Replik zur Sommertour - "Zukunft gestalten - Wirtschaft im Dialog"

Die Sommertour der IHK Erfurt führte in der zweiten Augusthälfte 2025 durch den Kammerbezirk der IHK Erfurt. Präsident Peter Zaiß und Hauptgeschäftsführerin Dr. Cornelia Haase-Lerch suchten in zwölf Unternehmensbesuchen sowie sieben Sitzungen der IHK-Wirtschaftsbeiräte den direkten Austausch mit der regionalen Wirtschaft. Insgesamt konnten über 200 persönliche Kontakte geknüpft werden.
Das Ziel: Stimmungen aufnehmen, Zukunftsthemen diskutieren, konkrete Handlungsbedarfe identifizieren. Ein halbes Jahr nach den Wahlen in Land und Bund war es zudem der erste Realitätscheck der neuen politischen Rahmenbedingungen aus Sicht der Unternehmen.

Zentrale Beobachtungen

Politische Handlungsbedarfe - auf einen Blick:

Bürokratieabbau und Planungsbeschleunigung

  • Spürbares Entlastungsprogramm für Unternehmen
  • Abbau unnötiger Berichtspflichten und Nachweise
  • Schnellere Genehmigungen, keine Übererfüllung von EU-Recht („Gold-Plating“)
  • Verwaltung mit verbindlichen Service-Standards und durchgängigen Digitalprozessen
  • Nutzung von Ermessensspielräumen bei Verwaltungsentscheidungen

Arbeitsmarktpolitik und Fachkräftesicherung

  • Schulen und Berufsschulen stabilisieren, Unterrichtsausfälle reduzieren
  • Grundkompetenzen und praxisnahe Berufsorientierung stärken
  • Einfachere Anerkennung und verlässliche Bleiberechtsregelungen für internationale Fachkräfte

Anreize für Arbeit

  • Bürgergeld- und Sozialleistungsstrukturen reformieren, damit Arbeit attraktiver ist als Nichtstun
  • Mindestlohneffekte kritisch überprüfen: keine Verwischung von Lohnabständen, keine untragbaren Belastungen für einfache Tätigkeiten
  • Leistungsprinzip stärken: Arbeitsaufnahme und Qualifizierung müssen klar erkennbar belohnt werden

Umgang mit hohen Krankenständen

  • Belastung durch krankheitsbedingte Fehlzeiten und Lohnfortzahlung reduzieren
  • Telefonische Krankschreibung kritisch hinterfragen
  • Diskussion über Anpassungen bei Lohnfortzahlung/Karenztagen anregen, um Fehlzeiten fairer zu gestalten

Energie und Transformation

  • Genehmigungsverfahren für PV, Wind und Speicher deutlich beschleunigen
  • Planungssicherheit schaffen, Doppelbelastungen bei CO₂-Kosten vermeiden
  • Transformationspfade (z. B. Wasserstoff) mit Übergangsregelungen flankieren, um Kostenschocks zu verhindern

Infrastrukturentwicklung

  • Verkehrsprojekte schneller realisieren
  • Bessere SPNV- und ÖPNV-Anbindungen im ländlichen Raum
  • Verlässliche Erreichbarkeit und Wegeleitung für touristische Destinationen
  • Ausbau digitaler Infrastruktur und Aufbau einer leistungsfähigen E-Lkw-Lade- und Netzinfrastruktur

Fazit

Die Sommertour 2025 macht deutlich: Die Wirtschaft in Nord-, Mittel- und Westthüringen ist leistungsstark, investitionsbereit und hoch engagiert. Unternehmen setzen auf Innovation, Ausbildung und regionale Verantwortung – und zeigen damit, dass sie ihren Teil zur Zukunftsfähigkeit des Standortes leisten. Gleichzeitig wurde klar: Bürokratie, schwache Arbeitsanreize und schleppende Verfahren bei Energie- und Infrastrukturprojekten bremsen das vorhandene Potenzial aus.
Das Bild ist eindeutig: Wer heute unternehmerisch tätig ist, stößt weniger an die Grenzen seiner eigenen Leistungsfähigkeit als an die Grenzen staatlicher Strukturen. Wenn sich hier nichts ändert, wird Thüringen wertvolle Zeit, Investitionen und Fachkräfte verlieren.
Die Botschaft aus der Praxis ist klar: Arbeit muss sich wieder lohnen, Genehmigungen müssen schneller erteilt und Regeln konsequent vereinfacht werden. Nur so können wir den Wirtschaftsstandort sichern, die Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen und die Potenziale unserer Region ausschöpfen.
Es liegt jetzt an der Politik, die richtigen Weichen zu stellen. Weniger reden, mehr machen – die Unternehmen sind bereit.