IHK Düsseldorf - Jahresbericht 2020

Standortpolitik

IHK-Handelstalk 2020

Prominent besetzt fand am 28. Oktober der erste IHK-Handelstalk NRW zum Thema "Städte der Zu­kunft - bleibt der Handel auf der Strecke?" statt. Das digitale Format wurde ins Leben gerufen, da die neunte Auflage des etablierten IHK-Handelstags NRW leider ausfallen musste.
Mit dabei waren Ina Scharrenbach (Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW) und Professor Dr. Andreas Pinkwart (Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW). Sie diskutierten mit Thomas Meyer (Präsident von IHK NRW), Andreas Reiter (ZTB Zukunftsbüro Wien) und zahlreichen zugeschalteten Händlern aus ganz NRW. Im Fokus standen dabei unter anderem die aktuellen Förderprogramme beider Ministerien und die notwendige unternehmerische Initiative in den Innenstädten. Klare Hinweise gab es auch an die Kommunen: Han­delslagen seien auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls gesund zu schrumpfen. Auch die notwendige Neuordnung der innerstädtischen Logistik und eine größere Rolle des Wohnens in den Zentren waren Thema.

Kommunalwahl 2020

  • 11 Positionspapiere
  • 42 Kandidatinnen und Kandidaten in 10 Wahlarenen im Livestream
  • Über 1.700 Ansichten der Livestreams, über 15.000 Ansichten der Aufzeichnungen der Wahlarenen
  • Über 660.000 direkte Kontakte bei dem Projekt
2020 hat sich die IHK Düsseldorf intensiv mit der Kommunalwahl auseinandergesetzt. Be­reits zu Jahresbeginn hat sie ihre Mitgliedsunternehmen in Düs­seldorf und in den zehn Städten des Kreises Mettmann zu den aktuellen Herausforderungen am je­weiligen Unternehmensstandort befragt. Aus den Ergebnissen wurden Positionspapiere für die elf Standorte entwickelt und in den zugehörigen IHK-Ausschüssen diskutiert und verabschiedet.
Ein weiterer zentraler Baustein des Kommunalwahl-Projekts waren die zehn IHK-Wahlarenen im Juni 2020. Die (Ober)Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten haben die zentralen Themen aus den Positionspapieren diskutiert. Insgesamt haben 42 Kandidatinnen und Kandidaten ihre Meinung zu den IHK-Positionen geäußert. Die Unternehmerinnen und Unternehmern waren eingebunden und konnten Fragen per E-Mail oder via SMS/WhatsApp stellen. Die Wahlarenen wurden als Livestream ausgestrahlt. Insgesamt sahen sich über 1.700 Menschen die Livestreams, mehr als 15.000 Zuschauer die Aufzeichnungen der Wahlarenen an.
Als konsequente Fortführung der IHK-Aktivitäten zur Kommunalwahl 2020 stellt sich die IHK im Kreis Mettmann 2021 neu auf. Ziel ist, die Präsenz im politischen Raum zu festigen und den Kontakt zur Kommunalpolitik und den Verwaltungen zu intensivieren. Die wirtschaftspolitischen Positionspapiere bilden dabei die Grundlage für den Austausch mit den Bürgermeistern und den Fraktionsvorsitzenden.

Zahlen, Daten, Fakten


  • 479 Auskünfte zu Branchen-, Kaufkraft-, Standort- und Marktdaten (320 davon in DUS, 159 in ME) erteilt
  • 101 Planverfahren zur kommunalen Bauleitplanung, Regional- und Landesplanung sowie zu Planfeststellungs- und sonstigen Fachplanungsverfahren beurteilt  
  • 54 Kooperationen mit Interessen- und Werbegemeinschaften
    (24 davon in DUS, 30 in ME)
  • 7 Konjunkturumfragen
  • Gremienarbeit und Branchentreffs
    1 gemeinsame Sitzung der Fachausschüsse
    8 Sitzungen der Fachausschüsse
    5 Austausche mit Fachausschüssen
    14 Sitzungen der Regionalausschüsse
    4 Branchentreffs

