – davon 47 aus Thüringen – beteiligt haben, zeigt: Die US-Handelspolitik belastet nicht nur die Geschäftsbeziehungen, sondern gefährdet zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen – mit spürbaren Auswirkungen auch auf die Wirtschaft in Thüringen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 72 Prozent der bundesweit befragten Unternehmen berichten von negativen Auswirkungen der US-Handelspolitik, viele davon in erheblichem Ausmaß. Selbst Unternehmen ohne direkte US-Geschäfte bleiben nicht verschont: Über die Hälfte (51 Prozent) von ihnen spürt ebenfalls belastende Effekte.

Zölle und Unsicherheit setzen Unternehmen unter Druck

Statt wirtschaftlicher Entlastung bringt der jüngste EU-USA-Zollkompromiss für viele Unternehmen vor allem zusätzliche Sorgen. Nur fünf Prozent der befragten Betriebe rechnen mit positiven Effekten, während über die Hälfte (58 Prozent) zusätzliche Belastungen befürchtet. Bei Unternehmen mit direktem US-Geschäft geben dies sogar drei Viertel (74 Prozent) an. Thüringer Unternehmen, die stark in den US-Markt eingebunden sind, blicken mit Sorge auf die kommenden Entwicklungen.
Größte Sorgen: Infolge des Handelskonflikts breitet sich die Furcht vor neuen Zöllen und der anhaltenden handelspolitischen Unsicherheit (80 Prozent) in den Unternehmen aus, gefolgt vom Basiszollsatz von bis zu 15 Prozent (72 Prozent). Diese Maßnahmen treffen insbesondere exportorientierte Unternehmen, wie sie auch in Thüringen stark vertreten sind.

Rückgang bei Investitionen und Handel

Die Zollpolitik der USA zeigt gravierende Folgen: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen mit US-Geschäft reduziert ihren Handel mit den Vereinigten Staaten. Investitionen werden vertagt (17 Prozent) oder sogar zurückgefahren (9 Prozent). Die steigenden Zollkosten werden in vielen Fällen an die Kunden weitergegeben, was die Margen und die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich unter Druck setzt. Auch Thüringer Unternehmen, die verstärkt in den USA investieren, sind von dieser Entwicklung betroffen.

Neue Märkte bieten Chancen für Thüringen

Angesichts der wachsenden Unsicherheit im US-Geschäft nehmen knapp zwei Drittel der deutschen Unternehmen verstärkt neue Märkte in den Blick: Für knapp drei Viertel davon (73 Prozent) gewinnt der europäische Binnenmarkt als stabiler und berechenbarer Wirtschaftsraum an Bedeutung. Auch der asiatisch-pazifische Raum sowie europäische Nicht-EU-Länder, Mexiko und Kanada rücken stärker in den Fokus und gewinnen an Attraktivität.

IHKs fordern politische Klarheit – Thüringen braucht Unterstützung

Die Thüringer IHKs sehen dringenden Handlungsbedarf. „Die US-Handelspolitik entwickelt sich zu einer ernsthaften Bedrohung für Unternehmen – auch in Thüringen. Jetzt braucht es klare Signale der EU-Kommission und einen Fokus auf wirtschaftliche Stärkung. Einerseits sind die Verhandlungen mit den USA zur Senkung der Zoll-Belastungen entschlossen fortzusetzen. Andererseits sollten dringend weitere Handelsabkommen mit Drittstaaten abgeschlossen werden, um bestehende europäische Abhängigkeiten zu reduzieren und neue Absatzchancen für die heimische Wirtschaft zu erschließen. Gleichzeitig gilt es, die eigenen wirtschaftlichen Stärken zu fördern und noch gezielter auf internationalen Märkten auszuspielen“, fordern die Hauptgeschäftsführer der drei Thüringer Kammern.
Hintergrund
Die Blitzbefragung der Industrie- und Handelskammern (IHKs) wurde vom 31. Juli bis 4. August 2025 durchgeführt. Teilgenommen haben Unternehmen aus verschiedenen Branchen, darunter Maschinenbau (17 Prozent), Metallindustrie (10 Prozent) und Chemie- und Kunststoffindustrie (7 Prozent). 55 Prozent der Befragten haben Geschäftsbeziehungen in die USA, 45 Prozent nicht.
Weitere Informationen und Auswertungen stehen online zur Verfügung.