Pressemitteilung

Erfolgreicher Wassertourismus in Berlin-Brandenburg gebremst durch Arbeitskräftemangel und Bürokratie

16.JANUAR | Während die Corona-Pandemie viele Wirtschaftsbranchen in existentielle Nöte gebracht hat, erfuhr der Wassertourismus in Berlin und Brandenburg einen enormen Wachstumsschub. Zehn Jahre nach der ersten Erhebung ist die Branche mit rund 6.100 direkt Beschäftigten weiterhin ein bedeutender Wirtschaftsfaktor der Region.
Für die Initiatoren der neuen Studie „Wirtschaftliche Effekte im Wassertourismus in Berlin und Brandenburg“ - die Industrie- und Handelskammern in Berlin-Brandenburg, die Wassertourismus Initiative Nordbrandenburg (WIN), ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e.V. (Berlin-Brandenburg und München), Bundesverband Wassersportwirtschaft e.V. sowie den Wirtschaftsverband Wassersport e.V. und die Messe BOOT & FUN - bedeuten die Ergebnisse, dass die wassertouristischen Akteure maßgeblich zur Attraktivität der Region beitragen. Die Kernbotschaft lautet: Der Fokus in den nächsten Jahren ist noch stärker als bislang auf ein nachhaltiges, qualitatives Wachstum zu legen. Die Politik ist deshalb aufgefordert, die durchgängige Befahrbarkeit der touristisch genutzten Gewässer durch Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen zu sichern und auszubauen.
Wie hat sich der Markt seit der Vorgängerstudie von 2014 entwickelt bzw. verändert? Welche Marktentwicklung ist bis 2030 zu erwarten? Wie hoch sind die wirtschaftlichen Effekte aus dem kommerziellen Bootstourismus? Was sind die zukünftigen Herausforderungen für die Branche? Welche Schlussfolgerungen und strategische Stoßrichtungen ergeben sich für die zukünftige Ausrichtung und Entwicklung des Wassertourismus in Brandenburg und Berlin? Für diese Untersuchung wurden im Dezember 2023 und im Januar 2024 mehr als 800 Unternehmen in Berlin und Brandenburg befragt. Das Ergebnis macht deutlich, dass die Branche künftig noch stärker auf ein nachhaltiges und qualitatives Wachstum setzt. Eine hohe Bereitschaft besteht für den verstärkten Einsatz von E-Mobilität. Die Marktnachfrage ist seit dem Jahr 2014 in allen vier Segmenten - Bootscharter, Kanuvermietung, Fahrgastschifffahrt und Sportboothäfen - weiter gestiegen. Der Jahresbruttoumsatz hat sich von 200 Millionen Euro in 2014 auf gut 300 Millionen Euro in 2024 erhöht. Jedoch lähmen der markante Mangel an Liegeplätzen sowie ein massiver Arbeitskräftemangel und eine starke Bürokratielast zunehmend die gesamte Branche.
Dr. Christian Herzog, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam für die Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs des Landes Brandenburg: „Die Studie verdeutlicht die wachsende Bedeutung des Wassertourismus in Brandenburg. Um Brandenburg als führende Destination im Wassertourismus langfristig zu sichern, müssen wesentliche Herausforderungen in Angriff genommen werden – insbesondere die Knappheit an Liegeplätzen. Gerade in den touristisch stark frequentierten Gebieten erleben wir, dass die Nachfrage nach sicheren und gut ausgebauten Liegeplätzen für Boote deutlich steigt. Diese Knappheit kann nicht nur den Komfort der Gäste beeinträchtigen, sondern auch das Wachstumspotenzial des Bootstourismus in unserer Region bremsen. Es ist entscheidend, dass wir gemeinsam mit den Kommunen und relevanten Akteuren Lösungen entwickeln, um sowohl die Infrastruktur auszubauen als auch den nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen zu gewährleisten. Die umwelt- und sozialverträgliche Schaffung von Tankstellen, Ladestationen, Frisch- und Abwasseranlagen sowie von überall gutem Internet – all das gehört heute dazu.“
Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin: „Der Wassertourismus ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die gesamte Metropolregion. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Anbieter im Chartersegment verdoppelt, in Berlin sogar fast verdreifacht. Doch auch die Herausforderungen sind gewachsen. Es fehlen Fachkräfte, die Kosten steigen bei schwächelnder Konjunktur und nicht zuletzt belasten lange Genehmigungsverfahren und Bürokratie auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene die Anbieter. Hier müssen Bund, Länder und Kommunen besser zusammenarbeiten, um die Wertschöpfung zu erhalten und damit verbundene Arbeitsplätze zu sichern. Zum Lagebild gehört allerdings auch, dass die stärkere Nachfrage zu mehr Nutzungswettbewerb geführt hat, insbesondere in Berlin. Hier brauchen wir gemeinsame Qualitätsinitiativen zur Akzeptanzerhaltung des Wassertourismus. Das jetzt verabschiedete Wassertourismus-Konzept des Senats ist deshalb ein wichtiger Meilenstein, um das Miteinander auf dem Wasser zu verbessern.
