Existenzgründung

Tonies - Revolution im Kinderzimmer

Freitagnachmittag in einem Besprechungsraum in der Grafenberger Allee: Auf dem Tisch steht ein grün gepolsterter Würfel, darauf eine kleine Figur von Benjamin Blümchen. Patric Faßbender, Gründer der Boxine GmbH, schaltet den Würfel ein. Ein grünes Lichte leuchtet auf und wenige Sekunden später ertönt Benjamin Blümchens Stimme aus den Lautsprechern.
„Die Lautstärke wird ganz einfach durch Drücken der kleinen Ohren hier oben auf dem Würfel verändert“, erklärt Faßbender und lässt Benjamin langsam verstummen.
 „Über die Tonies können die Kinder ihre Hörbücher einfach selber ablaufen lassen.“
Tonies – so heißen die kleinen Figuren auf denen die Hörspiele gespeichert sind. Abgespielt werden die Bücher über die Toniebox, einen würfelförmigen WLAN-Lautsprecher. „Man stellt lediglich den Tonie auf die Box und die Geschichte beginnt.“ Die Idee für das Konzept hatte Faßbender im April 2013, als er erneut eine zerkratzte CD seiner Kinder in den Händen hielt. „Meine Frau und ich suchten nach einer alternativen Lösung, die auch unsere Kinder bedienen können, konnten aber keine finden.“

Aus der Not machte Faßbender eine Tugend

„Ich hatte kurz zuvor meinen Job in einer Werbeagentur gekündigt, da ich nochmal etwas Neues machen wollte. Mir fehlte nur noch die Idee.“ Und die fand Faßbender schließlich im Kinderzimmer.

Unterstützung durch Netzwerk

Danach hieß es, die Idee umzusetzen. Da war vor allem wirtschaftliches und technisches Know-How gefragt. Hilfe fand Faßbender bei Marcus Stahl, einem Freund, der sich ebenfalls beruflich neu orientieren wollte. „Marcus hat vor allem die technische Ausarbeitung der Tonies übernommen, das war damals eine große Herausforderung.“ Zeitgleich mussten auch Investoren gefunden werden. Von Beginn an war den Gründern wichtig, das Finanzielle aus eigener Kraft zu stemmen. „Es ist schwierig und zeitaufwendig, den Weg über die Banken zu gehen. Wir hatten das Glück, aufgrund unserer langjährigen Berufserfahrung über ein großes Netzwerk zu verfügen. So konnten wir direkt zu Beginn zwei Investoren aus dem Freundeskreis gewinnen. Im Lauf der Zeit sind dann weitere Unternehmer dazu gekommen. Das waren vor allem Leute, mit denen wir über unser Unternehmen in Kontakt gekommen sind, wie Kinderbuchverlage oder unser Steuerberater.“

Weitere Zielgruppen im Blick

Im Sommer 2016 war die Produktentwicklung schließlich abgeschlossen, die ersten Tonies gingen auf den Markt und fanden reißenden Absatz. „Bis Ende des Jahres übertrafen die verkauften Stückzahlen bereits bei Weitem unsere Erwartungen“, erzählt Faßbender. Den Erfolg seines Unternehmens führt der Gründer besonders auf drei Dinge zurück: 
  • Immer an sich glauben und die Idee konsequent durchziehen. Jedes Problem sollte als Herausforderung angesehen und offensiv angegangen werden.
  •  Von Anfang an auf professionelle Unterstützung setzten. Lieber etwas mehr Geld ausgeben, als hinterher den Schaden zu tragen.
  • Sich nicht verzetteln. Das Projekt im Fokus behalten und sich nicht in Kleinigkeiten verlieren.
So zeichnet sich auch 2017 kein Abbruch des Erfolges ab.
Nach unserem Raketenstart konzentrieren wir uns jetzt darauf, das Unternehmen entsprechend solide aufzubauen, mittlerweile haben wir 32 Mitarbeiter.“ Außerdem soll sich das Produkt in den nächsten Jahren am Markt etablieren. In naher Zukunft können sich Faßbender und Stahl vorstellen, auch auf den internationalen Markt und in andere Zielgruppen zu expandieren. Vor allem für Senioren oder kranke Menschen sind die Tonies aufgrund der leichten Bedienbarkeit interessant. Neben Kindergeschichten würden dann auch Hörbücher für Erwachsene angeboten.
Kontakt: www.tonies.de
Text: Katharina Scheerer
Foto: Wilfried Meyer