100 Tage Trump-Regierung: Coburger Unternehmen mit kritischer Bilanz

Seit 20. Januar 2025 ist Donald Trump wieder Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Seitdem der Republikaner in Washington seinen Amtseid abgelegt hat, lösen die teils erratischen Ankündigungen des 47. US-Präsidenten weltweite Unsicherheiten aus. Aber was bedeuten die ersten Amtshandlungen der neuen US-Regierung konkret für die USA, die internationale Handelsgemeinschaft sowie insbesondere für die deutsche Wirtschaft und den Coburger Wirtschaftsraum? Mit welchen Strategien kann unsere regionale Wirtschaft sich auf Trumps protektionistische Handelspolitik einstellen? Im Rahmen einer bayernweiten Umfrage zum Thema „100 Tage Trump“ hat die Industrie- und Handelskammer zu Coburg die Einschätzungen ihrer Mitgliedsunternehmen eingeholt.
Die Stimmung, die sich aus der Umfrage ergibt, ist insgesamt zurückhaltend: Während eine Mehrheit der befragten Unternehmen (46 %) keine Anpassung ihrer US-Strategie plant, zeigt sich ein signifikanter Anteil (37 %) noch unentschlossen und wartet weitere Entwicklungen ab. Auffällig ist, dass mehr Unternehmen eine Reduzierung ihres Engagements in den Vereinigten Staaten (14 %) als eine Erweiterung (3 %) in Betracht ziehen.

Handelshemmnisse und Zölle als zentrale Risikofaktoren

Im Zentrum der Besorgnis stehen die Einführung neuer Handelshemmnisse und die Zunahme protektionistischer Maßnahmen. Besonders negativ bewerten die Unternehmen die Auswirkungen der Strafzölle auf Stahl- und Aluminium, die umfangreiche und komplexe Angaben zu Ursprungs- und Gussländern bei Importwaren verlangen. Bei fehlerhafter oder unterlassener Angabe drohen Strafzölle von bis zu 200 Prozent – eine enorme Herausforderung für exportorientierte Unternehmen, die umfangreiche Anpassungen in Beschaffung, Stammdatenmanagement und internen Prozessen erforderlich macht. Unterm Strich zeichnen die Rückmeldungen aus der Region Coburg ein kritisches Bild: Die protektionistischen Tendenzen der neuen US-Regierung werden als existenzielle Bedrohung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit bewertet. Die Coburger Unternehmen sehen zudem die politische Stabilität, den freien Handel sowie den Weltfrieden insgesamt gefährdet. Angesichts der Entwicklung fordern viele Unternehmen eine stärkere Ausrichtung auf alternative internationale Märkte, insbesondere innerhalb Europas.
„Nach den ersten 100 Tagen der Trump-Regierung sehen sich unsere Unternehmen, die traditionell stark international aufgestellt sind, in der Stadt Coburg mit einer Exportquote von 77 Prozent, mit erheblichen Unsicherheiten und bürokratischen Hürden konfrontiert. Protektionismus, unilaterale Entscheidungen und eine Schwächung des regelbasierten Welthandels gefährden nicht nur einzelne Geschäftsmodelle, sondern auch den wirtschaftlichen Wohlstand ganzer Regionen. Die klare Botschaft unserer Unternehmen lautet: Wir brauchen offene Märkte, verlässliche Rahmenbedingungen und internationale Partnerschaften, die auf Vertrauen und Fairness beruhen.“ Mit diesen Worten fasst Dr. Andreas Engel, Präsident der IHK zu Coburg, die Ergebnisse der aktuellen Umfrage „100 Tage Trump“ zusammen.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen: Auch wenn direkte strategische Anpassungen aktuell noch zurückhaltend erfolgen, bereiten sich viele Unternehmen auf eine zunehmend komplexe und fragmentierte globale Handelslandschaft vor. Das Vertrauen in die USA als verlässlicher Handelspartner hat spürbar nachgelassen. Während die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten Skepsis hervorrufen, richtet sich der Blick vieler Unternehmen verstärkt auf Europa und andere Regionen. Innerhalb Europas werden die größten Chancen und die höchste Stabilität gesehen, was die Bedeutung eines starken europäischen Binnenmarktes zusätzlich unterstreicht.