Industriereiniger im weltweiten Einsatz
IKR Richter Group aus Lauchhammer: Dienstleister für Raffinerien und Düngemittelhersteller mit Tochterbetrieb in Algerien
Lauchhammer IKR Richter Group Geschäftsführer Peter Richter (links) im Gespräch mit Toni Schüler (Betriebsleiter Industriereinigung)
Algerien, Ungarn, Slowakei, Saudi-Arabien oder Pakistan sind nur einige der Länder, in denen das Unternehmen tätig ist – die Geschäftsbeziehungen der IKR Richter Group in Lauchhammer reichen weit. Die Unternehmensgruppe mit rund 120 Beschäftigten, davon knapp 70 am Standort Lauchhammer, und einem Jahresumsatz von knapp zehn Millionen Euro erzielt ein Viertel ihres Umsatzes auf den internationalen Märkten, Tendenz stark steigend. Besonders auf das Tochterunternehmen in Algerien setzt Firmenchef Peter Richter große Hoffnungen.
„In Nordafrika sehen wir großes Wachstumspotenzial“, sagt der 48-jährige Unternehmenschef.
Industriereinigung ist das Hauptgeschäftsfeld der Unternehmensgruppe. Tanks von Raffinerien oder die Produktionsanlagen von Düngemittelherstellern reinigen die Mitarbeiter, führen dabei auch Reparaturen aus. Bei den Raffinerien gehört auch das sogenannte Katalysator-Handling zu den Aufgaben. Die Katalysatoren steuern die chemischen Prozesse in den sogenannten Reaktoren der Raffinerie und müssen in bestimmten Abständen ausgetauscht werden.
„Arbeiten in diesem Bereich sind ausgesprochen anspruchsvoll. In den Reaktoren befindet sich ein hochexplosives Stoffgemisch“, erklärt Peter Richter. Damit es zu keinem Unglück kommen kann, finden Reparaturen in einer Stickstoffatmosphäre statt. Mit dieser Technik kann IKR Richter die Arbeiten ein bis zwei Wochen schneller ausführen, als wenn die Anlagen vorher komplett geleert würden, wie es ansonsten meist notwendig wäre.
Patent legte Grundlage
Gegründet wurde das Unternehmen 1999 von Bernd Richter, dem Vater des jetzigen Inhabers, als Industrie- und Kommunalreinigung Richter. Bernd Richter hatte bis zur Wende bei der Kokerei in Lauchhammer gearbeitet, war später Betriebsstättenleiter bei einer westdeutschen Firma in der Industriereinigungsbranche und machte sich dann selbstständig. Beteiligt mit einem 50-Prozent-Anteil war damals ein Partnerunternehmen aus den Niederlanden.
Ins Rotterdamer Büro dieses Unternehmens wechselte nach seinem Studium der Gründersohn, Peter Richter. Als internationaler Dienstleister betreuten die Niederländer Auslandsprojekte rund um den Globus. Unter anderem als Bauleiter und Projektleiter kümmerte sich Peter Richter um viele dieser Vorhaben, kam dabei weltweit herum und erwarb wertvolle Erfahrungen. Zuletzt war er bei einer Raffinerie in Litauen im Einsatz.
“Für die Aufträge wird das Equipment in der Regel per Luftfracht und Logistiker zum entsprechenden Kundenbetrieb geschickt. Das Team fliegt hinterher, je nach Auftragsvolumen sind es in der Regel bis zu 20 Mann”, so Peter Richter, Geschäftsführer der IKR Richter Group.
Dann wurde er zurück in die Lausitz gerufen, nicht in den väterlichen Betrieb, sondern in die Leitung eines Technologiebetriebs in Schwarzheide, der zum Konzernverbund der Niederländer gehörte. Eine Erfindung, die er selbst zur Patentreife führen konnte, legte für Peter Richter die Grundlage, sich selbstständig zu machen. Von der Patentabfindung erwarb er 2018 den Betrieb Rohrer Richter Technology GmbH (RRT), übernahm dann auch komplett das Unternehmen des Vater, der in den Ruhestand ging.
Einhaltung exakter Zeitpläne Zur IKR Richter Group gehören mittlerweile fünf Unternehmen. In der Region ist unter anderem das BASF-Werk in Schwarzheide von Beginn an ein wichtiger Kunde. Ausländische Betriebsstätten gibt es in Ungarn und in Algerien. In Osteuropa ist IKR stark vertreten und im gesamten Nahen Osten mit Saudi-Arabien, Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Oman. Der am weitesten entfernte Auftrag führte nach Singapur.
„Für die Aufträge wird das Equipment in der Regel per Luftfracht und Logistiker zum entsprechenden Kundenbetrieb geschickt. Das Team fliegt hinterher, je nach Auftragsvolumen sind es in der Regel bis zu 20 Mann“, sagt Peter Richter. Weil die Arbeiten mit einem Stillstand der Industrieanlagen verbunden sind, ist der Zeitablauf vorab genau ausgehandelt und in Arbeitsschritte von je 30 Minuten unterteilt.
