Schnelles Internet für sauberes Geschirr

In diesem Praxisbeispiel erfahren Sie, welche Rolle eine leistungsfähige Breitbandversorgung bei der flächendeckenden Etablierung von Pay-per-Use Geschäftsmodellen spielt.
Dieser Artikel war Teil der im IHK-Magazin Die Wirtschaft zwischen Alb und Bodensee im Jahr 2019 veröffentlichten Serie zum Thema Breitbandversorgung.
Die Winterhalter Gastronom GmbH ist ein Global Player und Gesamtsystemanbieter für Spültechnik. „Seit einigen Jahren haben wir unter dem Label Connected Wash auch vernetzte Produkte im Einsatz, bei denen alle wichtigen Betriebsdaten erfasst, analysiert und der Spülprozess sowie Betriebsabläufe optimiert werden“, berichtet Geschäftsführer Ralph Winterhalter. „Mit Pay per Wash bieten wir außerdem ein Geschäftsmodell an, bei dem der Kunde pro Spülvorgang bezahlt, anstatt die Geräte und das Zubehör zu kaufen.“ Damit gehört Winterhalter zu den Vorreitern bei der Entwicklung sogenannter Pay-per-Use-Bezahlmodelle, die vielfach auf vernetzten Produkten mit Anbindung an das Internet of Things (IoT) basieren.
Derartige Produkte und die darauf aufbauenden Geschäftsmodelle sind jedoch auf eine flächendeckende Verfügbarkeit von schnellem Internet angewiesen. In vielen Fällen fehlt es aber an der hierfür erforderlichen Breitbandinfrastruktur, denn oft ist weniger die Versorgung am Standort des Herstellers oder Anbieters entscheidend, sondern vielmehr der kundenseitige Anschluss.
Der Breitbandausbau wird vor allem privatwirtschaftlich vorangetrieben. Große Förderprogramme beflügeln zwar Ausbau und Wettbewerb, bringen jedoch immer auch das Risiko mit sich, dass angesichts von Fachkräftemangel und Kapazitätsengpässen die Ausbaukosten steigen und Ausbauvorhaben nicht mehr realisierbar sind. Parallel zum Ausbau muss daher auch die Zahlungs- und Nutzungsbereitschaft für Breitbandanschlüsse steigen.
Ralph Winterhalter weist in diesem Zusammenhang auf die große Verantwortung jedes Internetnutzers und Unternehmers hin: „Gigabit-Internet für 10 Euro im Monat wird es auf absehbare Zeit nicht geben. Wenn alle auf einen Ausbau über Steuergelder warten, wird dieser sicher nicht schneller oder günstiger.“ Rechne man jedoch den Nutzen von IoT-Produkten und -Services gegen, dürfe der Internetanschluss auch mehr kosten. Denn wenn man etwa durch Betriebsdatenanalysen und Prozessoptimierungen Spülgänge einsparen könnte, würde dies auch zu einer Reduktion der Kosten führen. Connected Wash alleine könne den Breitbandausbau natürlich nicht beschleunigen, die Summe aus Tausenden digitalen Geschäftsmodellen hingegen schon: „Dafür muss der Staat aber beim Breitbandausbau endlich in Jahren anstelle von Jahrzehnten denken“, so Ralph Winterhalter. Anstelle eines Masterplans nehme er bislang jedoch eher eine Abschiebung der Verantwortung zu den Kommunen und ein kleinteiliges Nachsteuern bei Regulierung und Rechtsrahmen wahr. So sei etwa die bisherige Aufgreifschwelle von 30 MBit/s, oberhalb derer keine Ausbauförderung erfolgen darf, angesichts der heutigen Datenmengen völlig realitätsfern.
Können auch Sie über ein erfolgreiches Beispiel bei der Nutzung von Breitband-Internet als Basis für innovative Geschäftsmodelle berichten? Dann freuen wir uns über einen kurzen formlosen Hinweis an den genannten Ansprechpartner.