26.04.2024

DIHK-Umfrage: Was den EU-Binnenmarkt ausbremst

Region Bodensee-Oberschwaben:
Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) bestätigt die Regelungen zur Mitarbeiterentsendung als größten Hemmschuh im EU-Binnenmarkt. Unternehmen aus der Region sind besonders betroffen.
Die Möglichkeiten, die der EU-Binnenmarkt der Wirtschaft bietet, sind enorm – fast zwei Drittel des EU-Warenhandels werden innerhalb der EU abgewickelt. Der weltgrößte Binnenmarkt lebt vom freien Verkehr des Kapitals, der Waren, Personen und Dienstleistungen, ist für die Unternehmen aber immer noch mit zahlreichen Hemmnissen verbunden. Das ergab erneut eine DIHK-Umfrage, bei der sich zahlreiche Unternehmen aus der Region beteiligten. Größtes Ärgernis dabei sind die Regelungen zur Entsendung von Mitarbeitern ins EU-Ausland. Diese sollen dazu dienen, die Arbeitsmärkte in den einzelnen Ländern vor Lohndumping zu schützen, sind allerdings in der Realität für die Unternehmen mit unterschiedlichen Meldeportalen, nationalen Sonderregelungen und teilweise der Verpflichtung verbunden, die Angabe in der jeweiligen Landessprache vorzunehmen. Ein großes Ärgernis ist hier die A1-Bescheinigung, die zur Entsendung der Mitarbeiter benötigt wird. Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), wird deutlich: „Es darf nicht leichter sein, einen Kunden in den USA zu besuchen als einen in Vorarlberg, im Elsass oder irgendwo sonst in der EU. Die Abschaffung der A1-Bescheinigung bei Geschäftsreisen ist dringend notwendig, zunächst zumindest für kurzfristige Geschäftsreisen.“
IHK fürchtet um Attraktivität der EU als Standort und Absatzmarkt
Weitere Probleme identifizierte die Umfrage außerdem bei Themen der grenzüberschreitenden Besteuerung, unübersichtlichen nationalen Umsetzungen von EU-Regelungen und insbesondere beim Thema Ein- und Ausfuhren von und in die EU. Neben Einschränkungen durch das jüngst verabschiedete EU-Lieferkettengesetz benennt die Umfrage dabei auch die geplante Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten, zu sogenannten Konfliktmineralien und den EU-Carbon Border Adjustment Mechanism (CO2-Grenzausgleich CBAM). Besonders kleine und mittlere Unternehmen werden durch den damit verbundenen zusätzlichen Aufwand belastet. „Das bindet unglaublich viel Personal- und Sachressourcen in den Unternehmen und verhindert erforderliche Innovationen“, so der IHK-Präsident. Er appelliert an die Politik: „Dass es immer schwieriger wird, Waren in die EU einzuführen, erschwert nicht nur unseren eigenen Unternehmen das Geschäft, sondern sorgt auch dafür, dass die EU als Absatzmarkt für Unternehmen aus Drittländern immer unattraktiver wird. Ein attraktiver Standort kann aber nicht nur aus Regeln bestehen, sondern muss auch Freiheiten bieten.“
Die DIHK-Umfrage hat 79 Industrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland sowie die deutschen Auslandshandelskammern (AHK) in allen EU-Mitgliedsstaaten zu ihren Erfahrungen mit Hindernissen im Binnenmarkt befragt. Die IHK Bodensee-Oberschwaben hat zahlreiche Beispiele von regionalen Unternehmen zu bürokratischen Hindernissen gemeldet. Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage zu Binnenmarkthindernissen: Dienstleistungen, Waren und Investitionen aus dem Jahr 2024 finden Interessierte hier.

Medieninformation Nr. 37/2024