Lehrstuhl für Eisenbahnwesen schließt an der BTU Cottbus-Senftenberg
Nach 29 Jahren erfolgt die Schließung des Lehrstuhls für Eisenbahnwesen an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg am 31.03.2023. Damit wird der Studiengang Schienenverkehrs-Ingenieurtechnik ersatzlos aufgegeben.
Ein breites Bündnis aus 18 verschiedenen Wirtschafts- und Verkehrsverbänden, Kammern, Gewerkschaften und Studentenvertretungen fordert deshalb eine Neubewertung der im Jahr 2015 von der BTU und dem Land Brandenburg getroffenen Entscheidung, den Eisenbahnlehrstuhl zu schließen. Das Bündnispapier finden Sie rechts zum Download.
Das Bündnis drängt auf die Fortsetzung der dringend benötigten Hochschulausbildung von bahnspezifischen Ingenieuren, Planern und Fachexperten in der Lausitz. Denn hier errichtet die Deutsche Bahn gerade für eine Milliarde Euro Europas modernstes DB-Instandhaltungswerk. Eine neue Eisenbahninfrastruktur im Gesamtwert von über zwei Milliarden Euro soll ebenfalls geplant und gebaut werden.
Nun ist das Land Brandenburg gefordert, unter Federführung des Wissenschaftsministeriums, die Deutsche Bahn, das Eisenbahnbundesamt und die BTU Cottbus-Senftenberg an einen Tisch zu holen, um durch praktikable Lösungsansätze dem sich rasant verstärkenden Fachkräftebedarf bei Bahningenieuren und Fachplanern in Brandenburg und in der Lausitz entgegenzuwirken.
Axel Schwipps, für das Bündnis Schiene Berlin-Brandenburg (BSBB):„Gerade in letzter Zeit tritt immer stärker in den Vordergrund, wie dringend nötig die Einleitung einer echten Verkehrswende in Deutschland ist, um den in internationalen Verträgen und im Bundesklimagesetz vorgeschriebenen Klimaschutz zu erzielen. Hierfür werden eine Vielzahl von Bahningenieuren und Bahnplanern benötigt. Der Beschluss, den Eisenbahnlehrstuhl an der BTU Cottbus-Senftenberg zu schließen anstatt ihn zu erweitern, muss unverzüglich revidiert werden."
Jörg Podzuweit für die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG):„Die Deutsche Bahn baut in Cottbus für 1 Milliarde Euro das modernste Eisenbahninstandhaltungswerk, wo künftig 1.200 Menschen beschäftigt werden. Für den Ausbau und die Elektrifizierung von insgesamt 13 Schienen-Großprojekten bis 2038 werden zudem über 2 Milliarden Euro in der Lausitz investiert. Dafür wird eine große Anzahl an Eisenbahnplanern und Eisenbahningenieuren benötigt. Woher sollen diese kommen, wenn die einzige Technische Universität in Brandenburg sich aus der eisenbahnspezifischen Ingenieursausbildung zurück zieht? Hier gilt es dringend, diese 2015 durch den Hochschulentwicklungsplan der BTU Cottbus-Senftenberg - unter damals ganz anderen Rahmenbedingungen - getroffene Entscheidung jetzt den neuen Herausforderungen anzupassen.“
Jens Krause, Sprecher des Wirtschaftsverkehrsnetzwerks Lausitz und Generalmanager Infrastruktur und Mobilität der Industrie- und Handelskammer (IHK) Cottbus:„Der Strukturwandel und die Verkehrswende sind in vollem Gange. Die Bahn kommt nach Cottbus und massive Investitionen von rund zwei Milliarden Euro fließen in die Schieneninfrastruktur der Region. Doch das Fachkräfteproblem löst dieser Geldsegen nicht! Es braucht eine gemeinsame Lösung und das Mitwirken aller Akteure, um den Aufstieg der Schiene und die Entwicklung der Region nicht zu behindern.“
Sebastian Karas und Paul Rölecke von der Studentischen Vertretung der BTU Cottbus-Senftenberg, Fachschaftsrat Bauingenieurwesen:„Wir als Studierende des Bauingenieurwesens an der BTU CB-SFB kritisieren ausdrücklich, dass mit dem aktuellen Hochschulentwicklungsplan unser Ausbildungs- und Forschungsspektrum gerade im Bereich des Eisenbahn-Ingenieurwesens stark beschnitten wird. Die Lausitz braucht Fachkräftenachwuchs auf diesem Gebiet, um die großen anstehenden Infrastrukturprojekte als Teil des Strukturwandels in der Region planen und umsetzen zu können. Es ist die Aufgabe der BTU Cottbus-Senftenberg einen adäquaten Bauingenieurwesen-Studiengang anzubieten, um genau diese Fachkräfte auszubilden.“
Hintergrund:
Im Rahmen der Überarbeitung des Hochschulentwicklungsplanes der BTU Cottbus-Senftenberg im Jahr 2015 hat der Senat der Universität beschlossen, den Eisenbahnlehrstuhl nach Pensionierung des Lehrstuhlinhabers Prof. Dr.-Ing. Hans-Christoph Thiel nicht zu verlängern und am 31. März 2023 ersatzlos auslaufen zu lassen. An der BTU Cottbus-Senftenberg wird eine neue Professur „Infrastruktur- und Mobilitätsplanung“ geschaffen mit Einbettung in die Stadt- und Regionalplanung. Interessenten an der ingenieurtechnischen Ausbildung in Zukunftsberufen im Bereich Schiene müssen künftig an die Universitäten in Berlin, Dresden, Braunschweig oder Aachen ausweichen. Die Hochschule Wildau und die Fachhochschule Potsdam verbleiben in Brandenburg zwar als Studienstandorte, wo der Verkehrsbereich noch vorkommt, ein Ersatz für ein zukunftsorientiertes Studium und die Linderung des dringend benötigten Fachkräftebedarfes an Eisenbahn- und Planungsingenieuren in Brandenburg ist das nach Ansicht des Bündnisses jedoch nicht.
Im Rahmen der Überarbeitung des Hochschulentwicklungsplanes der BTU Cottbus-Senftenberg im Jahr 2015 hat der Senat der Universität beschlossen, den Eisenbahnlehrstuhl nach Pensionierung des Lehrstuhlinhabers Prof. Dr.-Ing. Hans-Christoph Thiel nicht zu verlängern und am 31. März 2023 ersatzlos auslaufen zu lassen. An der BTU Cottbus-Senftenberg wird eine neue Professur „Infrastruktur- und Mobilitätsplanung“ geschaffen mit Einbettung in die Stadt- und Regionalplanung. Interessenten an der ingenieurtechnischen Ausbildung in Zukunftsberufen im Bereich Schiene müssen künftig an die Universitäten in Berlin, Dresden, Braunschweig oder Aachen ausweichen. Die Hochschule Wildau und die Fachhochschule Potsdam verbleiben in Brandenburg zwar als Studienstandorte, wo der Verkehrsbereich noch vorkommt, ein Ersatz für ein zukunftsorientiertes Studium und die Linderung des dringend benötigten Fachkräftebedarfes an Eisenbahn- und Planungsingenieuren in Brandenburg ist das nach Ansicht des Bündnisses jedoch nicht.