Circularity Scouts – Azubi-Projekte für mehr Zirkularität in der regionalen Wirtschaft

Die Circularity Scouts bieten Auszubildenden eine kostenlose Zusatzqualifikation im Zukunftsfeld Circular Economy. Ziel ist es, jungen Nachwuchskräften frühzeitig Kompetenzen zu vermitteln, die für die nachhaltige Transformation der Wirtschaft entscheidend sind – praxisnah, interdisziplinär und betrieblich verankert. Ein gemeinsames Projekt der IHK zu Dortmund, der IMPULS. Die Hammer Wirtschaftsagentur GmbH, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mbH (WFG) und der Effizienz-Agentur NRW.

Informationsveranstaltung für interessierte Unternehmen

Mit dem Programm Circularity Scouts qualifizieren Unternehmen ihre Auszubildenden in den Bereichen Zirkularität, Ressourceneffizienz, Klimaschutz und nachhaltige Innovation.
In praxisnahen Projekten entwickeln die Scouts konkrete Ideen zur Optimierung von Materialflüssen, Verpackungen oder Produktionsprozessen – und tragen so direkt zu Kostenersparnis, Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgeberattraktivität bei.
Erfahren Sie in unserer Infoveranstaltung am 07.11.2025 (10:30 - 11:30 Uhr), wie Ihr Unternehmen vom Projekt profitiert, wie die Module aufgebaut sind und welche Mehrwerte für Betrieb und Nachwuchs entstehen. Hier gelangen Sie zur Anmeldung!

Das Konzept der Zirkularität

Die Circular Economy (CE) ist weit mehr als eine recyclingorientierte Abfallwirtschaft. Sie verfolgt einen umfassenden, systemischen und zukunftsgerichteten Ansatz zur nachhaltigen Entwicklung. Im Zentrum steht die Idee, ökonomische Prozesse im Einklang mit den ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten zu gestalten. Es geht nicht nur darum, Abfälle zu verwerten, sondern Material- und Energiekreisläufe so zu gestalten, dass Ressourcenverbrauch, Emissionen und Umweltbelastungen systematisch reduziert werden – durch Vermeidung, Verlangsamung, Verringerung und Schließung dieser Kreisläufe.
Ursprünge der Circular Economy finden sich bereits in der traditionellen Subsistenzwirtschaft, in der organische Stoffe im Kreislauf geführt wurden. Die heutige CE basiert auf den modernen Prinzipien Reduce, Reuse, Recycle und Recover. Diese Prinzipien bilden auch die methodische Grundlage für die Circularity Scouts.
CE bedeutet: langlebige Produktgestaltung, Reparaturfähigkeit, Wiederaufbereitung und hochwertige Verwertung. Produktions- und Konsumprozesse sollen so transformiert werden, dass ein reduzierter Ressourceninput, ein ressourcenorientiertes Konsumverhalten sowie ein regeneratives, klima- und biodiversitätsschonendes System entstehen.
Vor dem Hintergrund zunehmender Rohstoffknappheiten, wachsender geopolitischer Abhängigkeiten und steigender Umweltbelastungen – etwa durch den Abbau kritischer Rohstoffe wie Lithium oder Kupfer – wird der Wandel zur Circular Economy zu einer strategischen Notwendigkeit für Wirtschaft und Gesellschaft. Die EU bewertet den Zugang zu Ressourcen längst als Sicherheitsfrage. Die Circular Economy kann dazu beitragen, diese Risiken zu mindern, z. B. durch eine Verlängerung von Produktnutzungsdauern oder die Rückführung wertvoller Materialien in technische Kreisläufe.
Im Unterschied zur klassischen Kreislaufwirtschaft, wie sie in Deutschland bislang primär über Abfallgesetze und Recyclingquoten geregelt ist, verfolgt die Circular Economy einen deutlich ganzheitlicheren Ansatz: Sie verbindet technologische Innovation, ökologische Effektivität und soziale Verantwortung mit dem Ziel, Wachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Damit leistet sie einen wesentlichen Beitrag zu den Sustainable Development Goals (SDGs), insbesondere zu Ziel 12: Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster.

Bezug zur Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS)

Das Projekt Circularity Scouts unterstützt direkt die Ziele der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) der Bundesregierung. Diese verfolgt das Leitbild einer ressourcenbewussten Gesellschaft und einer klima- und umweltschonenden Wirtschaft, in der Wertschöpfung durch innovative zirkuläre Ansätze gestärkt wird.
Die NKWS benennt als zentrale Handlungsfelder unter anderem:
  • Kreislaufführung stärken und Primärrohstoffe ersetzen: Die Azubi-Projekte zielen darauf ab, Materialflüsse im Betrieb zu analysieren und innovative Ideen zur Kreislaufschließung zu entwickeln.
  • Design für die Zirkularität fördern: Die Projektmodule beinhalten Schulungen zu Ökodesign, recyclingfähigen Materialien und digitalen Tools – ein Beitrag zur Umsetzung zirkulärer Produktgestaltung.
  • Wissen, Kompetenzen und Qualifikationen stärken: Mit ihrem Fokus auf Qualifizierung junger Menschen vermittelt das Projekt praxisnahe Kompetenzen zur Umsetzung von Circular-Economy-Prinzipien in der betrieblichen Realität – ein zentrales Ziel der NKWS im Bereich Bildung.
  • Ressourceneffizienz und Klimaschutz verknüpfen: Durch die Anwendung von Tools wie ecocockpit werden Umweltwirkungen der Projekte bewertet und dokumentiert. So entstehen messbare Beiträge zum Klimaschutz.
Darüber hinaus folgt das Projekt dem strategischen Ansatz der NKWS, regionale Akteure zu vernetzen und den Mittelstand als Innovationsmotor der Transformation zu stärken.
Teilnehmerkreis
Das Programm richtet sich primär an Auszubildende aus der Industrie und dem verarbeitenden sowie produzierenden Gewerbe im Kammerbezirk der IHK zu Dortmund. Die Teilnahme steht jedoch allen Berufen offen und fördert interdisziplinäres Denken.
Pro Unternehmen sollten möglichst zwei bis vier Auszubildende gemeinsam als Team teilnehmen. Durch diesen Austausch über Berufs- und Branchengrenzen hinweg erhalten die Teilnehmenden die Möglichkeit, andere Betriebe kennenzulernen und gemeinsam an Lösungen für reale Herausforderungen zu arbeiten.

