Der Gesellschaft etwas zurückgeben

Petra Beck berät seit mehr als 10 Jahren erfolgreich Unternehmen in der Hotel- und Gastronomiebranche. Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich als Prüferin bei der IHK. Sie sprach mit uns über ihre Motivation und die Herausforderungen für Frauen in Führungspositionen.
Was war die größte Herausforderung in Ihrer Karriere und wie haben Sie sie gemeistert?
Petra Beck: Die wahrscheinlich größte Herausforderung erfuhr ich gleich am Anfang meiner beruflichen Laufbahn. Mein Berufswunsch zu DDR Zeiten war schon immer Stewardess (heute Flugbegleiterin). Leider wurde mir dieser Wunsch verwehrt. Nicht weil die schulischen Leistungen nicht gut genug waren, sondern weil ich Westverwandtschaft hatte. Aus der Not musste ich dann Kellnerin (heute Restaurantfachfrau) lernen. Ein paar Jahre nach dieser erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung und ein paar Jahren Berufserfahrung als Kellnerin und Oberkellnerin (heute Chef de Rang), wurde mir dann ein Posten an der Rezeption meines damaligen Hotels angeboten. Verbunden war eine weitere 2 jährige Ausbildung zur Empfangssekretärin (heute Hotelfachfrau). Selbstverständlich absolvierte ich auch diese Ausbildung sehr erfolgreich und mit großem Enthusiasmus arbeitete ich fortan an der Hotelrezeption eines großen 4 Sterne Hotels. Der Aufstieg war klassisch von der „einfachen“ Empfangssekretärin, zur Schichtleiterin, zu stellvertretenden und schließlich zu Empfangschefin, später dann Hotelmanagerin. Dazwischen kam die Wende. Und es wurden von der Arbeitsagentur sehr viele, sogenannte „Umschüler“ ins Hotel geschickt, die auf Hotelfachmann umschulen mussten. Sie hatten in ihren alten Berufen leider keine Zukunft mehr. Die meisten der Umschülerinnen waren Stewardessen der Interflug, der staatlichen DDR-Fluggesellschaft! Was für mich also anfangs ein Drama war, weil ich meinen ursprünglichen Berufswunsch nicht ausüben durfte, entpuppte sich 8 Jahre später als ein großer Glücksfall. Denn meine Karriereleiter führte ohne Unterbrechung immer weiter nach oben und mein Beruf machte und macht mir immer noch sehr großen Spaß und wird überhaupt nie langweilig.
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die sich vorstellen können, Unternehmerin zu werden und/oder in ihrem Job durchzustarten?
Einfach machen!!! Wenn man für eine Sache brennt und bereit ist immer diszipliniert und fokussiert auf das Unternehmen zu bleiben, kann Frau nur erfolgreich sein. Immer sich selbst treu bleiben und nicht vom Weg abbringen lassen. Anderen Mitarbeitern, Kollegen, Lieferanten, Geschäftspartnern immer mit Respekt und Freundlichkeit begegnen, dabei professionell bleiben. Man begegnet sich wirklich immer zweimal und niemand mag arrogant und unfreundlich behandelt werden. Grundsätzlich nicht in Problemen, sondern in Lösungen und immer positiv denken!
Gibt es eine Person oder ein Ereignis, das Sie besonders inspiriert hat, Unternehmerin zu werden?
Der lebensältere, sehr erfolgreiche und agile Inhaber einer Hotel- und Gastro-Beratungsfirma, mit dem ich noch heute gelegentlich für Projekte zusammenarbeite.
Wie wichtig ist die Vernetzung (insbesondere mit anderen Unternehmerinnen) untereinander und welche Netzwerke nutzen Sie?
Sehr wichtig! Wann immer ich es zeitlich einrichten kann, nehme ich Einladungen zu Branchentreffen oder Unternehmerinnen-Stammtischen etc. von DEHOGA, Tourismusverbänden und IHKs an.
Wie können Unternehmenskultur und Gesellschaft Frauen noch besser unterstützen, ihre Ziele zu erreichen?
Vermutlich wäre es hilfreich eine verlässliche und erschwingliche Kinderbetreuung zu haben. Kitas dürften keine wochenlangen Schließzeiten haben, nur weil Schulferien sind. Die Schulen sollten bis zu einem bestimmten Kindes-Alter Hortbetreuung anbieten.
Und wie schaffen Sie eigentlich die Balance zwischen herausforderndem Berufs- und erfülltem Privatleben?
Ganz einfach, immer fokussiert bleiben im Job und nach Feierabend entspannen. Da mir mein Beruf auch nach 40 Jahren immer noch große Freude macht, sehe ich ihn gar nicht als Herausforderung, sondern als großes Privileg. Natürlich kann es im Berufsleben auch mal sehr turbulent zugehen, dann hilft mir die Arbeit in meinem Garten, ein Spaziergang in der Natur, meine Katzen oder ein schönes Buch dabei komplett abzuschalten. Gute Freunde und ein verständnisvoller Partner sind ebenfalls sehr hilfreich.
Warum ist Ihnen Ehrenamt wichtig? Worin/wofür engagieren Sie sich?
Ich habe bisher in meinem Leben sehr viel Gutes erfahren. Es ist mir ein Anliegen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Durch das Ehrenamt habe ich dazu Gelegenheit.
Welchen Mehrwert bringt Ihnen die IHK-Prüfertätigkeit?
Ich bleibe informiert und lerne andere engagierte, tolle Menschen und neue Perspektiven kennen. Es bringt mir Freude mein umfangreiches Fachwissen und meine Erfahrung einzubringen.
Wie würden Sie beim Nachwuchs für diese wichtige Tätigkeit werben?
Ich würde Menschen ansprechen, die Berufserfahrung haben und in den Betrieben werben. Man bleibt durch diese Tätigkeit fachlich informiert und kann selbst immer noch dazu lernen. Außerdem ist es eine sehr ehrenvolle und gesellschaftlich wertvolle Aufgabe.

Hintergrund

Die Hotel- und Gastronomieberatung Petra Beck wurde 2014 gegründet. Bei einem Begrüßungsnachmittag der IHK Cottbus für neue Unternehmen im Kammerbezirk hat sich Petra Beck spontan als Prüferin für Hotelfachleute angeboten. Sie ist 59 Jahre und verfügt inzwischen über 40 Jahre Erfahrung in Hotellerie und Gastronomie. Mit ihrer Beratungsfirma gibt sie umfangreiche Fachkenntnisse in allen Bereichen an kleine und mittlere Beherbergungsbetriebe weiter.
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