Erfahrungsberichte vergangener Reisen

„Am Ende sind wir alle nackig“

Finnland ist bekannt für seine Saunakultur und die größte Startup-Konferenz Europas. Denn irgendwie hängt beides zusammen.
Von Dominik Stute
Zwei Billionen US-Dollar Wagniskapital, 20.000 Teilnehmer, 2.600 Startups, 1.500 Investoren und 600 Journalisten aus 130 Ländern: Das war die Slush 2017 in Helsinki, Europas größte Startup-Konferenz. Mit dabei: acht Startups aus NRW, mit der Konato GmbH aus Dortmund und der b-interaktive GmbH aus Schwerte auch zwei junge Unternehmen aus der IHK-Region. Die Startups sind auf Initiative der IHK zu Dortmund, finanziert über das Land NRW (NRW.International), vom 28. November bis 2. Dezember 2017 nach Helsinki gereist, um das Startup-Ökosystem Finnlands kennenzulernen und die Slush zu besuchen. 
Finnland – und besonders seine Hauptstadt Helsinki – gehört zu den internationalen Topstandorten für Startups aus der ganzen Welt. Das Land weist die höchste Business-Angel-Dichte der Welt aus und tätigt europaweit die prozentual höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Die Finnen sind hinter ihrer vielleicht zunächst etwas rauen Schale sehr offen und ausgezeichnete Netzwerker. Glenn Gassen, Abteilungsleiter Innovation und Technologie, Startup-Vernetzung bei der Deutsch-Finnischen Handelskammer, war für die Organisation zuständig und formulierte es so: „In Finnland gibt es sehr flache Hierarchien, Entscheidungen gehen ziemlich schnell. Aus dieser Mentalität heraus hat sich hier vor Ort auch die Startup-Szene entwickelt. Vielleicht liegt das auch an der Saunakultur. Die Finnen wissen: Am Ende sind wir sowieso alle nackig.“

Spannende Szene
In den letzten Jahren hat sich vor Ort vor allem durch den Einfluss der Aalto Universität in Espoo, deren Studenten in 2011 auch die Slush ins Leben gerufen haben, eine spannende internationale Startup-Szene entwickelt. Eine Startup-Szene, von der man lernen und in der man spannende Geldgeber und potenzielle Kunden treffen kann. Und genau darum ging es auf der Reise: In Helsinkis Nachbarstadt Espoo erfuhren die Startups am Vortag der Slush mehr über die finnische Szene, bekamen in Workshops Hintergrundwissen zu Business Angels, Finanzierungsmöglichkeiten sowie Rechtsthemen und konnten im internationalen Pitching-Workshop ihre Präsentation verbessern. Auf der Slush selbst konnten sich die Startups aussuchen, ob sie dem spannenden Programm folgen oder im Matchmaking-Bereich ihr Netzwerk erweitern wollten. Berühmte Persönlichkeiten wie der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore oder Ex-Formel-1-Rennfahrer Mika Häkkinen gaben sich auf den vier Bühnen mit international bekannten Startups wie Tencent, Slack, Zynga oder Delivery Hero und Techkonzernen wie Google die Klinge in die Hand. Im Vorfeld konnten die Startups über ein Onlinetool Gespräche mit anderen Startups und Geldgebern vereinbaren. Die Anzahl von 1.500 anwesenden Investoren und die von diesen vertretenen zwei Billionen US-Dollar Wagniskapital sind weltweit einzigartig. 
Neben dem Hauptprogramm finden zusätzlich jedes Jahr im Rahmen der Slush unzählige offizielle und inoffizielle Side-Events statt. Auch im Rahmen der NRW-Reise wurde ein eigener Side-Event von der Deutsch-Finnischen Handelskammer organisiert. Gemeinsam mit Startups aus anderen Bundesländern stellten sich die Unternehmen aus NRW bei den „German Startup Pitches“ einem internationalen Publikum von über 100 Teilnehmern vor. Beim Elevator-Pitch hatten sie zwei Minuten Zeit, sich und ihr Unternehmen zu präsentieren. Das Interesse an den NRW-Startups beim Netzwerken war groß. 
Am Ende kehrten die Startups zufrieden nach Deutschland zurück. So zufrieden, dass sich drei der Teilnehmer direkt für die nächste Startup-Reise nach Singapur im April 2018 anmeldeten. Denn solch eine Reise ist in vielerlei Hinsicht gewinnbringend: Ob es nun die konkreten Kontakte sind, der Austausch untereinander oder der Spirit eines dynamischen internationalen Standortes.