Reise ins Herz Europas: Präsidium der IHK Erfurt sucht gezielt den Dialog auf EU-Ebene

In einer Phase anhaltender konjunktureller Schwäche und zunehmender geopolitischer Spannungen steht der Wirtschaftsstandort Deutschland – und mit ihm insbesondere Thüringen – unter hohem Druck. Steigende Energie- und Produktionskosten, wachsende regulatorische Belastungen sowie protektionistische Tendenzen in globalen Märkten erschweren die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Besonders kritisch sind die aktuellen Handelskonflikte mit den USA, die unter anderem durch neue Zusatzzölle die europäische Exportwirtschaft erheblich herausfordern. Gleichzeitig wächst der Handlungsbedarf, den europäischen Binnenmarkt zu stärken, Abhängigkeiten zu verringern und resiliente Lieferketten innerhalb der EU zu sichern.
Vor diesem Hintergrund reiste das Präsidium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt vom 17. bis 20. Mai 2025 nach Brüssel, um die Interessen der Thüringer Wirtschaft gezielt auf europäischer Ebene zu vertreten. Der Zeitpunkt war bewusst gewählt: Jetzt braucht es europäische Antworten – auf globale Handelskonflikte, auf die Herausforderungen des Green Deal, auf die stockende Konjunktur in Deutschland und auf die zunehmende Belastung mittelständischer Unternehmen durch Berichtspflichten und Bürokratie.

Austausch mit Vertretern der Thüringer Landesvertretung und der DIHK in Brüssel

Ein zentraler Programmpunkt der Reise war der Besuch der Vertretung des Freistaats Thüringen bei der EU. Dort informierte sich das Präsidium über die Arbeitsweise und strategische Rolle der Landesvertretung in Brüssel, etwa im Frühwarnsystem europäischer Gesetzgebungsprozesse, der Interessenvertretung gegenüber den EU-Institutionen sowie der Unterstützung politischer und wirtschaftlicher Akteure aus Thüringen beim Zugang zu relevanten Ansprechpartnern.
Anschließend besuchte das Präsidium Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Brüssel. Im Mittelpunkt des Dialogs standen hier die zentralen wirtschaftspolitischen Entwicklungen auf EU-Ebene, darunter die geplanten Vereinfachungen bei Berichtspflichten („Omnibus-Pakete“), der Stand der Verhandlungen im transatlantischen Zollkonflikt mit den USA sowie der Vorschlag eines einheitlichen EU-Meldeportals zur Erleichterung der grenzüberschreitenden Arbeitnehmerentsendung. Diese Themen sind für zahlreiche Thüringer Unternehmen mit Export- oder Entsendebeziehungen von großer praktischer Bedeutung.

Gespräche im Europäischen Parlament: Wirtschaftliche Resilienz im Fokus

Am 20. Mai 2025 führte das Präsidium schließlich Gespräche mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der EVP-Fraktion. Dabei standen die strategische Zukunft der EU-Förderpolitik, Maßnahmen zur Sicherung des europäischen Binnenmarkts und die Rolle Europas im internationalen Wettbewerb im Mittelpunkt. Auch die Frage, wie künftig wichtige Freihandelsabkommen vorangebracht und der Zugang zu Rohstoffen sowie industriellen Vorprodukten abgesichert werden kann, wurde intensiv erörtert.
Zudem wurde thematisiert, welche konkreten Entlastungen bei bürokratischen Anforderungen für die Unternehmen spürbar werden könnten – insbesondere vor dem Hintergrund der nationalen Umsetzung europäischer Nachhaltigkeits-, Lieferketten- und Steuerregulierungen. Hier wurde deutlich, wie wichtig eine mittelstandsfreundliche, praktikable Ausgestaltung europäischer Regelwerke ist, um Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und Transformation zu ermöglichen.

Starkes Signal aus Thüringen an die EU

Die Reise verdeutlichte, wie wichtig der direkte Austausch mit Entscheidungsträgern auf europäischer Ebene ist. Angesichts der globalen Herausforderungen und des zunehmenden ökonomischen Wettbewerbsdrucks war der persönliche Dialog des Präsidiums in Brüssel ein starkes und notwendiges Signal: Für eine wirtschaftsfreundliche, innovationsorientierte und zugleich resiliente EU-Politik, die die Interessen der Regionen ernst nimmt und die Handlungsspielräume der Unternehmen stärkt.