Sondergebiete: Ausfuhr oder innergemeinschaftliche Lieferung?

Lieferungen in Sondergebiete werfen oft Fragen zu Ausfuhr, innergemeinschaftlicher Lieferung, Ausfuhranmeldung und Rechnungsstellung auf. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die wichtigsten Sondergebiete der EU, deren umsatzsteuer- und zollrechtliche Behandlung sowie spezielle Regeln für Andorra und San Marino.

Gebiete, die weder zum Zollgebiet noch zum Mehrwertsteuergebiet der EU gehören

Sendungen in Gebiete wie die Inseln Färöer, Gibraltar oder Helgoland werden wie Sendungen in ein Drittland behandelt. Für Anmeldung und Rechnung gilt:
  • Ausfuhranmeldung (Code: EX)
  • umsatzsteuerfreie Lieferung mit Ausfuhrnachweis (ATLAS-Ausgangsvermerk oder Alternativ-Nachweis)

Gebiete, die zum Zollgebiet, aber nicht zum Mehrwertsteuergebiet der EU gehören

Für Sendungen auf Gebiete wie die Kanarischen Inseln oder die überseeischen französischen Departements gelten folgende Regeln:
  • Ausfuhranmeldung (Code: CO)
  • umsatzsteuerfreie Lieferung mit Ausfuhrnachweis (ATLAS-Ausgangsvermerk oder Alternativ-Nachweis)
  • Nachweis des Unionscharakters der Waren über T2L-Daten beziehungsweise T2LF-Daten

Andorra und San Marino

Zwischen der Europäischen Union (EU) und Andorra sowie San Marino besteht eine Zollunion. Das bedeutet, dass die meisten Waren sich zollfrei zwischen den Gebieten bewegen können. Ausgenommen sind im Warenverkehr mit Andorra Waren der Kapitel 1-24, mit San Marino EGKS-Waren. Für den Warenverkehr gelten folgende Regeln:
  • Ausfuhranmeldung; Hinweis für Lieferungen nach San Marino: EU-Ausgangszollstelle ist Rimini
  • umsatzsteuerfreie Lieferung mit Ausfuhrnachweis (ATLAS-Ausgangsvermerk oder Alternativ-Nachweis)
  • Nachweis des Unionscharakters der Waren über T2L-Daten beziehungsweise T2LF-Daten

Tabellarische Übersicht der Sondergebiete

Territorien Umsatzsteuerrechtliche / Verbrauchsteuerrechtliche Behandlung Zollrechtliche Behandlung
Andorra Drittlandsgebiet Zollunion
Akrotiri, Dhekalia (Hoheitsgebiete GB)
werden auch über den 1. Januar 2021 hinaus als Unionsgebiet behandelt
Unionsgebiet Unionsgebiet
Ålandinseln (FI) Drittlandsgebiet Unionsgebiet
Aruba, Curacao, St. Martin (niederländischer Teil), Bonaire, Saba, St. Eustatius (niederländischer Teil) Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Azoren (PT) Unionsgebiet Unionsgebiet
Balearen (ES) Unionsgebiet Unionsgebiet
Berg Athos (GR) Drittlandsgebiet Unionsgebiet
Ceuta, Melilla (ES) Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Campione d’Italia sowie der zum italienischen Hoheitsgebiet gehörende Teil des Luganer Sees (IT) Drittlandsgebiet
(Verbrauchssteuer: seit 1. Januar 2020 Unionsgebiet
Unionsgebiet
Faröer Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Fürstentum Monaco Unionsgebiet (wie Umsätze mit Herkunft Frankreich zu behandeln) Unionsgebiet
Gibraltar (GB) Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Grönland Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Insel Helgoland,
Gebiet von Büsingen (DE)
Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Insel Man (GB)
Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Kanalinseln (GB) Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Kanarische Inseln (ES) Drittlandsgebiet Unionsgebiet
Livigno (IT) Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Madeira (PT) Unionsgebiet Unionsgebiet
San Marino Drittlandsgebiet
Verbrauchsteuer: Unionsgebiet
Zollunion
überseeische französische Departements: Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guayana, Réunion, St. Martin (frz. Teil), Mayotte (FR) Drittlandsgebiet Unionsgebiet
überseeische französische Gebietskörperschaften und Gebiete: Neukaledonien, St. Barthélemy, Saint-Pierre, Miquelon, Wallis und Futuna, Französisch-Polynesien Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Vatikan Drittlandsgebiet Drittlandsgebiet
Quelle: IHK Region Stuttgart