Kommunalwahlen 2025 – was nun wichtig wird

Bei den Kommunalwahlen am 14. September stellen sich zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl, unter anderem für die Ämter der Oberbürgermeister von Dortmund und Hamm sowie des Landrats des Kreises Unna.
Zudem wird über die Zusammensetzung der Räte entschieden. Mit ihrer Stimme stellen die Bürgerinnen und Bürger an diesem Tag wichtige politische und gesellschaftliche Weichen für die Zukunft. Das betrifft auch die lokale Wirtschaft. Themen, die dabei besonders im Fokus stehen: der dringende Bedarf an Gewerbeflächen, die teils marode Infrastruktur, der Fachkräftemangel, die öffentliche Verwaltung, die Steuerpolitik sowie die Attraktivität der Innenstädte. Im Folgenden ein Überblick über die wichtigsten Punkte.

Gewerbeflächen

Die Debatte um die geplante Ausweisung eines Gewerbegebiets in der Brechtener Niederung in Dortmund ist ein besonders plakatives Beispiel für den (scheinbaren) Widerspruch zwischen Wirtschaft und Klimaschutz. Die Stadtverwaltung plante, neue Wirtschaftsflächen im bestehenden Naturschutzgebiet auszuweisen, um dringend benötigten Platz für Unternehmen zu schaffen. SPD und Grüne stellten sich dagegen.
Die Sicht der IHK zu Dortmund ist hier eindeutig und wurde unter anderem von Hautgeschäftsführer Stefan Schreiber klar formuliert: Zielführend könne nur eine Kombination aus Altflächenrevitalisierung und neuen Gewerbearealen sein. Schreiber mahnte zuletzt in einem Ruhr-Nachrichten-Interview, dass die aktuellen Anstrengungen nicht ausreichten und dringend mehr Flächen bereitgestellt werden müssten, wenn Unternehmen vor Ort gehalten und neue Betriebe von einer Investition in Dortmund überzeugt werden sollen. Außerdem wandte er sich entschieden gegen ein durch die Formulierung des Antrags der SPD und der Grünen suggeriertes „Denk- und Planungsverbot“.
Im Kreis Unna fehlt es ebenfalls an Gewerbeflächen. So titelten Hellweger Anzeiger und Ruhr Nachrichten im Jahr 2024 sowie im März 2025 „Analyse der Gewerbeflächen in Unna: Engpass droht in naher Zukunft“, „Keine städtischen Gewerbeflächen mehr frei in Selm“, „Gewerbeflächen sind Mangelware in Lünen“ und „Werne sucht neue Gewerbeflächen“.
Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen. In Fröndenberg läuft die Vermarktung des „Innovationsparks Fröndenberg“, den die Westfalenpost kürzlich als „Zugpferd für die Wirtschaft im Kreis Unna“ bezeichnete. Schließlich handelt es sich um eines der letzten größeren Gewerbeareale, die im Kreis noch zur Verfügung stehen. In direkter Nachbarschaft hat zudem die Erschließung des Holzwickeder „ECO PORT Süd“ begonnen. Auf dem insgesamt 9,5 Hektar großen Areal stehen sieben Hektar für Unternehmensansiedlungen bereit. In Lünen könnten in absehbarer Zeit noch größere Flächen zur Verfügung stehen – schließlich misst das ehemalige STEAG-Kraftwerksgelände rund 46 Hektar.
In Hamm wurden Gewerbeflächen bislang hauptsächlich auf vorgenutzten Brachflächen entwickelt. Damit konnte die Inanspruchnahme bislang unbebauter Flächen erheblich eingeschränkt werden. Allerdings müssten, so die Stadt auf ihrer Website, für Neuansiedlungen, Umsiedlungen und die Erweiterung von Gewerbebetrieben auch neue Industrie- und Gewerbegebiete entwickelt werden.
Potenziale könnten sich unter anderem für das Gewerbegebiet Schieferstraße ergeben, das mit der Entwicklung des „Multi Hubs Westfalen“ auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs an Bedeutung gewinnen könnte.

