Näher dran an den Kunden

Die MSP Prägetechnik GmbH aus Baden-Württemberg hat seit Anfang 2023 eine Niederlassung in Senftenberg. Der Aufbau des Brandenburger Werkes bedeutete für den Standortleiter Patrick Splieth die Rückkehr in seine Heimat. Und für das Unternehmen eine deutliche Steigerung der Produktion.
Stillstand? Gibt es nicht. Auch kurz vor Feierabend werden bei der MSP Prägetechnik GmbH in Senftenberg noch die CNC-Maschinen neu programmiert und eingerichtet. „Die Maschinen laufen über Nacht. Tagsüber brauchen wir sie für kurzfristige Aufträge“, erklärt Patrick Splieth, Standortleiter und Prokurist des Unternehmens. Denn eines sei in seiner Branche sicher: „Viel im Voraus planen können wir nicht.“ Das Unternehmen produziert Prägestempel für die Druck- und Verpackungsindustrie. Wenn Verpackungen haptisch und optisch durch Reliefs sowie farbliche Gestaltungen aufgewertet werden sollen, kommt die MSP Prägetechnik ins Spiel. Meist muss es dann ganz schnell gehen. Die Prägung ist das Tüpfelchen auf dem i. Der letzte Schliff der
Verpackung. Wenn die Zeit drängt, liefern die Senftenberger schon am Tag nach der Bestellung und auch per Express-Kurier. Papier, Karton oder Tube – vieles kann mit den Stempeln aus dem Süden Brandenburgs geprägt werden. Die MSP Prägetechnik hat zum Beispiel für so manche Verpackung hochwertiger Parfüms das gewisse Etwas beigetragen. „Wir können sogar die Struktur von handgeschöpftem Papier nachempfinden“, sagt Splieth.

Stammsitz in Baden-Württemberg

All das ist durch den Einsatz von drei hochmodernen CNC-Maschinen möglich, in die das Unternehmen mit dem Aufbau des neuen Standortes investiert hat. Die Senftenberger Niederlassung gibt es seit dem 1. Januar 2023. Die MSP Prägetechnik GmbH hat ihren Stammsitz im baden-württembergischen Leinfelden-Echterdingen. Gegründet wurde sie 2015 von Michael Schlachetka-Probst – daher auch die Firmenbezeichnung MSP – sowie dessen Schwiegervater Runald Probst und Patrick Splieth. Schlachetka-Probst und Splieth kannten sich schon durch jahrelange gemeinsame Arbeit bei einem anderen Unternehmen der Branche. Bis der Wunsch zur Selbstständigkeit reifte.
Splieth, kreativer Kopf der damals neu gegründeten Firma, stammt aus Königs Wusterhausen. Irgendwann zog es ihn von seiner Arbeit in Baden-Württemberg zurück ins Brandenburgische Er bekam diese Chance, die für das Unternehmen zugleich die Möglichkeit war, geografisch näher an Kunden im Norden und an die Nachbarländer heranzurücken. So können Lieferungen direkt und deutlich schneller erfolgen. Für die mehr als 500 000 Euro, die in die neueste Technik und Infrastruktur investiert wurden, gab es eine Förderung von der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB). Die Stadtwerke Senftenberg haben für das MSP-Werk in der Briesker Straße neue Anschlüsse verlegt, um die Stromversorgung zu sichern. „Es hat einfach gepasst“, resümiert Splieth. Die gute Infrastruktur weiß der Unternehmer zu schätzen, auch in der Freizeit. Fahrradfahren, laufen – alles ist möglich in der schönen Senftenberger Umgebung.
Den Weg zurück nach Brandenburg hat er nicht bereut: „Ich find’s hier sehr schön.“ Dank der neuen Niederlassung ist es der MSP Prägetechnik GmbH gelungen, ihre Produktion zu verdoppeln. Von den Fördermöglichkeiten hat das Unternehmen Splieth zufolge bei Netzwerktreffen in der Region erfahren. Auch die Industrie- und Handelskammer sei für den Mittelständler immer ein direkter
Ansprechpartner.