Wirtschaftsentwicklung 2020

Das Jahr 2020 stand wirtschaftlich nahezu komplett im Bann der Corona-Pandemie. Dabei war die re­gionale Wirtschaft vor zwölf Monaten noch recht zuversichtlich gestartet, wenngleich der Boom der Vorjahre bereits abgeebbt war.
So wurden eigentlich Herausforderungen wie der klimagerechte Um­bau von Wirtschaft und Gesellschaft, die zu vereinbarenden Nachfolgeregeln für Handel und Verkehr zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich, die Abwehr von protektionisti­schen Tendenzen in der Weltwirtschaft und nicht zuletzt die Folgen der US-Präsidentschaftswahl für die Weltwirtschaft als die das Jahr bestimmenden Wirtschaftsthemen erwartet.
Auch am Jahresende sind diese Themen weiter aktuell – bei weitem in den Schatten gestellt wurden sie bekanntlich durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Einem ersten wirtschaftlichen und ge­sellschaftlichen Lockdown im Frühjahr folgte ab dem Frühsommer bis zum Herbst eine starke Erholungsphase für viele Branchen, vor allem in der Industrie.
Branchen hingegen, deren Geschäftsmodell soziale Kontakte erfordert oder gar auf diesen beruht – wie die Gastronomie, die Hotellerie oder die Freizeit- und Unterhaltungsbranchen – taten sich dagegen das ganze Jahr über schwerer, aus dem Tief herauszufinden.
Mit dem steigenden Infektionsgeschehen im Herbst blieben die meisten Branchen zwar bei mittel­fristig skeptischen Einschätzungen ihrer wirtschaftlichen Perspektiven. Gleichwohl trotzte die Wirt­schaft insgesamt bis in den „November-Teil-Lockdown“ hinein in weiten Teilen den neuerlich getroffe­nen Einschränkungen. Aber schon das galt natürlich nicht für alle Betriebe und auch nicht für alle Branchen.
Dass Mitte Dezember ein erneuter, noch schärferer Lockdown als im Frühjahr verhängt werden musste, sorgte zum Jahresende für einen herben Rückschlag. Bereits zuvor gingen rund 60 Prozent aller Betriebe im IHK-Bezirk davon aus, im Jahr 2020 einen Umsatzverlust hinnehmen zu müssen. Gastronomie und Hotellerie entging damit fast das gesamte Weihnachtgeschäft, den (statio­nären) Einzelhändlern nach Weihnachten eine der umsatzstärksten Wochen des Jahres.
Da zu befürchten ist, dass die ersten Wochen des neuen Jahres mit weiter erheblichen Einschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens verbunden sein werden, ist die Rückkehr zum Vorkrisenniveau weiter nicht absehbar. Bereits ohne den zuletzt harten Lockdown hatte damit die regionale Wirtschaft erst für die Zeit nach 2021 gerechnet.

Unterstützung in Corona-Zeiten

Insbesondere während des ersten harten Lockdowns im Frühjahr unterstützte die IHK die Branchen in vielfältiger Art und Weise. So wurden - in Ergänzung zur IHK-Corona-Hotline -  über 500 Anrufe und Anfragen beantwortet. Besonderen Beratungsbedarf gab es vor allem zu möglichen Geschäftsöffnungen beziehungsweise verordneten
-schließungen, der Beantragung von Soforthilfe und Kurzarbeitergeld oder Hygienevorgaben. 
Über die IHK-Homepage standen den Unternehmen jederzeit aktuelle Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, Finanzierungs- und Unterstützungshilfen zur Verfügung. Des Weiteren wurden regelmäßig Branchenumfragen durchgeführt, um ein Stimmungsbild zu aktuellen Herausforderungen zu bekommen, damit sich die IHK konkret für die Unternehmen bei Politik und Verwaltung einsetzen konnte.

Handel

Die IHK hat Hygienetipps entwickelt und als Handreichung unter Händlern verteilt. Dar­über hinaus wurden Tipps für die Händler gebündelt, wie sie auch in Corona-Zeiten die Kommunika­tion mit ihren Kunden aufrechterhalten und ihre Produkte verkaufen können. Eine Best-Practice-Sammlung lieferte konkrete Beispiele. Konkrete Tipps wurden auch in drei Webinaren vermittelt, die in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Handel angeboten wurden. Unter anderem ging es um Social Media als modernen Verkaufskanal oder um notwendige Digitalisierungsschritte.
Mit Praxistipps für Gastronomen unterstützte die IHK besonders betroffene Unternehmer, ihren Arbeitsalltag im Krisenmodus zu bewältigen. Mithilfe von Webinaren wurden Unternehmer zeitnah über neue Regelungen informiert und beraten, wie sie mit der Situation umgehen können.

