DIHK-Sonderauswertung zu Auslandsinvestitionen 2025

Deutschlands Industrie zieht es zunehmend aus Kostengründen ins Ausland. Hohe Energie und Arbeitskosten sowie unvorteilhafte wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen schmälern die Attraktivität des Standorts Deutschland.
Geopoltische Spannungen und eine schwache Konjunktur setzen die Unternehmen zusätzlich unter Druck. Dies zeigt die aktuelle DIHK-Konjunkturumfrage zu den Auslandsinvestitionen. Von den rund 1.700 befragten auslandsaktiven Industrieunternehmen planen 40 Prozent Investitionen im Ausland – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (42 Prozent). Bei den Investitionen geht es nicht mehr vorrangig um die Erschließung neuer Märkte, sondern vor allem um Kostensenkungen. Tatsächlich erreicht das Kostenmotiv mit 35 Prozent den höchsten Wert seit der Finanzkrise 2008. Besonders kleinere Industriebetriebe haben es derzeit schwer, sich international zu engagieren: Nur noch 30 Prozent der Unternehmen mit bis zu 200 Beschäftigten planen Investitionen im Ausland (Vorjahr: 31 Prozent). Vor der Corona-Pandemie lag dieser Anteil noch zwischen 35 und 39 Prozent. Bei großen Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten bleibt das Niveau hoch (80 Prozent nach 81 Prozent im Vorjahr).

Standort Deutschland unter Druck

Der Vergleich zwischen Inlands- und Auslandsinvestitionen verdeutlicht die aktuellen Herausforderungen am Standort Deutschland: Während mehr Unternehmen Investitionen im Ausland ausweiten, ist es um die Investitionsbereitschaft im Inland schlecht bestellt: Zwei von fünf Unternehmen in der Industrie wollen ihre Investitionen hierzulande zurückfahren. Der Abstand zwischen beiden Entwicklungen vergrößert sich weiter – das zeigt die zunehmenden Standortnachteile Deutschlands in frappierender Weise auf.

Wandel bei den Investitionsmotiven: Kostensenkung im Fokus

Traditionell dienten Auslandsinvestitionen lange Zeit vor allem der Markterschließung. Diese Motivation bleibt relevant, liegt aber mit 30 Prozent nur noch auf dem langjährigen Durchschnittsniveau. Erstmals liegt dieses Motiv gleichauf mit den Aufwendungen für den Aufbau von Vertrieb und Kundendienst – den klassischen Auslandsinvestitionen zur Unterstützung von Exporttätigkeiten von Zuhause. Kostensparen rückt stärker in den Fokus: 35 Prozent der Unternehmen investieren vorrangig, um ihre Ausgaben zu senken – ein Spitzenwert seit 2008. Hohe Energiepreise setzen vor allem energieintensive Unternehmen unter Druck: Drei von vier Betrieben (76 Prozent) sehen darin ein großes Geschäftsrisiko. Viele ziehen daraus ihre Konsequenzen – sie investieren verstärkt dort, wo die Kosten geringer sind.

Verschiebung der Zielregionen: Amerika im Aufwind

Die Zielregionen deutscher Auslandsinvestitionen verschieben sich zunehmend. Zwar bleibt die Eurozone mit 64 Prozent der Nennungen weiterhin die wichtigste Region, doch Nordamerika gewinnt an Bedeutung. Der Anteil der Unternehmen, die dort investieren wollen, steigt von 45 auf 48 Prozent. Besonders im Maschinen- und Fahrzeugbau erreicht der Anteil mit über 60 Prozent einen Rekordwert. Neben den Marktchancen spielen hier auch niedrige Energiekosten und lokale Vorschriften eine wichtige Rolle. Zudem machen “Local Content”-Regeln und die Gefahr von Handelskonflikten eine Präsenz in Nordamerika –
insbesondere in den USA – zunehmend attraktiv, um potenzielle Zollstreitigkeiten abzumildern. Während die Diversifizierung in den asiatisch-pazifischen Raum zuletzt zunahm, stößt dieser Trend nun an seine Grenzen. Der Rückgang der Investitionen in dieser Region zeigt, dass Unternehmen zunehmend vorsichtiger agieren. In China planen nur noch 31 Prozent der Unternehmen Investitionen – nach 33 Prozent im Vorjahr. Noch deutlicher ist der Rückgang im übrigen asiatisch-pazifischen Raum ohne China: Hier sinkt der Anteil von 33 auf 21 Prozent. Der schleichende Rückzug aus dem chinesischen Markt setzt sich fort. Umso wichtiger sind belastbare Freihandelsabkommen, um den Zugang zu den dynamischen Märkten Ostasiens wie beispielsweise Indien und Indonesien zu erleichtern und langfristige Investitionssicherheit zu schaffen.

Handlungsbedarf für den Standort Deutschland

Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage zeigen, dass deutsche Industrieunternehmen aufgrund hoher Kosten und unsicherer Rahmenbedingungen gegenwärtig Auslandsstandorte favorisieren. Besonders besorgniserregend ist, dass Unternehmen, die aus Kostengründen im Ausland investieren, auch ihre inländischen Investitions- und Beschäftigungspläne drastisch reduzieren.
Quelle: DIHK