Interview zu den Energie-Scouts bei Schaeffler
»Es ist spannend, mit welch simplen Mitteln sich sehr große Erfolge erzielen lassen«
Fabian Stöber ist am Standort Dortmund Azubi bei der Schaeffler Gruppe, die 2024 Vitesco Technologies übernommen hat. Zusätzlich zu seiner Ausbildung wird er zu einem Energie-Scout geschult. Was sich dahinter verbirgt und welchen Nutzen Azubi und Unternehmen davon haben, erläutert er gemeinsam mit Ausbilder Marco Selter.
Projekt Energie-Scouts bei Schaeffler (v.l.): Auszubildender Fabian Stöber mit Ausbildungsleiter Marco Selter.
Herr Stöber, wie lange sind Sie schon im Unternehmen, und warum haben Sie sich haben Sie damals für Vitesco Technologies entschieden?
Fabian Stöber: Ich habe meine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker am 1. September 2021 angefangen. Wenn man so möchte, bin ich über Mundpropaganda auf das Unternehmen aufmerksam geworden. Letztlich vergleichen auch wir Auszubildenden die Unternehmen untereinander. Für mich war es wichtig, bei einem namhaften Unternehmen zu arbeiten, dessen Ausbildung am Standort Dortmund einen wirklich guten Ruf hat. Man hat hier die traditionelle Ausbildung verknüpft mit neuen, modernen Inhalten und Möglichkeiten. Das war für mich eine Art „selling point“ für den Ausbildungsbetrieb.
Was hat das Unternehmen dazu bewogen, Auszubildende zu Energie-Scouts schulen zu lassen?
Marco Selter: Gerade in der heutigen Zeit ist es aus meiner Sicht wichtig, privat und beruflich auf eine nachhaltige und energiesparende Lebensweise zu achten. Vitesco Technologies legte genauso wie Schaeffler sehr großen Wert auf unsere Umwelt und das Einsparen von CO2. Das beginnt bei Kleinigkeiten – etwa, das Licht auszuschalten, wenn man den Raum verlässt –, reicht aber auch zu größeren Projekten wie eben die Energie-Scouts. Ich finde es wichtig, gerade junge Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren. Und wenn wir über die IHK zu Dortmund die Möglichkeit bekommen, unsere Mitarbeitenden kostenfrei zu Energie-Scouts auszubilden, dann ist das wirklich eine super Sache!
Was hat Sie als Auszubildender dazu motiviert, die Zusatzqualifikation zu erwerben?
Fabian Stöber: Ich finde es sehr interessant, welche Möglichkeiten der Energieeinsparung für Unternehmen existieren. Besonders spannend finde ich, mit welch simplen Mitteln sich bereits sehr große Erfolge erzielen lassen. Auch wird man als Mitarbeiter für mögliche Energieverschwendungen sensibilisiert und trägt dazu bei, die Nachhaltigkeit des Unternehmens zu verbessern.
Welche spezifischen Fähigkeiten und Kenntnisse haben Sie erworben?
Fabian Stöber: Es wurde ein grundsätzliches Bewusstsein für Energieverbräuche und deren Einsparmöglichkeiten geschaffen. Ich wurde also in die Lage versetzt, mithilfe verschiedener Mess-, Prüf- und Analyseverfahren Einsparpotenziale zu finden und natürlich auch umzusetzen. Als Projektteam konnten wir beispielsweise in den Workshops den Umgang mit einer Wärmebildkamera erproben und so das Potenzial zur Isolierung bei den Maschinen und Spritzgusswerkzeugen identifizieren. Das war dann auch praktisch die Grundlage für unser Projekt. Die Überzeugungsarbeit konnten wir einerseits mit dem Projektplan leisten, andererseits hat uns die Wirtschaftlichkeitsberechnung und CO2-Bilanzierung geholfen, das Projekt intern „zu verkaufen“.
Und welche Projekte wurden bereits von den Energie-Scouts umgesetzt – und mit welchem Erfolg?
Marco Selter: Im vergangenen Jahr konnten wir durch das Anbringen von Wärmeisolationsplatten zwischen den Maschinen und Spritzgusswerkzeugen eine Einsparung von knapp 23 Tonnen CO2 erzielen. Dieses Jahr haben wir durch das Umrüsten von nicht regelbaren Vakuumpumpen für die Kunststoffspritzerei auf regelbare eine Einsparung von knapp 12 Tonnen CO2 und damit 24.000 kWh erreicht. Bei beiden Projekten holten wir bei der Energie-Scout-Challenge im Kammerbezirk der IHK zu Dortmund den ersten Platz und waren anschließend zur bundesweiten Ehrung in Berlin. Dort konnten wir uns den zweiten Platz im Bundesvergleich sichern.
Bestanden Herausforderungen bei der Integration der Energie-Scouts in das bestehende Ausbildungsprogramm? Wenn ja, wie wurden diese gelöst?
Marco Selter: Da wir in der Ausbildung zwischendurch immer mal Projektarbeiten anbieten und durchführen, war es eigentlich kein Problem, die Ausbildung der Energie-Scouts im Ablauf zu integrieren. Die Rückmeldungen der Energie-Scouts waren durchweg positiv. Sowohl die Workshops bei der IHK als auch die Umsetzungen der Projekte hat den Auszubildenden sehr viel Spaß gemacht. Es war eine gute Möglichkeit, abteilungsübergreifend zusammenzuarbeiten und neue Bereiche im Unternehmen kennenzulernen.
Welche Rolle werden die Energie-Scouts mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit beziehungsweise Energieeffizienz in Ihrem Haus künftig spielen?
Marco Selter: Eine zentrale Rolle, das steht für mich außer Frage. Durch das Ausbilden von Energie-Scouts für unseren Standort haben wir die Möglichkeit, junge Menschen für die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu motivieren. Dadurch werden auch in Zukunft viele Projekte und Ideen umgesetzt, davon bin ich überzeugt. Nur so können langfristig die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Unternehmens verbessert werden.
Fabian Stöber: Dem kann ich nur zustimmen. Nicht nur das Unternehmen schreibt Nachhaltigkeit und Energieeffizienz groß, sondern auch meine Kolleginnen und Kollegen in der Ausbildung. Profitiert haben wir auch von der Teilnahme an der Bundesbestenehrung in Berlin! Hier konnten wir interessante Projekte anderer Energie-Scouts kennenlernen und uns vernetzen.
Energie-Scouts
> Das Projekt der „IHK-Energie- Scouts“ wurde 2013 von der Deutschen Industrie- und Handelskammer im Rahmen der Initiative „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“ ins Leben gerufen und wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.
> Die kostenlose Zusatzqualifikation zielt darauf ab, Auszubildende in Unternehmen zu befähigen, Energieeinsparpotenziale zu erkennen und Energieeffizienzprojekte im Betrieb umzusetzen.
> In vier ganztägigen Workshops vermitteln Fachreferenten der Fachhochschule Dortmund, der Effizienz-Agentur NRW und des IHK-Netzwerkbüros Betriebliche Mobilität das Grundlagenwissen zu Energieeffizienz, Klimaschutz, betrieblichem Mobilitätsmanagement sowie Präsentationstechniken und Projektmanagement. Die Auszubildenden erhalten so das Werkzeug, eigene Effizienzprojekte in den Betrieben zu identifizieren und umzusetzen.
> Den regionalen Abschluss bildet die Energie-Scout-Challenge. Die Gewinner haben anschließend die Möglichkeit, ihr Projekt auf der Bundesbestenehrung in Berlin vorzustellen.