Position der IHK Bodensee-Oberschwaben zu einem möglichen Biosphärengebiet in der Region
Die Mitglieder der Vollversammlung haben am 22. Oktober 2025 mit breiter Mehrheit bei nur einer Enthaltung einer Aktualisierung der IHK-Position zu einem möglichen Biosphärengebiet in der Region zugestimmt. Grundlage der Entscheidung war eine Neubewertung der bisherigen Chancen-Risiko-Analyse, die auf aktuellen Entwicklungen, neuen Erkenntnissen und ergänzenden Informationen basiert.
Im Zuge des Entscheidungsprozesses wurden die unterschiedlichen Positionen und Interessen umfassend angehört. Dabei flossen Rückmeldungen aus der Mitgliedschaft und aus Ausschüssen ebenso ein wie Erkenntnisse aus den Entwicklungen der letzten Jahre und über mögliche wirtschaftliche Effekte. Das Ergebnis dieser Betrachtung zeigt, dass ein mögliches Biosphärengebiet im Hinblick auf Wirtschaft und Nachhaltigkeit ein ausgewogenes Chancen-Risiko-Verhältnis aufweist, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Zugleich wurde jedoch deutlich, dass Überschneidungen und Mehrfachstrukturen möglich sind, während zahlreiche ermittelte Chancen auch ohne die mit einem Biosphärengebiet verbundenen Strukturen realisiert werden können.
Nach Abwägung aller Aspekte kommt die Vollversammlung zu dem Schluss, dass ein Biosphärengebiet aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive nicht das geeignete Instrument für die regionale Wirtschafts- und Strukturentwicklung darstellt. Zwar bestehen innerhalb der Mitgliedschaft unterschiedliche Einschätzungen, die Mehrheit sieht jedoch in anderen Ansätzen ein höheres Potenzial für die nachhaltige und wirtschaftliche Stärkung der Region.
Die Region ist durch eine leistungsfähige Industrie- und Technologiebasis geprägt, die im Einklang mit einer hochwertigen Naturlandschaft, starkem Tourismus und weiteren Standortfaktoren steht. Mit einer jährlichen Bruttowertschöpfung von rund 30 Milliarden Euro und Investitionen in Forschung und Entwicklung von etwa einer Milliarde Euro zählt sie zu den wirtschaftlich starken Regionen des Landes. Die regionale Wirtschaft bekennt sich klar zu Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen, investiert in Ressourceneffizienz und Umweltschutz und exportiert weltweit nachhaltige Technologien.
Darüber hinaus verfügt die Region über eine Zukunftsstrategie, in der zahlreiche Institutionen gemeinsam an Themen wie Künstlicher Intelligenz, industrieller Bioökonomie oder nachhaltiger Regionalentwicklung arbeiten, hierzu Projekte initiieren, geeignete Förderinstrumente nutzen und die Umsetzungsmaßnahmen in effizienter Arbeitsteilung koordinieren.
Die Vollversammlung betont, dass die Entscheidung keine Ablehnung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen darstellt. Vielmehr sollen die im Prüfprozess gewonnenen Erkenntnisse und Ideen gezielt über bestehende Strukturen weiterverfolgt und etablierte Instrumente zur Finanzierung und Förderung genutzt werden. Damit können konkrete Projekte und Maßnahmen unterstützt werden, die sowohl zur Erreichung der Umwelt- und Klimaschutzziele als auch zur langfristigen Stärkung des Wirtschaftsstandorts beitragen.