Digitalisierung und Vernetzung

Die Produktion in Senftenberg wird übrigens im Zwei-Mann-Betrieb gestemmt. Das geht nur durch eine komplette Digitalisierung und Vernetzung beider Standorte. Splieth: „Egal, wo produziert wird: Sowohl in Senftenberg als auch in Leinfelden-Echterdingen ist jederzeit sichtbar, wer genau an welchem Auftrag und mit welchem Fortschritt arbeitet.“ Die Prägestempel von MSP haben in den meisten Fällen eine Größe von 80 x 60 Millimetern. Es geht aber auch noch ein paar Nummern größer bis hin zu 800 x 600 Millimetern. Gefertigt werden die Stempel aus Messing. Das Material sei recht hart, erklärt Splieth. Das sei gut fürs Prägen. Andererseits lasse es sich gut bearbeiten.
Vor allem aber lasse sich beim Messing die Ausdehnung bei Hitze sehr gut berechnen. Das ist deswegen wichtig, weil eventuell gewünschte Farben durch Folien in der sogenannten Heißfolienprägung aufgebracht werden. Das geschieht bei Temperaturen von über 100 Grad Celsius. Damit die Ausdehnung bei Hitze korrekt einkalkuliert werden kann, muss in der Produktion der MSP Prägetechnik immer die gleiche Temperatur herrschen. Das sind zwischen 22 und 23 Grad Celsius, im Sommer wie im Winter. Größere Abweichungen hier würden später beim Prägen ebenfalls zu Abweichungen führen. Wenn Letztere auch nur im Zehntel-Millimeter-Bereich liegen, wäre das Prägebild unsauber, erklärt der Standortleiter.

Ein Stempel hat sehr hohe Lebensdauer

Bei den großen Industrieaufträgen geht längst nicht nur ein Prägestempel zum Kunden. Meist sind es größere Serien. Denn bei den Verpackungsherstellern werden auf den Maschinen gleich mehrere Nutzen gleichzeitig geprägt. Ein Stempel hat eine „Lebensdauer“ von circa 100 000 bis 500 000 Prägungen. Dann ist er abgenutzt und muss ersetzt werden. Nachbestellungen sind jederzeit möglich. Und dank der abgespeicherten Produktionsdaten auch schnell lieferbar. Neue Entwürfe entstehen nach den Vorgaben des Kunden direkt am Computer und können vor der Produktion in einer 3D-Simulation an den Auftraggeber geschickt werden. Seit einiger Zeit gehört zur Belegschaft der MSP Prägetechnik am Hauptsitz in Baden-Württemberg auch eine gelernte Graveurin, die auf Kundenwunsch Prägestempel per Hand herstellt. Das Werkstück wird im Nachgang digitalisiert. „Es ist erstaunlich“, sagt Splieth, „aber in diesen Arbeiten lassen sich mehr Details darstellen.“ Prägestempel, die so entstanden sind, hätten eine ganz besondere Ausstrahlung.

Kupferpreise bereiten Sorgen

Sorgen bereiten dem Prokuristen im Moment die Kupferpreise, die in jüngster Zeit wieder nach oben klettern. In der Legierung Messing liegt der Kupferanteil bei mindestens 50 Prozent. Höhere Rohstoffpreise machen sich sofort bemerkbar. „Damit müsse man umgehen“, sagt der Standortleiter. Einen gewissen Vorrat für schnelle Aufträge habe man immer auf Lager. Aber sehr viel im Voraus einzukaufen und zu lagern, sei nicht möglich. Splieths Einschätzung zufolge, gibt es auf dem deutschen Markt fünf, sechs Unternehmen in der Art der MSP Prägetechnik. „Wir haben uns auf Stempel für mehrstufige Blindprägungen und Strukturen spezialisiert sowie auf nachbearbeitungsfreie Reliefgravuren. Das ist das, was wir können“, so der Brandenburger.
FORUM/BMS/Ute Sommer