Die Industrie im Elbe-Weser-Raum

Die Industrie produziert nicht nur Güter, sondern bringt auch Innovationen hervor, schafft Arbeitsplätze und sichert den Wohlstand – in Deutschland, aber auch im Elbe-Weser-Raum.
Die Industrie prägt nicht nur das Bild der Wirtschaft im Elbe-Weser-Raum maßgeblich, sondern ist insbesondere für die jeweils aktuelle konjunkturelle Entwicklung und die regionale Wertschöpfung von hoher Bedeutung. Im Kern befasst sich die Industrie mit der mechanischen, physikalischen oder chemischen Umwandlung von Vorprodukten oder Rohstoffen in Sachgüter oder Waren.

Vielfalt der Industrie

Den industriellen Kern bildet das verarbeitende Gewerbe, welches auch das verarbeitende Handwerk einschließt. Während ein Teil der Industrieunternehmen im Elbe-Weser-Raum im intraindustriellen Bereich tätig ist und für andere Unternehmen wichtige Investitions- und Vorleistungsgüter herstellt, verarbeitet ein anderer Teil Rohstoffe und Halbfabrikate, um daraus Endprodukte herzustellen. Darüber hinaus gehören auch Montage- und Reparaturarbeiten zur Industrie (industrielle Dienstleistungen).
Die Bandbreite der Tätigkeitsfelder ist hoch: Sie reicht von der Nahrungsmittelproduktion über klassische Industrien wie Chemie, Elektrotechnik sowie Maschinen- und Anlagenbau bis hin zur Herstellung von Metall- und Druckerzeugnissen, Gummi- und Kunststoffwaren sowie Windenergieanlagen oder dem Einsatz moderner Werkstoffe im Flugzeugbau. Diese Vielseitigkeit macht die Stärke der Region und ihre wirtschaftliche Verlässlichkeit aus. So können weltweite wie innerdeutsche Nachfrageschwankungen besser abgefedert werden.

Struktur im Elbe-Weser-Raum

Mehr als 2.100 Industrieunternehmen gibt es im Elbe-Weser-Raum (Stand: 01.01.2025). Dabei handelt es sich überwiegend um kleine und mittelständische Betriebe. Aber auch weltweit tätige Großunternehmen haben hier ihren Sitz.
In der eher ländlich geprägten Region haben die Verarbeitung und Veredelung von Nahrungsmitteln sowie die Herstellung von Futtermitteln eine besondere Bedeutung. Dieser Industriezweig führt vor allem in den Landkreisen Cuxhaven und Rotenburg (Wümme) zu einer hohen Beschäftigungsrate. Im Landkreis Verden wird die starke Stellung der Nahrungsmittelindustrie noch ergänzt durch den Sondermaschinenbau für Kunden aus der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie. Während im Landkreis Stade der Flugzeugbau und die chemische Industrie dominieren, sind es im Landkreis Osterholz der Fahrzeug- und Maschinenbau.

Bruttowertschöpfung

Im Jahr 2022 lag die industrielle Bruttowertschöpfung im Elbe-Weser-Raum bei 4.331 Mio. Euro. Damit wurden 17,1 Prozent der Bruttowertschöpfung im verarbeitenden Gewerbe erwirtschaftet. In den einzelnen Landkreisen variiert der Anteil. Die Spanne reicht von 10,6 Prozent im Landkreis Osterholz bis zu 25,4 Prozent im Landkreis Stade.
Die hohe Bedeutung der Industrie zeigt sich nicht nur im Elbe-Weser-Raum, sondern auch in Niedersachsen und Deutschland. Dort ist der Anteil des industriellen Sektors an der Bruttowertschöpfung noch etwas höher (20,9 bzw. 20,4 Prozent) als zwischen Elbe und Weser. So ist die Industrie mit einem Anteil von fast einem Viertel ein zentraler Pfeiler der Wirtschaftskraft in Deutschland; ihr Anteil ist damit größer als in vielen anderen EU-Ländern.
Die Bruttowertschöpfung (BWS) je erwerbstätiger Person ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung pro Beschäftigten in einer Volkswirtschaft oder einem Wirtschaftszweig. Zu den Erwerbstätigen zählen alle Personen, die als Arbeitnehmerin bzw. Arbeitnehmer oder als Selbstständige beziehungsweise mithelfende Familienangehörige eine auf wirtschaftlichen Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, unabhängig vom Umfang dieser Tätigkeit. Während die Bruttowertschöpfung je erwerbstätiger Person im Elbe-Weser-Raum im Jahr 2022 bei knapp 70.000 Euro lag, betrug diese für erwerbstätige Personen in der Industrie 97.900 Euro.

