Transformation gestalten statt blockieren: IHKs beziehen Stellung zur Zukunft der Automobilindustrie

Die Automobil- und Zulieferindustrie gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen in Thüringen – und steht zugleich vor tiefgreifenden Veränderungen. Im Rahmen eines aktuellen Anhörungsverfahrens des Thüringer Landtags haben die Thüringer Industrie- und Handelskammern gemeinsam eine schriftliche Stellungnahme abgegeben mit dem Appell die Transformation aktiv und wirtschaftsfreundlich mitzugestalten.
Mit dem Alternativantrag der Regierungsfraktionen des Landtags CDU, SPD und BSW wird ein konstruktiver und technologieoffener Kurs vorgeschlagen: Die Branche soll mit gezielten Maßnahmen zukunftsfähig gemacht werden – nachhaltig, innovativ und wettbewerbsfähig.
Zentrale Punkte des Antrags sind:
  • Fortführung und Erweiterung des Branchendialogs auf Landesebene,
  • stärkere Nutzung bestehender Förderinstrumente (z. B. GRW, ThEx MOTIVation),
  • Entbürokratisierung der Förderlandschaft,
  • gezielte Unterstützung bei Diversifizierung und Standortentwicklung,
  • regelmäßige Berichterstattung im Wirtschaftsausschuss des Landtags.

Position der IHKs: Wirtschaft braucht realistische Rahmenbedingungen und verlässliche Industriepolitik

In ihrer schriftlichen Stellungnahme begrüßen die Thüringer IHKs ausdrücklich den sachlich differenzierten und wirtschaftsnahen Grundton des Alternativantrags. Aus Sicht der Wirtschaft enthält dieser viele richtige Ansätze, um den industriellen Transformationsprozess nicht ideologisch, sondern pragmatisch zu begleiten.
Zentrale Einschätzungen der IHKs:
  • Technologieoffenheit als Leitprinzip: Der Wandel hin zur Elektromobilität darf nicht durch politische Blockaden oder einseitige Verbote behindert werden. Stattdessen braucht es einen industriepolitischen Rahmen, der alle klimafreundlichen Technologien berücksichtigt. Technologieoffenheit ist dabei ein Garant für nachhaltige und zukunftsfähige Mobilitätslösungen.
  • Förderprogramme effizienter und innovationsfreundlicher ausgestalten: Die geringe Nutzung bestehender Programme durch Unternehmen der Automobil- und Zulieferindustrie zeigt Handlungsbedarf. Es braucht bessere Passfähigkeit, niedrigere Zugangsbarrieren und weniger Bürokratie. Forschungseinrichtungen und Unternehmen müssen zudem gezielter vernetzt und gemeinsame Projekte angestoßen werden. Unternehmensbeteiligungen durch die öffentliche Hand werden hingegen kritisch gesehen.
  • Industriepolitik des Bundes mitgestalten: Da die finanziellen Spielräume der Landespolitik begrenzt sind, müssen bundespolitische Maßnahmen flankiert, aktiv mitgestaltet werden und auf die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft abgestimmt werden.
  • Fachkräfte sichern – Strukturen stärken: Der Wandel gelingt nur mit qualifiziertem Personal. Die gezielte Personalentwicklung kann durch gezielte Förderprogramme zur Qualifizierung und Weiterbildung sinnvoll unterstützt werden. Die Inhalte und Bedarfe sollten jedoch die Führungskräfte entscheiden.
  • Standortbedingungen verbessern: Wettbewerbsfähige Energiepreise, planbare steuerliche Rahmenbedingungen, beschleunigte Genehmigungsverfahren und investitionsfreundliche Strukturen sind Grundvoraussetzungen, um Unternehmen in Thüringen zu halten und neue anzusiedeln.
Die IHKs weisen darauf hin, dass ein strategisch angelegter Dialogprozess sinnvoll ist – allerdings nur dann, wenn er zu konkreten Verbesserungen führt und auf die praktischen Herausforderungen der Betriebe eingeht.Aus Sicht der IHKs muss eine Agenda der Umsetzung erfolgen. ein verbindlicher Umsetzungsplan mit Zuständigkeiten, Ansprechpartnern, Erledigungsfristen und Überprüfungsmechanismen. Zudem müssen die Maßnahmen in eine Gesamtstrategie zur Stärkung des Industriestandortes Thüringen verankert werden.

Nächster Schritt: IHKs zur mündlichen Anhörung eingeladen

Der zuständige Ausschuss für Wirtschaft des Thüringer Landtags hat die Industrie- und Handelskammern in einem weiteren Schritt zu einer ergänzenden mündlichen Anhörung eingeladen. Diese soll noch im November 2025 stattfinden und bietet die Gelegenheit, zentrale Anliegen der Unternehmen direkt mit den Ausschussmitgliedern zu diskutieren.