Übersicht über bestehende Handelsabkommen
Wegen aufwendiger Zollbürokratie nutzen viele Unternehmen die Zollvorteile von EU-Handelsabkommen nicht vollumfänglich aus. In folgendem Ideenpapier beschreibt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Lösungsansätze.
Die Ursprungsregeln zu einem bestimmten Stichtag können Sie für Ihre konkrete Ware auf der Webseite des Zolls Warenursprung und Präferenzen (WuP online) recherchieren.
Im Außenhandel können auf Grund von Abkommen zahlreiche Zollvorteile (Präferenzen) in Anspruch genommen werden. Man unterscheidet zwei Formen der Präferenz:
Freiverkehrspräferenz
Voraussetzung für den Zollvorteil ist,
- dass sich die Waren im sogenannten zollrechtlich freien Verkehr befinden, das heißt, sie wurden bereits verzollt und versteuert.
Bei der Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners fällt kein weiterer Zoll an.
Ursprungspräferenz
Voraussetzung für den Zollvorteil ist,
- dass in der Europäischen Union (EU) mehr als eine Minimalbehandlung stattfindet
- dass die Waren die jeweils vorgeschriebenen Be- und Verarbeitungsschritte erfüllen (Ursprungsregel), um den präferenziellen Ursprung zu erreichen.
Lässt sich der Ursprung nachweisen, erfolgt die Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners zollbegünstigt oder zollfrei.
Ursprungsregeln
Die jeweils unterschiedlichen Ursprungsregeln lassen sich auf Basis der Zolltarifnummer der Ware im Präferenzportal des Zolls (WuP Online) recherchieren. Diese müssen erfüllt sein.
Ursprungsnachweise
Der präferenzielle Ursprung ist beim Grenzübertritt nachzuweisen. Dies geschieht entweder mit einer im Wortlaut vorgeschriebenen Ursprungserklärung/ Erklärung zum Ursprung auf einem Handelsdokument (bis 6.000 Euro Sendungswert) oder mit einer Warenverkehrsbescheinigung (EUR.1 oder EUR-MED). Unternehmen, die eine Bewilligung als Ermächtigter Ausführer oder eine Registrierung als REX haben, können die Ursprungserklärung in unbegrenzter Höhe abgeben. Sie benötigen keine Warenverkehrsbescheinigung, tragen dafür aber die für das jeweilige Abkommen maßgebliche Bewillungsnummer in die Ursprungserklärung ein.
Viele Handelsabkommen verzichten ganz auf die EUR.1 und sehen als Präferenznachweis nur noch die Ursprungserklärung auf der Rechnung vor. Für Sendungen über 6.000 Euro ist
-
die Bewilligung als Ermächtigter Ausführer (Südkorea) oder
-
die Registrierung als Registrierter Exporteur (REX) (Kanada, Japan, ÜLG (10.000 Euro), Vietnam, Vereinigtes Königreich, Singapur, Côte d’Ivoire, Ghana, Neuseeland (seit 1.5.2024) vorgesehen.
Chile stellt zum 1.2.2025 auf den REX um. EUR.1 und Ermächtigter Ausführer gelten dann nicht mehr als Nachweis.
Der Zoll informiert mit dem Internetartikel Allgemeines zum REX. zu den Voraussetzungen und der Registrierung.
Handelsabkommen auf einen Blick
Grafische Darstellung
Diese grafische Übersicht der bestehenden Abkommen veranschaulicht die Präferenzbeziehungen zwischen der EU und seinen Handelspartnern. Aktuelle Änderungen sind grün hinterlegt.
Eine tabellarische Darstellung:
Symbol | Bedeutung |
---|---|
+ | zusätzlich vom Allgemeinen Präferenzsystem (APS) erfasst. Hinweis: entfällt falls ein gegenseitiges Abkommen besteht. |
> | einseitige Präferenzgewährung beim Import in die EU |
< | einseitige Präferenzgewährung beim Import in das jeweilige Land |
<> | gegenseitige Präferenzgewährung |
F | Freiverkehrspräferenz |
U | Ursprungspräferenz |
EzU | Ursprungserklärung/ Erklärung zum Ursprung |
EA | Ermächtigter Ausführer |
REX | Registrierter Exporteur |
Ländergruppe, Land oder Gebiet (in nicht alphabetischer Folge) |
APS | einseitig/ gegenseitig | Art der Präferenz | Präferenznachweis |
Andorra (Waren der Kap. 25-97) | <> | F | ||
Andorra (Waren der Kap. 1-24) | <> | U | EzU, EUR.1 (für Waren der Kap. 1-24) | |
Andorra (Tabakwaren der HS-Positionen 2402 und 2403) | < | F | ||
San Marino | <> | F |
T2,T2F, T2L, T2LF, PoUS
|
|
Island Norwegen Liechtenstein |
<> <> <> |
U U U |
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Schweiz | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Nordmazedonien | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Türkei (Waren der Handelsregelung für Agrarerzeugnisse) |
<> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Türkei (EGKS-Waren) | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Türkei (sonstige Waren, Regelfall) | <> | F | A.TR/LE-TR | |
Israel | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Westjordanland und Gazastreifen | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Ägypten Jordanien Libanon (Syrien) |
<> <> <> > |
U U U U |
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Algerien Marokko Tunesien |
<> <> <> |
U U U |
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Ceuta und Mellila | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA | |
Färöer | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Chile
|
|
<>
|
U
|
EzU, EUR.1 oder EA/ 1.02.2025: EzU, REX
|
Mexiko | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA | |
CARIFORUM | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA | |
Überseeische Länder und Gebiete (ÜLG) | + | <; z.T.<> | U | EzU, REX |
APS (least developed countries LDC) | + | > | U | EzU mit APS-Wortlaut, REX |
APS (other beneficiary countries OBC) | + | > | U | EzU mit APS-Wortlaut, REX |
MAR (AKP): bestimmte Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks |
+ | > | U | EzU, EUR.1 |
Bosnien-Herzegowina | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Serbien Montenegro Kosovo |
<> <> <> |
U U U |
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Albanien | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Georgien | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Republik Moldau | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
Ukraine | <> | U | EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA | |
West-Pazifik-Staaten (zur Zeit Fiji, Papua-Neuguinea und Samoa) | z.T. | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA |
Republik Korea (Südkorea) | <> | U | EzU, EA | |
CAS-Staaten (zur Zeit Kamerun) | z.T. | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA |
ESA-Staaten | z.T. | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA |
Cote d´Ivoire (Elfenbeinküste) | + | <> | U | EzU, REX |
Andenstaaten (Peru, Kolumbien, Ecuador) | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA | |
CAM-Zentralamerika (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama) | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA | |
SADC-WPA-Staaten (Botsuana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Südafrika, Eswatini) | z.T. | <> | U | EzU, EUR.1 oder EA Mosambik: EzU. REX |
Ghana | + | <> | U | EzU, REX |
Kanada | <> | U | EzU, REX | |
Japan | <> | U | EzU, REX | |
Singapur | <> | U | EzU, REX | |
Vietnam | + | <> | U | EzU, REX (in der EU ausgestellte Nachweise) EzU, EUR.1 (in Vietnam ausgestellte Nachweise) |
Vereinigtes Königreich (GB) | <> | U | EzU, REX | |
Neuseeland (ab 01.05.2024) | <> | U | EzU, REX | |
Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC), zur Zeit Kenia, seit 1. Juli 2024
|
+
|
<>
|
U
|
EzU, EUR.1, EA
|
Die Mitglieder der Ländergruppen können sie im Portal Warenursprung und Präferenzen Online sehen.
Quelle: IHK Region Stuttgart