Ziel ist es, exakt im Plan zu bleiben. „Jeder Verzug wird genau beobachtet“, sagt Peter Richter. Aber die Lausitzer sind Meister darin, die Pläne einzuhalten. Damit behauptet sich das mittelständische Unternehmen auf einem Markt, auf dem sich ansonsten fast ausschließlich große Konzerne tummeln. Um im Wettbewerb bestehen zu können, setzt Peter Richter in allererster Linie auf das Know-how seiner Mitarbeiter. Auf dem Firmengelände in Lauchhammer gibt es die verschiedensten Werkstätten, darunter auch eine Tischlerei-Abteilung. Die Gruppe besitzt verschiedene Patente, unter anderem für einen vollautomatischen Reinigungstisch für Werkstücke.
Peter Richter, Geschäftsführer der IKR Richter Group
Wichtig für die Schulung der Mitarbeiter ist allerdings vor allem ein 30 Meter hoher Trainingsreaktor. Er sieht genauso aus wie die Reaktoren in den Raffinerien. So können alle Arbeitsabläufe, die später vor Ort wichtig sind, unter realen Bedingungen geübt werden. „Auf diese Weise gehen wir mit einem eingespielten Team zu unsere Aufträgen“, sagt der Firmenchef. In der Branche sei das nicht unbedingt üblich. Auch deshalb sei er in besonderem Maße stolz auf seine Belegschaft, betont er.
Schwierige Bedingungen durch Krieg Mitunter sind die Beschäftigten der IKR Richter Group auch unter politisch schwierigen Umständen tätig. Peter Richter war selbst im Irak, als im Land Kämpfe mit der Terrormiliz Islamischer Staat tobten. Das Kriegsgebiet war zwar weit entfernt, die Arbeit in einem Kriegsland stehe aber unter anderen Bedingungen als sonst, sagt er. Auch heute gehören Aufträge im politisch instabilen Irak oder auch in Pakistan zu den schwierigeren. Algerien, wo die Gruppe jetzt ein Tochterunternehmen mit 20 Beschäftigten hat, war ebenfalls lange Zeit auch von Unruhen gekennzeichnet. Momentan ist die politische Lage aber stabil und der Firmenchef hofft, dass es so bleibt.
Den Schritt nach Nordafrika ist das Unternehmen auch wegen der Ausblicke in die Zukunft gegangen. Das Raffineriegeschäft zeige sich in Europa derzeit relativ stabil. Mit Zuwächsen werde aber angesichts der Abkehr von fossilen Rohstoffen nicht gerecht. Das Geschäft für Düngemittel ist stark rückläufig. In Nordafrika sei dagegen noch ein großes Wachstumspotenzial zu sehen, so Peter Richter, nicht nur in Algerien, sondern auch in anderen Staaten wie Libyen oder Ägypten. Die Region werde für das Unternehmen eine wachsende Rolle spielen.
Weitere Investitionen Gerade die Expansion im Ausland sei für die Unternehmensgruppe nur deshalb in dieser form möglich gewesen, weil sie als starken Partner die Sparkasse Niederlausitz in Senftenberg an der Seite gehabt habe, meint Peter Richter. Das enge Verhältnis zwischen dem Kreditinstitut und dem Betrieb sei Voraussetzung für den stabilen Wachstumskurs. Für die internationale Projektfinanzierung assistiert auch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Gut ist auch die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden in der Stadt und im Landkreis Spree-Neiße sowie mit der IHK Cottbus.
Weitere Investitionen Gerade die Expansion im Ausland sei für die Unternehmensgruppe nur deshalb in dieser form möglich gewesen, weil sie als starken Partner die Sparkasse Niederlausitz in Senftenberg an der Seite gehabt habe, meint Peter Richter. Das enge Verhältnis zwischen dem Kreditinstitut und dem Betrieb sei Voraussetzung für den stabilen Wachstumskurs. Für die internationale Projektfinanzierung assistiert auch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam. Gut ist auch die Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden in der Stadt und im Landkreis Spree-Neiße sowie mit der IHK Cottbus.
Dem Standort Lauchhammer bleibt IKR verbunden. „Wir werden hier weiter investieren“, kündigt Peter Richter an. Dabei werde sich das Unternehmen aber breiter aufstellen, auch in andere Sparten gehen. Ein Schritt dazu ist die Übernahme der Autohaus Thomschke GmbH zum 1. Juli 2025. Ab September 2025 wird das mit den Marken des Volkswagenkonzerns verbundene Autohaus unter dem Namen IKR Richter Mobility GmbH geführt. Es gehe dabei um eine Investition in die Mobilität der Zukunft, sagt Peter Richter, um Themen wie autonomes Fahren, moderne Beförderungskonzepte oder Carsharing.
Der Firmensitz der IKR Richter Group ist in Lauchhammer
Nachfolge schon in Sicht
Firmenchef Peter Richter ist ein Familienmensch, seine Frau und sein inzwischen 16-jähriger Sohn sind für ihn sehr wichtig. Im Moment stehen für den Junior die Schule und das Abitur im Vordergrund. „Ich würde mich sehr freuen, wenn er später seine Berufung im Unternehmen sehen würde“, sagt Peter Richter. Allerdings würde er es dann so halten, wie es sein Vater mit ihm gehalten habe. Zunächst müsste es darum gehen, Erfahrungen zu sammeln und sich im Ausland zu beweisen.
FORUM/Ulrich Nettelstroth
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