Gastronomie, Hotellerie, Tourismus

Die Online-Veranstaltung „Digital und Innovativ: Neue Technologien für Hotel- und Gastgewerbe kompakt und praxisnah präsentiert“ legte den Fokus auf Trends wie in­telligente Küchensysteme sowie die Digitalisierung von Services, Geschäftsmodellen und Kundenbeziehungen.
Das Webinar „Liefer- und Abholservice: Praxistipps für die Gastronomie“ zeigte auf, wie Unternehmer trotz des Lockdowns mit geeigneten Maßnahmen ihren Betrieb aufrechterhalten konn­ten. Themen des Webinars waren zudem verschiedene Praxis-Konzepte, Vorstellung von notwendi­gen Ausstattungen, rechtliche Aspekte sowie digitale Kommunikationskanäle. Beide Veranstaltungen wurden in Kooperation mit der Niederrheinischen IHK und der IHK Mittlerer Niederrhein durchgeführt.
Darüber hinaus stand die IHK Düsseldorf in engem Austausch mit IHK NRW, die auf landespolitischer Seite die Interessen der Wirtschaft gegenüber Politik vertreten hat. So konnten die individuellen Probleme der Unternehmerinnen und Unternehmer zeitnah an die Landespolitik adressiert werden, mit dem Ziel, die rechtlichen Rahmenbedingungen möglichst unternehmerfreundlich zu gestalten. Auch über zahlreiche Statements und Pressemitteillungen hat die IHK Düsseldorf das Interesse der stark gebeutelten Unternehmerschaft nach außen vertreten.

Branchentreff Gesundheitswirtschaft

Die Gesundheitswirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch für den IHK-Bezirk Düsseldorf. Deshalb hat die IHK Düsseldorf vor zwei Jahren den Branchentreff Gesundheitswirtschaft ins Leben gerufen.
Zielsetzung dabei ist es, Unternehmen der Gesundheitswirtschaft über aktuelle und relevante Themen zu informieren und darüber zu diskutieren. Zudem dient der Branchentreff dem gegenseitigen Kennenlernen und dem informellen Austausch. Beim Treffen am 2. September 2020 stellte der Gastgeber, Frank Rösner, Geschäftsführer der Kadomo GmbH, sein Unternehmen vor. Das Unternehmen baut erfolgreich Fahrzeuge behinderten­gerecht um. Weiteres Thema war die Plattform für innovative Medizin des Landesclusters Medi­zin.NRW. Im Anschluss an die Vorträge tauschten sich die Teilnehmer zur Auswirkung der Corona-Krise auf die Wirtschaft, insbesondere die Gesundheitswirtschaft aus.

Verkehr/Mobilität

Corona hat Wirtschafts- und Privatleben in vielen Bereichen verändert. Auch die Mobilität ist durch Corona eine andere geworden. Der Luftverkehr hat zwischenzeitlich Einbußen von über 90 Prozent erfahren, der ÖPNV ist durch die Warnungen im Frühjahr gebeutelt und das Auto erlebt einen Boom, da es das Risiko einer Corona-Infektion verringert.
Darüber hinaus haben viele Unternehmen intensive Erfahrungen mit Homeoffice gemacht und gelernt, dass rund 50 Prozent der Tätigkeiten über alle Branchen auch von zu Hause aus erledigt werden kön­nen. Das hatte direkte und messbare Auswirkungen auf den Verkehr.

Digitaler Mobilitätskongress „Post Corona - Mobilität von morgen“

Über Erfahrungen, Herausforderungen und Chancen aus der Corona-Krise für die betriebliche Mobili­tät diskutierten auf dem dritten Mobilitätskongress der IHK-Initiative Rheinland und der Metropolregion Rheinland Ende September Unternehmer, Logistiker, Verkehrsexperten und ÖPNV-Anbieter. Der Situ­ation angepasst fand die Veranstaltung "virtuell" statt und wurde per YouTube gestreamt.
Dabei ging es nicht nur um Homeoffice und sich veränderndes Pendlerverhalten, sondern auch um eine bessere Verzahnung aller Verkehrsangebote und ihre Ausrichtung auf eine sich in und nach der Coronakrise schneller verändernde Arbeitswelt.