Infrastruktur

Der IHK-Bezirk Dortmund bildet einen zentralen Verkehrsnotenpunkt im Ruhrgebiet. Hier verlaufen unter anderem die Autobahnen A 2, A 40, A 44 und A 45. Außerdem gibt es gute Anbindungen an die Schiene, Binnenwasserstraßen und – über den Flughafen Dortmund – an den Luftverkehr. Blickt man jedoch genauer hin, ergibt sich oft ein differenziertes Bild. So sind viele Brücken marode, Straßen in einem schlechten Zustand und überfüllt. Hinzu kommt es regelmäßig zu Ausfällen auf der Schiene. Beispielsweise zwischen Juli und Dezember 2024 durch Brückenarbeiten zur Sperrung der S4 zwischen Dortmund und Unna. Von Februar bis April 2025 wurden Schienen, Weichen und Bahnsteige zwischen Dortmund und Essen modernisiert. Auch das bedeutete Ausfälle, Ersatzverkehre und längere Fahrzeiten im Regionalverkehr. Und bis Frühjahr 2025 war die Strecke zwischen Unna und Hagen wegen umfangreicher Brückensanierungen gesperrt. All das führt zu einer deutlichen Verschlechterung der Erreichbarkeit von Unternehmen. Dabei ist „Erreichbarkeit der wichtigste Standortfaktor für die Wirtschaft“, sagt IHK-Verkehrsexperte Stefan Peltzer. Nachholbedarf gibt es auch im Bereich der digitalen Infrastruktur. So ist der Gigabit-Ausbau im Kammerbezirk noch längst nicht abgeschlossen.
Die Position der IHK ist auch hier klar: Dem Sanierungsstau der maroden Infrastruktur muss oberste Priorität eingeräumt werden. Wichtige Knotenpunkte wie der Dortmund Airport, die Hauptbahnhöfe, die drei Häfen in Dortmund, Hamm und Lünen sowie die KV-Anlagen (KV = Kombinierter Verkehr) sind unverzichtbare Standortfaktoren und müssen gestärkt werden. Zentraler Schlüssel ist hier die Umsetzungsgeschwindigkeit bei Planung und Bau. Sie muss dringend steigen.

Ausbildung und Fachkräfte

Bis Ende dieses Jahres rechnet die IHK zu Dortmund damit, dass über 4.000 junge Menschen ihre Berufsausbildung im Kammerbezirk begonnen haben. „Trotz aller Bemühungen erreichen wir weiterhin nicht das Niveau vor der Pandemie – die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge liegt deutlich darunter. Das zeigt, wie dringend wir weiterhin gemeinsam mit Betrieben, Schulen und Politik junge Menschen für eine duale Ausbildung begeistern müssen“, sagt Maike Fritzsching, bei der IHK Geschäftsführerin für den Bereich Berufliche Bildung und Fachkräftesicherung.
Erfahrungsgemäß wird etwa jeder siebte Auszubildende den Vertrag vor Beendigung der Ausbildung auflösen (rund 13,5 Prozent im Schnitt in den vergangenen Jahren). Diese Quote ist eine der großen Herausforderungen, vor denen die Betriebe stehen. Als noch gravierender könnte sich ein Trend erweisen, den die Bertelsmann Stiftung in ihrer Studie „Ausbildungsperspektiven 2025“ untersucht hat. Demnach will jeder fünfte junge Mensch nach der Schule direkt – und ohne formale Ausbildung – ins Berufsleben starten. Dadurch könnten dem Arbeitsmarkt mittel- bis langfristig qualifizierte Nachwuchsfachkräfte verloren gehen.
Hinzu kommt, dass rund 26 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen. Ein Grund dafür ist, dass eine duale Berufsausbildung vielfach als zweitklassig angesehen wird. Dabei weist die IHK seit vielen Jahren darauf hin, dass akademische und berufliche Bildung als gleichwertig zu betrachten sind. Karrierewege, die beide Welten verbinden – wie beispielsweise ausbildungsintegrierte duale Studiengänge – sind hingegen oft zu wenig bekannt, obwohl sie sehr gute Perspektiven bieten.
Da es für Unternehmen zudem immer schwieriger wird, ausgebildete Fachkräfte zu gewinnen und zu sichern, fordert die IHK unter anderem seit Langem, bedarfsgerechte und qualifizierte Zuwanderung ausländischer Fachkräfte zu erleichtern, Frauenerwerbstätigkeit und -karrieren verstärkt zu fördern, durch den Einsatz eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements den Erhalt der Arbeitsfähigkeit zu fördern sowie Impulse zur Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zu geben.
Nicht zuletzt muss auch die Region attraktiv für Fachkräfte sein – sowohl für die, die hierherziehen sollen, als auch für diejenigen, die aus Dortmund, dem Kreis Unna oder Hamm stammen. Kinderbetreuung, bezahlbarer Wohnraum sowie ein insgesamt lebenswerter und attraktiver Lebensraum sind dafür Grundvoraussetzung.

