Startup-Szenen weltweit

Brasilien: Sao Paulo - Knotenpunkt für Startups


Startups sind die Hoffnungsträger der stagnierenden brasilianischen Wirtschaft. Die größte Stadt Brasiliens ist das Zentrum der dortigen Szene.
Von Dominik Stute, nach Informationen von Germany Trade & Invest
Brasilien befindet sich in der Rezession – für das Jahr 2016 wird ein Rückgang des BIPs um 3,3 Prozent erwartet. Hoffnung für neue Impulse in die schwächelnde brasilianische Wirtschaft gibt die wachsende Anzahl von Startups. Die Dynamik im Markt ist groß: Laut Fachverband ABStartups waren Anfang 2016 4.161 Startups in Brasilien aktiv. Dies sind 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Diese jungen Unternehmen erwirtschafteten im vorigen Jahr umgerechnet etwa 450 Millionen Euro. Damit entfällt zwar nur ein kleiner Teil der Wirtschaftsleistung auf Startups, von ihnen gehen aber viele weitere Anreize für Wachstum und Innovation aus. Unternehmergeist und Kreativität sind in Brasilien ausgeprägt, Internet und Mobilfunk weit verbreitet. In diesem Umfeld ist eine sehr lebendige Szene entstanden, die teilweise auch staatlich gefördert wird. Es gibt rund 45 Acceleratoren, die von Sponsoren, Fonds, Konzernen oder durch Einlagen von Star- 2015 gründete die Bank Itau den „Startup- Space“ Cubo, 2016 öffnete in São Paulo ein Google Campus. Auf Initiative des Wissenschaftsministeriums wurde zudem das „Start-Up Brasil“ Förderprogramm ins Leben gerufen. In einem nächst 17 Acceleratoren als Partner ausgewählt. Als zweite Stufe werden an jedem Standort zwei Mal pro Jahr Startups ausgewählt, die im Rahmen des Programms Training, Mentoring und Kontakt zu Investoren erhalten.
Die lebendige Startup-Szene steht im Spannungsfeld mit den sehr starren Rahmenbedingungen in Brasilien. Startups leiden in der Regel noch stärker als andere Unternehmen unter Brasiliens Bürokratie, da ihr Entwicklungstempo im starken Kontrast zu den schwerfälligen Strukturen steht. Die Gründung nimmt wesentlich mehr Zeit in Anspruch als in anderen Ländern und bringt viele Extrakosten mit sich. Aufgrund des komplexen Rechts- und Steuersystems muss ein Unternehmen bereits früh einen spezialisierten Anwalt und Steuerberater engagieren. Steuern fallen auf allen föderalen Ebenen und zum Teil kumulativ an. Jeder Bundesstaat erhebt einen anderen Umsatzsteuersatz.
Auch die Finanzierung ist in Brasilien problematisch. Es ist zwar relativ einfach, in der frühen Phase ein erstes Investment zu bekommen, um sein Produkt weiterzuentwickeln und zu testen. Danach stürzen aber viele Startups in eine Finanzierungslücke, da Venture Capital Fonds nicht bereit sind, das Unternehmen in dieser mittleren Phase zu unterstützen und erst bei Projekten ab drei bis fünf Millionen Real (ca. 840.000 bis 1,4 Millionen Euro) einsteigen.
Knotenpunkt São Paulo
Etwa 1.300 Startups haben ihren Sitz im Großraum São Paulo. Das sind über 30 Prozent aller brasilianischen Startups. Rund um die renommierte Hochschule Universidade de São Paulo hat sich ein ausgezeichnetes Startup-Ökosystem entwickelt, das im Global Startup Ecosystems Report 2015 weltweit auf Rang zwölf liegt. São Paulo ist damit der einzige südamerikanische Standort in den Top 20 und liegt nur knapp hinter Berlin (Platz neun) oder Paris (Platz elf). Diese hohe Konzentration der Startupszene birgt auch für die deutsche Wirtschaft große Chancen der Zusammenarbeit. Denn weit über 1.000 deutsche Unternehmen haben eine Niederlassung in São Paulo, dem damit größten deutschen Wirtschaftsstandort außerhalb Deutschlands.
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