Bergstation - Kletterparadies in Hilden

„Zu“, schallt es laut durch die Bergstation in Hilden. In 17 Meter Höhe hat ein Jugendlicher gerade den letzten Griff der Route erklommen, die Muskeln zittern sichtlich. „Ist zu“, ruft sein Partner von unten. Der junge Mann drückt sich von der Wand ab und lässt sich langsam abseilen. Unten angekommen grinst er erschöpft und zufrieden seinen Kollegen an. In der Kletterhalle von Justin Bohn und Marcel Buchmann ist an diesem Vormittag viel los. Die Polizeischule ist mit den Studenten des ersten Semesters zum Teambuilding-Seminar gekommen.
„Wir haben häufig Gruppen hier, die an Seminaren und Kursen teilnehmen“, erzählt Bohn. Der 33-jährige ist einer der Gründer der Bergstation. Seit Februar dieses Jahres betreibt er gemeinsam mit Marcel Buchmann die Kletter- und Boulderhalle. Rund 15.000 Griffe haben die Routenschrauber bisher an die Wände gebracht. „Wir haben 2014 mit der Planung angefangen und im März 2016 ging dann der Bau los“, erzählt Bohn. Planung, das hieß vor allem, den Business-Plan zu schreiben. „Ich habe sieben Jahre als Investmentbanker gearbeitet und danach einen Master of Business Administration gemacht. Den Plan zu schreiben war also kein Problem“, sagt Bohn. Das kam erst mit der Standortsuche auf. „Die Suche nach einem passenden Grundstück war wirklich schwierig. In Düsseldorf ist es unmöglich gewesen, etwas zu finden, wo wir über 20 Meter hoch bauen dürfen, die Anbindung zu den Öffentlichen gut ist und das bezahlbar ist“, erzählt Buchmann. In Hilden wurden sie dann fündig.
Kennen gelernt hat sich das Gründer-Team natürlich beim Klettern. „Ich arbeite mittlerweile seit circa 12 Jahren als Klettertrainer“, erzählt Buchmann, „und da bin ich auch Justin über den Weg gelaufen.“ Buchmann ist ausgebildeter Sport- und Fitnesskaufmann und hat einige der Routen in der Bergstation selber geschraubt. „Im Winter bin ich bei Minusgraden quasi den Bauarbeitern hinterhergelaufen. Sobald eine Wand fertig war, habe ich die Griffe dran geschraubt.“
Mit dem wirtschaftlichen Know-How von Bohn und der Trainierausbildung von Buchmann ergänzen sich die beiden zu einem kompetenten und gut vernetzten Team. „Wir haben während der Gründung wenig Angebote von Institutionen in Anspruch genommen. Vielmehr haben wir mit Bekannten und Kollegen gesprochen, die bereits Kletterhallen betreiben und von ihnen viel Input bekommen“, sagt Bohn. Auch bei der Finanzierung hat das Netzwerk geholfen: „Es war unmöglich, die Finanzierung durchzubekommen. Das lag einfach daran, dass für das Bauen einer Kletterhalle ein hohes Startkapital benötigt wird. Wir waren bei vielen Banken und haben doch nur Absagen bekommen.“ Bis das Netzwerk geholfen hat. Am Ende haben sie die Finanzierung bekommen und konnten außerdem noch drei Investoren für ihr Projekt begeistern.
Anderen Gründern empfehlen Bohn und Buchmann deshalb, sich vorher genau zu überlegen, welche Kosten das Projekt mit sich bringt. „Es ist etwas anderes, ob ich eine App entwickle oder ein Grundstück brauche und eine komplette Halle baue“, sagt Bohn. Außerdem sei es wichtig, dass einem das Projekt am Herzen liegt, denn „man muss sich bei Rückschlägen selber motivieren und wieder aufraffen können.“
In Zukunft wird der Außenbereich der Halle weiter ausgebaut. „Da ist zum Beispiel noch eine Terrasse, die gepflastert werden muss“, sagt Bohn lachend. Erstmal findet aber am 4. November die Deutsche Meisterschaft im Klettern in der Bergstation statt. Bis zu 1 000 Besucher erwarten die Gründer dann in der Halle.