Industrie als Arbeitgeber

Die Industrieunternehmen zwischen Elbe und Weser schaffen nicht nur Werte, sondern sind auch ein wichtiger Arbeitgeber. Ob als Verfahrensmechaniker/in in der Produktion, Kaufmann/Kauffrau in der Verwaltung sowie Laborant/in in der Forschungsabteilung oder Qualitätssicherung – das verarbeitende Gewerbe bietet eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglichkeiten.
Von 2014 bis 2024 (Stichtag jeweils 30.06.; neuere Zahlen liegen noch nicht vor) wuchs die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Industrie um rund 1.900 Personen bzw. knapp fünf Prozent. Mit 41.695 Personen hat die Industrie gegenwärtig einen Anteil von 16 Prozent an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten zwischen Elbe und Weser. Hinzu kommen noch rund 4.200 geringfügige Beschäftigungsverhältnisse. Damit gehört die Industrie zu den größten Arbeitgebern der Region.
Darüber hinaus leistet sie einen aktiven Beitrag zur Fachkräftesicherung. Ein Viertel aller Auszubildenden in den kaufmännischen bzw. gewerblich-technischen IHK-Ausbildungsberufen lernt in der Industrie.

Verflechtung mit anderen Branchen

Um Bedeutung der regionalen Industrie vollständig zu erfassen, müssen auch die Verflechtungen mit anderen Branchen und dem Ausland berücksichtigt werden. Das verarbeitende Gewerbe ist oft Ausgangspunkt für weitere wirtschaftliche Aktivitäten und Beschäftigung in anderen Sektoren. Verringert oder erhöht sich die industrielle Produktion sind davon auch vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsstufen betroffen. Ohne industrielle Güter würden beispielsweise bestimmte Rohstoffförderungen entfallen. Es würde auch keine Logistik bzw. Transportwesen gebraucht werden. Der Handel hätte keine Produkte, die er verkaufen könnte, und auch auf einen Großteil der Dienstleistungen könnte verzichtet werden. Mit anderen Worten: Landwirtschaft, Rohstoffabbau sowie Handel, Logistik- und Dienstleistungsgewerbe profitieren alle von einer starken Industrie.

Exportindustrie und Hidden Champions

Deutschland wird häufig als Exportweltmeister betitelt. Vor allem die deutsche Industrie mit ihrem Qualitätszeichen „Made in Germany“ profitiert dabei wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig von international offenen Märkten. Das trifft auch auf die hiesige Industrie zu, die auf vielen Auslandsmärkten aktiv ist: Jedes Jahr beglaubigt die IHK Elbe-Weser mehr als 12.000 Dokumente für den Außenhandel, größtenteils für das verarbeitende Gewerbe.
Eine weitere Kennzahl unterstreicht ebenfalls die Bedeutung der internationalen Geschäfte: Die Exportquote der Industrie liegt bei rund 47 Prozent. Knapp jeden zweiten Euro Umsatz erzielt das verarbeitende Gewerbe auf ihren Auslandsmärkten. Noch größer ist der Anteil bei den Investitionsgüterherstellern.
Die internationale Ausrichtung der regionalen Industrie liegt nicht zuletzt auch an den sogenannten „Hidden Champions“, die sich in ihrer Nische zum Weltmarktführer hochgearbeitet haben.

Innovation sichert den Markterfolg

Basis des Markterfolges im In- und Ausland sind in der Regel innovative Produkte hoher Qualität mit Alleinstellungsmerkmalen, die oftmals den Stand der Technik definieren. Herausragende Innovationskraft ist deswegen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Die Industrie im Elbe-Weser-Raum arbeitet deshalb kontinuierlich an der Verbesserung und Weiterentwicklung ihrer Produkte.
Einmal jährlich kürt die IHK Elbe-Weser einen Innovationsbotschafter aus der Region. Dabei handelt es sich um Persönlichkeiten, die als Neudenker/in innovative Strategien in ihren Unternehmen umsetzen. Sie wirtschaften erfolgreich, verantwortungsbewusst und sichern sich mit Führungsstärke, Mut und spannenden Ideen langfristigen Unternehmenserfolg.

Industrie- und Umweltausschuss der IHK Elbe-Weser

Der Industrie- und Umweltausschuss setzt sich aus rund 30 Betrieben des verarbeitenden Gewerbes, industrienahen Dienstleistern sowie Unternehmen der Ver- und Entsorgung zusammen. Sie kommen aus allen Landkreisen der Region. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Vollversammlung bei industriepolitischen Themen zu beraten.
Um die Bedeutung und Vielfältigkeit zu verdeutlichen sowie die tragende Rolle der Industrie als Zukunftsbranche sichtbarer zu machen, hat der Industrie- und Umweltausschuss der IHK Elbe-Weser nach 2022 eine Neuauflage der Kampagne vorbereitet.
Neben der Innovationsförderung, Digitalisierung und industrienahen Infrastruktur stehen auch regelmäßig energie- und umweltpolitische Themen auf der Agenda. In der jüngeren Vergangenheit hat der Fokus regelmäßig auf den Entwicklungen und Neuerungen beim EU-Green Deal gelegen. Besonders spannend und unter den Mitgliedern sehr beliebt, sind Sitzungen mit einer anschließenden Betriebsbesichtigung. So bekommt der Ausschuss aus erster Hand einen Einblick in die Produktionshallen der Region.