Energiewende praxisorientiert umsetzen

In den letzten Jahren haben Informations-, Berichts- und Meldepflichten deutlich zugenommen. Gesetze und Förderprogramme müssen den Unternehmen Planungs- und Investitionssicherheit geben. Ansonsten werden Fachkräfte gebunden, die jedoch dringend für die technische Umsetzung der Energiewende benötigt werden. Die nachfolgend aufgeführten Punkte behindern beispielhaft schnelle Umsetzungen in der Praxis.
Ausbau der erneuerbaren Energien
Gesetzliche Vorgaben und die erhöhte Komplexität führen immer wieder zu Unsicherheiten bei Investoren und bei der Umsetzung. Die Vorgaben verzögern unnötigerweise eine schnelle Umsetzung.
  • Erweiterungen von bestehenden Photovoltaikanlagen führen zu Bestandsänderungen und damit auch zu komplett neuen Anforderungen an die Bestandsanlagen (zum Beispiel übergeordnete Netzdienlichkeit kann zum Austausch aller Bestandswechselrichter führen)
  • Die Anforderungen des Anlagenzertifikats größer als 135 kVA Erzeugerleistung sollte überdacht werden, da Anschlussarbeiten von den Energieversorgungsunternehmen zugelassenen Installationsbetrieben ausgeführt werden. Eine Anhebung der Mindestgrenze zum Beispiel auf 500 kVA würde die Inbetriebnahme von Anlagen wesentlich beschleunigen (zusätzliche Kosten zwischen 8.000 Euro und 15.000 Euro, Wartezeit 1 bis 2 Jahre)
Lieferung von Strom aus erneuerbaren Energien auf gleichem oder benachbartem Gelände:
Mit dem Wegfall der EEG-Umlage hat sich bereits eine wesentliche Vereinfachung für Drittstrombelieferungen ergeben. Eine weitere Vereinfachung wäre der Wegfall der Anmeldung als Energieversorgungsunternehmen beim örtlichen Hauptzollamt. Zumindest wäre eine Einführung einer Grenze zum Beispiel von 100 kW-Peak Erzeugungsleistung eine weitere Vereinfachung.
Viele Betriebe haben erneuerbare Energien auf dem Betriebsgelände ausgebaut. Wenn sie jedoch mehr Grünstrom erzeugen als sie brauchen und mit dem Rest Tochterfirmen oder Nachbarbetriebe beliefern möchten, gilt das in Deutschland nicht als Eigenversorgung und Bedarf der Registrierung als Stromlieferant. Hier muss eine Bagatellgrenze ermöglicht werden.
Marktstammdatenregister:
Für Balkon- oder Mini-PV-Anlagen (Grenze 600 Watt AC) sollte ein vereinfachtes Verfahren ermöglicht werden innerhalb des Erfassungsregister. Der Aufwand für diese Anlagen ist sehr umfangreich und es besteht das Risiko, dass eine große Anzahl von Anlagen nicht gemeldet wird und somit mittelfristig zusätzliche Risiken für die Netzstabilität entstehen können. Ein vereinfachtes niederschwelliges Angebot ist zwingend erforderlich im Sinne der Betreiber, der Installateure und Netzbetreiber.
Energie-Förderprogramme
Förderprogramme müssen längerfristig angelegt sein, um eine verlässliche Planung und Umsetzung zu ermöglichen. Nur so ist eine Investitionssicherheit gegeben. Verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen erfordert wieder erhöhte Anstrengungen. Ständige Änderungen führen zum Verdruss bei Investoren und damit zur Reduktion der gewünschten Sanierungsquote. Praxisbeispiele waren in der jüngsten Vergangenheit kurzfristige Änderungen bei der Bundesförderung für effiziente Gebäude. Änderungen wurden teilweise mit einer Vorlaufzeit von einem Tag kommuniziert.
  • Förderprogramme sollten im Vorfeld so ausgestaltet werden, dass diese über Jahre Gültigkeit haben und kurzfristige Änderungen damit entfallen können
  • Angemessene Übergangsfristen müssen sichergestellt sein
  • Widersprüche bei Bescheiden liegen zum Teil über einem Jahr beim Fördermittelgeber. Hier müssen Antworten in einem angemessenen Zeitraum beantwortet werden.
  • Unbedenklichkeitsbescheinigungen sollten bei allen Förderprogrammen zumindest angedacht werden oder in einer angemessenen Zeit zur Verfügung stehen. Bei den aktuellen dynamischen Preisentwicklungen werden Förderungen von 20 Prozent teilweise in der aktuellen Krisensituation beziehungsweise Marktlage wieder aufgezehrt.
Nur Verlässlichkeit für zu einer gesicherten Umsetzung von Projekten.
Energiemanagementsystem
  • Ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 kann strukturiert zu kontinuierlichen Verbesserungen von Energieeinsparungen beitragen und haben einen großen Nutzen für die Betriebe. Nach mehreren Jahren Betrieb steht der Aufwand und Nutzen oftmals für Unternehmen in keinem Verhältnis mehr. Der Blick geht immer mehr in die wissenschaftliche Dokumentation und immer weniger auf die Effizienzverbesserung im Betrieb
  • Komplexität und Aufwand für die Erfassung von Kennzahlen müssen zukünftig wieder verringert werden