Forderungen für eine gelingende Fachkräftesicherung in Thüringen
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Die zentralen Forderungen:
- Optimale Vorbereitung von Schülern auf das Berufsleben in Industrie- Handel und Dienstleistung
Unsere Positionen:
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Ausbildungsstartkompetenz gewährleisten: Um junge Menschen optimal auf das Berufsleben vorzubereiten, müssen vorrangig bestehende Mängel des Bildungswesens wie Engpässe beim Lehrpersonal, Unterrichtsausfall, nicht vergebene Noten, Schulabgänger ohne Schulabschluss beseitigt werden. Zudem könnte durch das gemeinsame Lernen bis zur 8. Klasse und dem Ausbau von Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen eine Verbesserung der Situation erreicht werden. Weiterhin bedarf es einer Stärkung von MINT-, Digital- und Medienkompetenz im Curriculum.
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Bedarfsgerechte Berufsorientierung ausbauen: In allen Schulformen muss eine frühzeitige Berufsorientierung als wichtiger Baustein im Unterricht aufgenommen werden. Projekte, die auf eine stärkere Zusammenarbeit von Unternehmen, Schulen und Schülern setzen, wie z.B. im Rahmen der IHK-Projekte „Praxiskoordinatoren“ und „Passgenaue Besetzung“, müssen verstetigt werden und die vielfältigen Maßnahmen transparent für Schüler und Eltern zugänglich sein.
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Praktikumsprämie für alle Berufe: Praktika in Unternehmen erleichtern die Berufswahl und eignen sich ideal zum gegenseitigen Kennenlernen und Erproben. Daher sollten auch freiwillige Praktika außerhalb der Schulzeit attraktiver werden. Finanzielle Anreize durch Praktikumsprämien, wie sie für das Handwerk eingeführt wurden, müssen schnellstmöglich auf alle Berufsbereiche und Branchen ausgeweitet werden.
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Erlebbare Wirtschaft in Schule bringen: Das Verständnis für Wirtschaftsabläufe und Unternehmertum sollte fächerübergreifend stärker in die Lehrpläne integriert werden, um Existenzgründungen und Unternehmertum als wertvolle Alternative zu einer abhängigen Beschäftigung aufzuzeigen.
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Thüringer Karrierewege aufzeigen: Neben der Regelschule sollten auch an Gymnasien und unter Studienabbrechern an Hochschulen die Duale Ausbildung und die Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung durch Angebote der höheren Berufsbildung als Alternative zum regulären Studium stärker beworben werden.
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- Steigerung der Attraktivität der Dualen Ausbildung und Höheren Berufsbildung als Aufstiegschance
Unsere Positionen:
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Qualität der berufsschulischen Ausbildung absichern: Das Thüringer Berufsschulnetz muss bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Neben einer besseren Vernetzung von Berufsschulen und Bildungsträgern sowie der Erhöhung des Lehrpersonals durch Quereinsteiger, sollten auch neue Lernformen wie z.B. hybrider Unterricht als Möglichkeit eingesetzt werden. Eine wohn- bzw. ausbildungsortnahen Beschulung sollte vorrangig forciert werden.
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IT-Infrastruktur und Digitale Kompetenzen ausbauen: Die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert ein frühzeitiges Erlernen digitaler Kompetenzen bereits ab der Sekundarstufe. Flankierend dazu ist die IT-Infrastruktur an Schulen auszubauen. Digitale Lernformen sind stärker zu fördern, das Lehrpersonal für neue didaktische Konzepte zu qualifizieren.
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Standortbedingungen für Auszubildende verbessern: Für Auszubildende, bei denen weite Entfernungen zwischen Wohn- und Berufsschulort bestehen, müssen sichere Unterbringungsmöglichkeiten sowie eine Förderung der Übernachtungskosten gewährleistet werden. Die Entscheidungsverfahren zur Wahl des Berufsschulstandortes müssen unbürokratisch und schnell geregelt werden, insbesondere bei Gastschulanträgen.
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Gesellschaftliche Anerkennung und Förderung der Höheren Berufsbildung absichern: Die Landespolitik sollte dafür Sorge tragen, dass die Gleichwertigkeit von Höherer Berufsbildung und Studium stärker anerkannt und der Bekanntheitsgrad der Angebote gesteigert wird. Um Anreize zu setzen, sollten die Kosten der Höheren Berufsbildung komplett erstattet werden.
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Selbstbestimmung der Schulen stärken: Den Berufsschulen sollten neben einer bedarfsgerechten Finanzierung mehr Entscheidungsspielräume und eigene Budgets erhalten für die Planung von Lehr- und Lerneinheiten, Investitionen und Anschaffung für die Lehr- und Lernausstattung.