Innenstädte, Stadt- und Ortszentren

Innenstädte sowie Stadt- und Ortszentren sind eminent wichtig. Sie bilden zentrale gesellschaftliche Treffpunkte – maßgeblich geprägt durch Handel und Gastronomie. Was die Attraktivität Dortmunds betrifft, gibt es viele positive Entwicklungen. So ist der Strukturwandel auf Phoenix-West oder der Stadtkrone Ost sichtbar gelungen. Aus alten Industrieflächen sind lebendige Stadtquartiere entstanden.
Gleichzeitig gibt es immer wieder kritische Stimmen zur Innenstadt. So titelten die Ruhr Nachrichten: „Drogenszene in der City: ‚Es wird immer schlimmer‘“ und „Neuerfindung der Einkaufsstadt Dortmund – Ein Citymanager ist da, doch die Innenstadt verödet“ und beschrieb dabei die beiden wohl aktuell drängendsten Probleme.
Auch in Hamm wird zunehmender Leerstand sowie ein „Trading-down-Effekt“ bemängelt, bei dem ein zunächst inhabergeführtes Geschäft von einer Kette abgelöst wird, bevor Handyläden oder Spielhallen übernehmen. Dieser Prozess sei in der Regel nicht mehr umkehrbar, sagt Jens Imorde, Geschäftsführer der Imorde Projekt- und Kulturberatung GmbH in Münster, im März im „Westfälischen Anzeiger“.
Bei der Attraktivität der Innenstadt punkten kann hingegen Unna. Durch die Zusammenarbeit verschiedenster Akteure wie dem City-Werbering und dem Arbeitskreis „Unna Innovativ“ hat die Innenstadt an Attraktivität gewonnen und zieht vermehrt Besucher aus umliegenden Städten an.
Die IHK appelliert in diesem Zusammenhang, dass Innenstädte und Zentren multifunktional, vielfältig und resilient gestaltet werden sollten, um hohe Angebotsvielfalt zu schaffen und attraktiv zu bleiben. Leerständen muss kreativ begegnet werden und eine Erreichbarkeit mit den verschiedensten Verkehrsmitteln sichergestellt sein.
Menschen wieder stärker in die Innenstädte zu ziehen, ist eine der großen Herausforderungen der Kommunen. Der Stadt Unna gelingt das dank eines guten Zusammenspiels vieler Akteure.

Verwaltung und Steuern

Bundesweit fordern die IHKs seit Langem, dass Belastungen zurückgeführt und Haushalte konsolidiert werden müssen. Außerdem sind weitgehende strukturelle Verbesserungen der steuerlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen erforderlich. Nur so lassen sich Resilienz und Investitionskraft der Betriebe stärken. Flexiblere und zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten können darüber hinaus Investitionen anziehen. Perspektivisch sollte die Gewerbesteuer durch eine gewinnabhängige Kommunalsteuer mit eigenem Hebesatzrecht ersetzt werden, die alle in der Gemeinde wirtschaftlich Tätigen einbezieht. Auch im Bereich des Bürokratieabbaus gibt es die viel zitierte „Luft nach oben“. So sollten Gesetzte verständlicher, verlässlicher und näher an der Praxis orientiert sein. Das Ziel muss sein, dass Vorgaben unternehmerisches Handeln fördern statt es zu behindern.