Karsten Stahlhut, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft e.V. (BVWW): „Die Ergebnisse der Studie liefern eine fundierte Datengrundlage, die die wirtschaftliche Bedeutung des Wassertourismus für Berlin und Brandenburg eindrucksvoll belegt. Sie zeigen, dass die Branche nicht nur stabil wächst, sondern maßgeblich zur regionalen Wertschöpfung beiträgt. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung bleibt jedoch die Sicherstellung einer modernen, leistungsfähigen Infrastruktur sowie der Abbau bürokratischer Hindernisse von zentraler Bedeutung. Wir appellieren an die Politik, den Masterplan Freizeitschifffahrt zügig umzusetzen und einen eigenen Etat für die Freizeitschifffahrt einzurichten, um die Zukunft dieser Schlüsselbranche aktiv zu sichern und weiter auszubauen.“
Dr. Steffen Häbich, Bereichsleiter Special Interest im Ressort Tourismus, ADAC e.V.: „Die neue Studie zeigt eindrucksvoll die hohe ökonomische Bedeutung des Wassertourismus in Berlin und Brandenburg. Diese Zahlen brauchen wir für ganz Deutschland. Die Veröffentlichung der letzten bundesweiten Studie ist zehn Jahre her. Da davon auszugehen ist, dass der Wassertourismus deutschlandweit in dieser Zeit gewachsen ist, wäre eine Aktualisierung der Bundesstudie als wichtige Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung wünschenswert. Die heute vorgestellte Regionalstudie zeigt auf, dass die Branche bereit ist für die Mobilitätswende auf dem Wasser und damit für die Zukunft. Das muss nun in konkreten Maßnahmen münden, die eng mit dem Fahrplan zur Sanierung der touristischen Bundeswasserstraßen, z.B. in Form des Aktionsplans Ost des Bundesverkehrsministeriums und der Umsetzung des Masterplans Freizeitschifffahrt verknüpft werden.“
Landrat Daniel Kurth, Geschäftsführender Vorsitzender der Wassertourismus Initiative Nordbrandenburg (WIN): „Der Wassertourismus befindet sich in Brandenburg und Berlin angebots- wie auch nachfrageseitig auf hohem Niveau. Um dieses weiterhin halten zu können, ist Grundvoraussetzung, den dringenden Sanierungsbedarf an der Infrastruktur, insbesondere an den Schleusen, anzugehen. Hierbei bauen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, auf das Bundesverkehrsministerium, dass die durchgängige Befahrbarkeit der touristisch genutzten Bundeswasserstraßen dauerhaft sichergestellt wird und die Belange der Freizeitschifffahrt angemessen zur Wirtschaftskraft der Branche im Ministerium berücksichtigt werden.“
Daniel Barkowski, 1. Vorsitzender Wirtschaftsverband Wassersport e.V. und Projektleiter der BOOT & FUN: „Die Ergebnisse der neu aufgelegten Studie bestätigen, was wir in der Region Berlin-Brandenburg – als Verband ebenso wie mit unserer Boots- und Freizeitmesse BOOT & FUN – seit Jahren beobachten: Wassertourismus ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor und ein enormer Wachstumsmotor – weit über die regionalen Grenzen hinaus. Inmitten Europas größtem zusammenhängenden Binnenwassergebiet liegt ein enormes Potenzial, das es mit der richtigen Infrastruktur, wie modernen Schleusen, attraktiven Wasserrast- und Liegeplätzen ebenso wie mit dem Ausbau der Ladepunkte für E-Mobilität auf dem Wasser, nachhaltig zu nutzen gilt. Nur so kann die Region Berlin-Brandenburg zukünftig und langfristig für den Wassertourismus wie auch den Wassersport attraktiv bleiben – für Gäste aus ganz Deutschland und Europa, und vor allem für die ansässigen Unternehmen.“
Die Ersteller der Studie sind die PROJECT M GmbH und Heike Helmers tourismuskontor.
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