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- Steigerung der Beschäftigung von heimischen und arbeitsfähigen Menschen
Unsere Positionen:
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Vereinbarkeit von Familie und Beruf stärken: Zur Erhöhung des Beschäftigungsumfang von Mitarbeitenden mit familiären Verpflichtungen braucht es weiterhin flächendeckende Angebote zur Betreuung von (Klein-)Kindern, Schülern und zu pflegenden Angehörigen unter erschwinglichen Kosten. So kann dem Wunsch vieler Teilzeitarbeitskräfte, freiwillig mehr Stunden zu arbeiten, entsprochen werden.
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Beschäftigungspotenziale älterer Arbeitnehmer erschließen: Zunehmend mehr Arbeitnehmer entscheiden sich freiwillig dazu, nach dem Erreichen ihrer Regelaltersgrenze in einem begrenzten Stundenumfang weiterzuarbeiten. Die Landespolitik sollte sich dafür einsetzen, dieses Potenzial durch gezielte Anreize wie die Ausweitung der Zuverdienstmöglichkeiten und damit des Beschäftigungsumfangs zu erhöhen.
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Berufliche Integration fördern und Beschäftigungsanreize setzen: Neben einer Erhaltung des Prinzips „Fördern und Fordern“ bedarf es einer engen Begleitung bei der beruflichen Integration sowie insbesondere einer Steigerung der Anreize zur Aufnahme einer Beschäftigung. Die Aufnahme einer Vollzeitbeschäftigung sollte sich zwingend gegenüber dem Bezug von Transferleistungen lohnen. In Fällen, in denen nur geringfügige Beschäftigungsmöglichkeiten aufgrund persönlicher Umstände möglich sind, sollten die Anreize durch Ausweitung der Zuverdienstmöglichkeiten erhöht werden. Die von der Bundesregierung geplanten Änderungen beim Bürgergeld mit dem Ziel, Arbeitsanreize zu stärken, Mitwirkungspflichten zu erhöhen und Schwarzarbeit zu bekämpfen gehen in die richtige Richtung.
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- Verbesserung der Anwerbung, Zuwanderung und Integration von ausländischen Arbeits- und Fachkräften
Unsere Positionen:
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Standortimage verbessern: Die Landespolitik muss dafür Sorge tragen, dass sie in ihrem Handeln und ihrer Kommunikation stets ein positives Standortimage sowie Weltoffenheit betonen. Darüber hinaus sollten die Standortfaktoren; wie gleichwertige Bedingungen in urbanen und ländlichen Räumen, durch Modernisierung der Infrastruktur, Verbesserung der Mobilität, bezahlbarer Wohnraum etc.; verbessert werden.
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Wirksamkeit überprüfen: Es ist notwendig, die zahlreichen Anwerber-Projekte auf den Prüfstand zu stellen und auf ihre Wirksamkeit und die Einhaltung notwendiger Qualitätskriterien bei der Anwerbung zu überprüfen. Anstelle von politisch initiierten aufwandsintensiven Großprojekten wie die German Professional School (GPS), sollten bewährte Strukturen und Projekte gestärkt werden. Insbesondere konkrete unternehmensnahe Anwerbeinitiativen in Drittländern sollten forciert werden, da sich diese mit Blick auf die Nachhaltigkeit schon in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen haben. Bestehende Doppelstrukturen sind abzubauen.
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Die Öffnung der Zeitarbeit für Zuwanderer aus Drittstaaten ist nur auf eine kleine Gruppe beschränkt, soll kontingentiert werden und dürfte weitere Bürokratie verursachen. Es sollte stattdessen eine grundsätzliche Öffnung der Zeitarbeit geben.
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Beschleunigte Migration: Eine zentrale Ausländerbehörde soll die Anwerbung und Beschäftigung von Fachkräften effizienter gestalten und als Erstkontakt potenzieller Zuwanderer zu Thüringer Behörden kundenfreundlich, dienstleistungsorientiert und mit raschen Verfahren agieren. Sie muss zeitnah geschaffen werden.
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Integration nachhaltig fördern: Unternehmen müssen stärker bei der Integration und Beschäftigung von Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt werden, indem u. a. ausreichend berufsbegleitende Sprachkurse und Weiter-/Fortbildungsangebote für die Migranten zur Verfügung gestellt werden.
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Bürokratische Hemmnisse nachweislich abbauen: Ausländische Beschäftigte und deren Arbeitgeber sehen sich mit zahlreichen Barrieren konfrontiert, insbesondere bürokratischer und rechtlicher Natur. Ein Beispiel ist die nach wie vor fehlende Anerkennung ausländischer Fahrerlaubnisse. Mit dem Verlust der Gültigkeit der Fahrerlaubnis nach 6 Monaten aufgrund einer EU-Regelung wird die Mobilität und Einsatzfähigkeit der Zuwanderer deutlich eingeschränkt.
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