Rohstoffabbau in der Region

IHK-Studie "Wirtschaftliche Bedeutung des Rohstoffabbaus in der Region Bodensee-Oberschwaben und Betrachtung der Planungszeiträume"

Der Abbau von Gesteinsrohstoffen (Kies, Sand, Kalk) in der Region Bodensee-Oberschwaben gab zuletzt vermehrt Anlass zu öffentlichen Diskussionen und Kritik. Stein des Anstoßes sind vor allem die Eingriffe in die Natur und die mit einem Abbau verbundenen Verkehrsbelastungen. Gleichwohl sind die Bevölkerung, die öffentliche Hand und die Wirtschaft auf diese Rohstoffe angewiesen. Wir brauchen sie für den Wohnungsbau, öffentliche Gebäude wie Schulen und Krankenhäuser, aber auch für Straßen und Schienenwege, ja selbst für Windkraftanlagen.
Anlässlich der jüngsten öffentlichen Debatte und vor dem Hintergrund des in Überarbeitung befindlichen Regionalplans Bodensee-Oberschwaben, der für die nächsten Jahrzehnte die Weichen für den Rohstoffabbau stellt, hat die IHK Bodensee-Oberschwaben daher die vorliegende Studie in Auftrag gegeben. Sie unternimmt eine Bestandsaufnahme zum Angebot und zur Nachfrage nach Gesteinsrohstoffen und beleuchtet die wirtschaftliche Bedeutung und Rahmenbedingungen für den Rohstoffabbau. Sie basiert auf Daten der amtlichen Statistik sowie auf einer Umfrage unter den rohstofffördernden Unternehmen in der Region. Zudem liegen der Studie Expertengespräche auch mit Vertretern des Regionalverbands und des Natur- und Umweltschutzes zugrunde. 

Regionale Rohstoffversorgung: verbrauchernah ist umweltschonend

  • 74 Prozent der in der Region abgebauten Gesteinsrohstoffe werden in einem Radius von maximal 35 Kilometer um die Abbaustätte verwendet.
  • Hauptvorkommen in Bodensee-Oberschwaben: Kies und Sand. Weitere wichtige Gesteinsrohstoffe wie Zement und Natursteine werden importiert, zum Teil aus Österreich und der Schweiz.
  • Der Transport findet bei diesen geringen Distanzen deutschlandweit überwiegend per Lkw über die Straße statt. Grund sind die im Vergleich zum Materialwert hohen Transportkosten. Die Transportwege wären länger und Ver kehrsbelastungen größer, würden Kies und Sand nicht mehr vor Ort abgebaut, sondern müssten von außerhalb der Region importiert werden.

Wirtschaftliche Bedeutung: regionale Familienbetriebe, hohe Investitionen

  • Insgesamt besteht die rohstoffgewinnende Industrie in der Region Bodensee-Oberschwaben aus etwa 30 Betrieben, die in circa 60 Abbaustätten jährlich rund 9 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe fördern.
  • Für die kommenden Jahre wird aufgrund der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung mit einem konstanten bis leicht steigenden Bedarf an mineralischen Rohstoffen in der Region gerechnet.
  • In den örtlichen Rohstoffbetrieben sind insgesamt etwa 1.050 Personen beschäftigt, davon sind rund 60 Prozent (600) direkt im Abbau tätig. Viele Betriebe werden schon seit mehreren Generationen als Familienbetriebe geführt.
  • Die wichtigsten Abnehmer der Rohstoffe sind der Bausektor (Tief- und Hochbau) sowie das Verarbeitende Gewerbe.
  • Der Rohstoffabbau ist mit vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweigen verbunden, die ihrerseits Wertschöpfung in der Region schaffen. Dazu gehören unter anderem Lieferanten von Maschinen, Transportunternehmen, Energieproduzenten oder zahlreiche Dienstleistungsbetriebe wie Ingenieurbüros und Beratungsfirmen zur Planung, Genehmigung oder Renaturierung.
  • Insgesamt generiert jedes direkt im Rohstoffabbau vorhandene Beschäftigungsverhältnis 2,28 weitere Arbeitsplätze, so dass der Gesamteffekt bei fast 2.000 Arbeitsplätzen liegt.

Rohstoffexport: geringe Bedeutung

  • Importe und Exporte spielen im Bereich Kies und Sand aufgrund der in Relation zu den Materialkosten sehr hohen Transportkosten nur eine untergeordnete Rolle.
  • Die Ausfuhren von Steinen und Erden aus Baden-Württemberg haben sich seit dem Jahr 2009 zwischen 5 und 6 Millionen Tonnen eingependelt. Gemessen an der gesamten Produktionsmenge von mineralischen Rohstoffen liegen die Exportanteile im Durchschnitt der letzten Jahre bei etwa 8 Prozent. Die größten Exportländer sind die Schweiz und die Niederlande.
  • Für Exporte speziell aus der Region Bodensee-Oberschwaben gibt es keine Statistiken. Die generell kurzen Transportdistanzen und die Tatsache, dass die Region an keiner Stelle eine direkte Außengrenze hat (vor allem nicht zur Schweiz, dem wichtigsten baden-württembergischen Exportland für Steine und Erden) sprechen aber dafür, dass die Exportanteile der Region allenfalls auf dem Durchschnitt für Baden-Württemberg liegen.
  • Die Einfuhren liegen im Schnitt der letzten Jahre bei 3 bis 4 Millionen Tonnen. Größte Importländer sind Frankreich und die Schweiz.

Die IHK Bodensee-Oberschwaben fordert

  • eine enge Zusammenarbeit von Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB), Unternehmen und Regionalverband bei der Erkundung neuer Flächen für die Rohstoff­ versorgung.
  • den Erhalt der regionalen, verbrauchernahen Rohstoffversorgung aus ökologischen und ökonomischen  Gründen.
  • keine Kirchturmpolitik bei der Entscheidung über Abbau­ und Sicherungsflächen zu be­treiben.
  • die Diskussion über die Themen Flächeninanspruchnahme, Umwelt­ und Verkehrsbelastung, Export und Import sachlich, fair und unter Berücksichtigung vorliegender Fakten zu führen.
  • zeitnahe und transparente Entscheidungen in Genehmigungsverfahren über Abbauflächen.
  • Investitionssicherheit durch langfristige Planungszeiträume zur Sicherung der Rohstoff­ vorkommen.
  • Verfahrenssicherheit, indem der Regionalplan über seine Gültigkeit hinaus die Rohstoff­ versorgung sicherstellt und so aufwändige Ersatzverfahren vermieden werden können.
  • mehr Transparenz, rechtzeitige und breite Öffentlichkeitsarbeit bei Abbauvorhaben seitens der rohstoffabbauenden Unternehmen.
  • eine Anerkennung der wirtschaftlichen Bedeutung der Rohstoffbranche.
Die Kurzfassung der IHK-Kiesstudie sowie die ausführliche Langfassung können Sie bei der IHK Bodensee-Oberschwaben anfordern.