Stadtentwicklung – „Raumwerk D“

Düsseldorf zählt zu den bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands, verfügt aber zugleich über wenig Fläche. Flächendiskussionen sind somit vorprogrammiert. In den vergangenen Jahren hat vor allem das Bevölkerungswachstum die Diskussion dominiert; häufig zu Lasten (potenzieller) Gewerbeflächen.
Die Stadt Düsseldorf erarbeitet mit dem Raumwerk D ein strategisches und zukunftsorientiertes Leitbild für die Entwicklung der Stadt. Die IHK begrüßt dies und engagiert sich seit Beginn des Prozesses.
Aus Sicht der Wirtschaft muss das finale Raumwerk:
  • klar und konkret zeigen, wo gewerbliche Entwicklung gewünscht sind,
  • die Innenstadt als Wirtschaftsmotor in den Fokus rücken,
  • die Mobilität realistisch bewerten - Erreichbarkeit für alle ist entscheidend,
  • deutlich machen, wo bezahlbares Wohnraumangebot geschaffen werden soll, um auch Fachkräfte und Auszubildende für den Standort zu gewinnen. 
Die Gewerbeflächenentwicklung ist über das Raumwerk D hinaus neu zu denken. Da langfristig rund 146 Hektar in der Landeshauptstadt fehlen und auf vielen Gewerbe- und Industriestandorten derzeit Wohnflächen entwickelt werden, sind vorhandene Gewerbe- und Industrieflächen zu sichern. Deshalb ist das Konzept für Gewerbe- und Industriekernzonen des Masterplans Industrie konsequent bei Planungen zu berücksichtigen. Impulse zur Effizienzsteigerung können mehrgeschossige Nutzungen in Gewerbe- und Industriegebieten bieten. Diese und weitere Forderungen hat die IHK im Sommer 2020 in einer Stellungnahme im Beteiligungsprozess eingebracht. In einem Workshop mit den Fachausschüssen und der Stadt Düsseldorf am 23. November konnte die Sicht er Unternehmerinnen und Unternehmer erneut vertreten werden. Auch 2021 wird sich die IHK zum Abschluss des Prozesses intensiv einbringen. Wie bei der Wohnflächenentwicklung und -vermarktung sollte Düsseldorf auch bei Gewerbeflächen mit den Nachbarkommunen kooperieren.

Die Industrie als Motor aus der Krise

Im IHK-Bezirk gibt es ein starkes, bedeutendes Netzwerk Industrie aus produzierendem Gewerbe und industrienahen Dienstleistern. Vor diesem Hintergrund gilt es dringend, zusätzliche Weichen vor Ort zu stellen. Hierzu gehört ein attraktives Flächenangebot in Gewerbe- und Industriegebieten. Nur dann können Betriebe, die erweitern möchten, am Standort bleiben. Und neue Betriebe, die beispielsweise Teile ihrer Produktion nach Europa zurückholen möchten, finden dann im IHK-Bezirk attraktive Standorte – auch wenn das derzeit angesichts der Gewerbe- und Industrieflächenknappheit in vielen Kommunen des Kreises nicht einfach ist. Ziel muss es sein, Gewerbegebiete, die in die Jahre gekommen sind, attraktiv aufzustellen. Ungenutzte Flächen sind so aufzubereiten, dass sie marktfähig sind. Die IHK setzt sich zusammen mit der Landeshauptstadt Düsseldorf intensiv im Rahmen des Masterplans Industrie für die Belange der Branche ein. Darüber hinaus befasst sie sich zusammen mit dem Kreis und seinen Städten intensiv mit der Revitalisierung von alten, untergenutzten Gewerbegebieten. Ein entsprechendes Gutachten wurde in Auftrag gegeben, die Ergebnisse folgen Anfang 2021.
Um die Relevanz der Industrie im Kreis Mettmann in den Fokus zu rücken, hat das 14. IHK-Wirtschaftsforum „Industrie im Kreis Mettmann – Motor aus der Krise?!“ am 18. November 2020 stattgefunden. In Zeiten der Pandemie ging diese Veranstaltung erstmals komplett virtuell über die digitale Bühne.
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© IHK Düsseldorf
Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, betonte bei seiner Begrü­ßung, dass er sehr stolz auf die Unternehmen des IHK-Bezirks sei. „Sie haben mich in den letzten Mo­naten schwer beeindruckt“, sagte er. Denn die Wirtschaft müsse ständig Krisenszenarien erarbeiten, Hygiene- und Sicherheitskonzepte überprüfen und diese teilweise komplett neu implementieren.