Projektmodule

An insgesamt fünf Workshop-Tagen, verteilt über ein halbes Jahr, erlernen die Circularity Scouts grundlegendes Wissen rund um Ressourceneffizienz, zirkuläres Wirtschaften und Klimaschutz. Die Schulungstage sind praxisnah gestaltet und vermitteln sowohl Fachwissen als auch methodische Kompetenzen.

Die Module im Überblick

  • Einführung in Circular Economy & Ressourceneffizienz: Grundlagen, Abgrenzung zur klassischen Kreislaufwirtschaft, Relevanz für Klima und Nachhaltigkeit
  • Betriebliche Schwachstellen erkennen: Typische Beispiele aus Produktionsprozessen, Verpackungen, Design und Digitalisierung
  • Projektmanagement & Planung: Zieldefinition, Zeitmanagement, Budgetplanung, Teamorganisation
  • Kommunikation & Positionierung im Unternehmen: Umgang mit Kolleg:innen, Führungskräften und Multiplikator:innen
  • Ökodesign, recyclingfähige Materialien & Digitalisierung: Herausforderungen und Chancen für Unternehmen
  • Datenerhebung & CO₂-Bilanzierung: Einführung in ecocockpit zur Bewertung von Umweltwirkungen
  • Projektpräsentation: Tipps und Werkzeuge zur überzeugenden Darstellung eigener Ideen

Projektarbeit

Zentrales Element der Circularity Scouts ist die eigenständige Projektarbeit im Betrieb. Die Auszubildenden entwickeln dabei ein eigenes Projekt zur Verbesserung der Ressourceneffizienz im Rahmen zirkulärer Wertschöpfungsketten. Das Thema ist frei wählbar – von optimierten Materialflüssen über Verpackungslösungen bis hin zu digitalen Tools für mehr Nachhaltigkeit.
Ziel ist es, reale Schwachstellen zu identifizieren und konkrete Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten. Idealerweise werden die Auswirkungen der Maßnahme quantifiziert – z. B. CO₂-Einsparung, Kosten- oder Materialreduktion.
Am Ende des Programms präsentieren die Teams ihre Projekte im Rahmen einer feierlichen Abschlussveranstaltung. Bei der „Circularity Challenge“ werden die besten Ideen ausgezeichnet.

Mehrwert für Unternehmen und Auszubildende

Die Teilnahme am Programm „Circularity Scouts“ bietet sowohl den Auszubildenden als auch den beteiligten Unternehmen einen klaren Mehrwert – fachlich, methodisch und strategisch.
Für die Auszubildenden stellt das Projekt eine wertvolle Zusatzqualifikation dar: Sie erhalten fundiertes Wissen im Bereich Circular Economy, erwerben praxisorientierte Projektmanagement-Kompetenzen und lernen, sich im betrieblichen Kontext sicher zu positionieren – auch im Austausch mit Fach- und Führungskräften. Durch das interdisziplinäre und teamorientierte Arbeiten stärken sie zusätzlich ihre sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.
Darüber hinaus motiviert das Projekt dazu, unternehmerische Verantwortung früh zu übernehmen und nachhaltiges Denken in konkrete betriebliche Maßnahmen zu übersetzen. Dies fördert nicht nur die Eigenverantwortung und Kreativität, sondern auch das Verständnis für Zusammenhänge zwischen Ressourcenverbrauch, Produktgestaltung und Klimaschutz.
Für die Unternehmen bietet das Projekt eine doppelte Chance: Einerseits können durch die entwickelten Projektideen Material-, Energie- und Entsorgungskosten eingespart werden – gleichzeitig entstehen Impulse für eine zukunftsorientierte, nachhaltige Unternehmensentwicklung. Circularity Scouts können betriebsintern zu wichtigen Multiplikator:innen werden, die Transformationsprozesse von innen heraus mitgestalten. Darüber hinaus profitieren die Unternehmen von einer gesteigerten Arbeitgeberattraktivität, da sie zeigen, dass sie Nachhaltigkeit aktiv fördern und in der Ausbildung verankern.
Die Circular Economy ist kein Zukunftstrend, sondern ein Zukunftspfad. Die Circularity Scouts leisten bereits heute einen aktiven Beitrag dazu – und eröffnen neue Perspektiven für die industrielle Ausbildung und Wertschöpfung im Sinne ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit.