Regionale Industrie sieht weiteren Handlungsbedarf der Politik
Schlagworte wie der notwendige Bürokratieabbau, bezahlbare Energie oder die aufwendige Suche nach qualifizierten Mitarbeitern füllen bereits seit Monaten sämtliche Medien. Doch neben vielen eindringlichen Appellen an die regierenden Institutionen ist der direkte Austausch zwischen den Entscheidern innerhalb der Branche selbst von großer Bedeutung. Die Ausschüsse der IHK bieten dazu ein Netzwerk, das Bedarfe identifizieren und sich gemeinsam den Herausforderungen stellen kann.
Die deutsche Wirtschaft steckt weiterhin in der Krise. Die Unternehmen verlieren im internationalen Vergleich zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit. Denn hohe Energiekosten, Steuer- und Abgabenlast, Fachkräftemangel, marode Infrastruktur und ein Übermaß an Bürokratie gefährden die Zukunft der auf Export ausgerichteten Industrie, die durch den Mittelstand geprägt wird.
„Die anhaltende Schwächephase der deutschen Wirtschaft fällt in einen brisanten Zeitraum: Die angesichts des Klimawandels notwendige Transformation der Industrie in die Klimaneutralität ist nur dann möglich, wenn die Betriebe wirtschaftlich prosperieren und sich widerstandsfähig zeigen gegen die zahlreichen globalen Herausforderungen“, betont Dr. Ansgar Fendel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund und Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK zu Dortmund.
Bereits Ende letzten Jahres hatten die Mitglieder des Industrieausschusses in Abstimmung mit der Vollversammlung mit diesem Tenor eine gemeinsame Resolution an das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW gerichtet.
In diesem Forderungspapier an die Politik wurden verschiedene Aspekte adressiert, die in ihrer Umsetzung dazu beitragen könnten, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen für den Mittelstand – und somit dem Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft – und auch der Industrie maßgeblich zu verbessern.
Beim jüngsten Zusammentreffen des Ausschusses zu Gast beim Netzwerkpartner und Mitglied, NIRO e.V., im Dortmunder Hafen müssen die rund 35 Teilnehmenden feststellen, dass es zwar zwischenzeitlich eine ausführliche, schriftliche Antwort auf die Einbringung gibt, jedoch im Tagesgeschäft der unterschiedlichen Industrieunternehmen eher wenig Verbesserungen der Voraussetzungen spürbar seien.
Während die Unternehmen als auch die industrienahen Dienstleister noch an einer praxistauglichen Integration vieler politischer Regularien, den Folgen von Sanktionen oder auch der unüberschaubaren Energiepreisentwicklung arbeiten, gibt es durch geopolitische Entwicklungen und anhaltende Fehleinschätzungen einiger Maßnahmen gleich weiteren Diskussionsbedarf mit den Verantwortlichen aus Bund und Ländern.
Die wirtschaftlichen Folgen des zunehmenden Kontrollmechanismus von EU-Organen erschweren den Erhalt von Resilienz, Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft gleichermaßen wie die Beschaffung von Produktionsmitteln- von seltenen Erden bis zu elektronischen Bauteilen - , als auch die fehlende Transparenz und Planbarkeit für Digitalisierung und Innovation.
Es bleibt die Hoffnung, dass der aktive Austausch mit den politischen Institutionen diesen ein klares Bild der Gesamtlage verschafft und diese dazu befähigt, Entscheidungen zu treffen, die auch für die regionale Wirtschaft wieder Souveränität und Zuversicht schaffen. Nur so kann der Produktionsstandort wieder zu dem werden, was er eigentlich längst sein könnte: ein Standort des Fortschritts, der Leistungskraft und der internationalen Anerkennung.